Ju-Jutsu-Kämpferin Katharina Kienitz aus Norderstedt ist amtierende U15-Weltmeisterin. Die zwei Jahre jüngere Lea könnte bald nachziehen

Norderstedt. „Niemals gegeneinander“, das haben die beiden Profiboxer Vitali und Wladimir Klitschko einst ihrer Mutter Nadesha versprochen, und daran halten sich die beiden Schwergewichtsweltmeister auch. Dass die Brüder auf ein direktes Duell verzichten und freiwillig „kneifen“, hat ihren Karrieren nicht geschadet. Alle fünf Gürtel sind fest in der Hand der beiden Ukrainer, Vitali ist WBC-Champion, Wladimir hat die WBA-, IBO- und IBF-Meisterschaft und auch den Vereinigungstitel der WBA gewonnen.

Den Luxus, sich im Wettkampf aus dem Weg zu gehen, können sich die beiden Schwestern Lea, 12, und Katharina Kienitz, 14, nicht leisten. Seit sieben Jahren sind beide im Norderstedter Verein Kodokan aktiv und betreiben Ju-Jutsu mit Leidenschaft. Gegnerinnen zu finden ist für die beiden recht zierlichen Teenager nicht immer einfach. „Bei den Landesmeisterschaften in der Falkenberghalle im März war die Gewichtsklasse bis 36 Kilogramm nicht besetzt, ich musste eine Kategorie höher starten. Und da wartete meine Schwester Katharina“, erzählt Lea Kienitz.

Im Finale trafen die Schwestern aufeinander, die ältere hatte die Nase vorn und sicherte sich den Titel. Während Katharina an diese Meisterschaft nur positive Erinnerungen hat, sieht Lea das Ganze etwas differenzierter. „Katharina hat bei einem Angriff meinen linken Mittelfinger so unglücklich getroffen, dass er gebrochen war. Das habe ich aber erst nach dem Kampf festgestellt“, erzählt die jüngere der beiden Kienitz-Schwestern lachend.

Der Fingerbruch war schnell verheilt, bei den Norddeutschen Meisterschaften holte sich Katharina den Meistertitel in der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm und Lea wurde Zweite.

Bei der U15-WM in Athen schlug die große Stunde von Katharina Kienitz

Die Erfolge auf norddeutscher Ebene und die positiven Eindrücke bei anderen Wettkämpfen waren für Vereins- und Landestrainer Stefan Jacobs Grund genug, die beiden Kampfsportlerinnen beim Deutschen Ju-Jutsu-Verband (DJJV) als Kandidatinnen für die erstmals stattfindende U15-Weltmeisterschaft in Athen vorzuschlagen. „Im Juli haben wir erfahren, dass wir dabei sind. Das war toll“, sagt Katharina. Das Coppernicus-Gymnasium, das die beiden Mädchen besuchen, stellte die Schülerinnen für zwei Tage frei und ermöglichte so den bisher größten Erfolg in deren sportlicher Laufbahn. Lea holte bei den Mädchen bis 36 Kilogramm Bronze, Katharina wurde in der Gewichtsklasse bis 40 Kilogramm sogar Weltmeisterin. Nicht nur das: Die Garstedterin war die einzige, die eine Goldmedaille für den DJJV holte.

Beeindruckend war vor allem die Art und Weise, mit der sie ihren Finalkampf bestritt. Die Zypriotin Antri Xatzileyteri hatte nicht den Hauch einer Chance, Katharina gewann vorzeitig das Duell um Gold. Ihr Erfolgsgeheimnis gibt sie gerne preis: „Ich versuche zunächst, möglichst viele Punkte mit Schlägen und Tritten zu machen. Danach konzentriere ich mich auf den Judobereich und den Bodenkampf“, sagt die junge Kampfsportlerin und ergänzt: „Ju-Jutsu ist so vielseitig. Das macht einfach Spaß.“

Dass Lea und Katharina Kienitz in ihrer Kindheit eher zurückhaltend waren, fällt beim Anblick der Kampfszenen schwer. Aber die Mutter der beiden WM-Starterinnen weiß es besser. „Sie waren damals recht klein und schüchtern. Deshalb habe ich sie bei Kodokan angemeldet“, sagt Sonja Kienitz.

Die Erfolge geben Mutter und Töchtern recht. Und der Ausblick auf 2014 ist ebenfalls vielversprechend. Katharina Kienitz: „Im kommenden Jahr möchte ich mich für die U18-Weltmeisterschaften qualifizieren.“ Und Lea, die dann ein Jahr lang nicht mit ihrer Schwester in einer Altersklasse starten muss, hofft wieder auf das Ticket für die U15-WM. Vielleicht kann sie ja dann die Familientradition weiterführen und ebenfalls Gold holen.