Das 15 Jahre alte Badminton-Ass aus Norderstedt startet für Deutschland bei der U19-WM in Bangkok

Norderstedt. So entspannt, wie Yvonne Li im heimischen Wohnzimmer zwischen ihren Trikots und anderen Sportutensilien sitzt und dabei das Reisegepäck für die nächsten beiden Wochen zusammenstellt, mag man kaum glauben, dass die junge Regionalliga-Badmintonspielerin des Hamburger SV vor der bislang größten sportlichen Herausforderung ihrer Karriere steht., Die Zehntklässlerin wird an diesem Freitag zusammen mit dem U19-Perspektivteam (PET) des Deutschen Badminton-Verbandes von Frankfurt aus zu den U19-Jugend-Weltmeisterschaften in Bangkok starten.

„Das ist mein erstes großes Turnier, das über die europäische Ebene hinausgeht. Ich freue mich sehr auf die WM in Thailand und bin gespannt, was ich dort erreichen kann“, sagt die 15-Jährige. Ihre Teamkameraden haben der Norderstedterin eine mit besten Reisewünschen und persönlichen Widmungen versehene HSV-Flagge geschenkt.

Innerhalb von sieben Wochen hat Yvonne Li die Weltrangliste in der Altersklasse U19 von hinten aufgerollt. War sie noch an Position 514 ins Jahr gestartet und mangels absolvierter internationaler Turniere bis Ende Juni sogar auf Rang 604 abgerutscht, ist sie nun durchgestartet.

Den großen Durchbruch schaffte sie bei den Bulgarian Junior International Championships. „Ich habe dort nur teilgenommen, um mitzuspielen und Erfahrung zu sammeln“, sagt Yvonne, „und dann schlage ich gleich im zweiten Match die Turnierfavoritin Viktoriya Dergunova aus Russland im dritten Satz mit einem Netzroller.“

Das Glück blieb Yvonne Li bis zum Endspiel treu, erst im Finale unterlag sie ihrer Nationalkader-Kollegin Luise Heim aus Nordrhein-Westfalen. Doch 3400 Weltranglistenpunkte und der Sieg im Mixed an der Seite von Marvin Seidel/Saarland waren ihr nicht mehr zu nehmen.

Der nächste Paukenschlag folgte gleich einen Monat später beim A-Klassen-Junior-Turnier in Belgien. Am Ende stand Yvonne nach fünf Siegen auf dem obersten Treppchen des Siegerpodestes und hatte weitere 4000 Zähler eingeheimst. Zu guter Letzt erkämpfte sie bei den Croatian Junior Championships neben dem ersten Platz im Mixed mit Marvin Seidel auch noch den zweiten Rang im Einzel. Als 28. der Weltrangliste gehört Yvonne Li in Thailand nun zum erweiterten Favoritenkreis.

Für Kenner der Szene ist dies allerdings keine allzu große Überraschung. Schließlich hat die Schülerin des Gymnasiums Eppendorf bereits vor eineinhalb Jahren im Kreis Segeberg nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht. Bei den Norddeutschen Meisterschaften der Altersklasse U22 in Alveslohe setzte sich die damals noch 13-Jährige im Einzel gegen ihre bis zu acht Jahre älteren Konkurrentinnen durch und gewann den Titel. Im anspruchsvollen Mixed schaffte sie an der Seite von Nico Coldewe (TuS Teutonia Alveslohe), den Einzug ins Viertelfinale, ohne jemals mit ihm trainiert zu haben.

Ihre Erfolge hat sich Yvonne Li mit Trainingsfleiß, eiserner Disziplin, aber auch mit Freude erarbeitet. „Ich bringe es zurzeit auf zwölf Trainingsstunden an vier Tagen, dazu kommen noch eventuelle Lehrgänge sowie Punktspiele und Turniere“, sagt das Badminton-Ass, „aber das würde ich gewiss nicht auf mich nehmen, wenn es mir nicht einen Riesenspaß bringen würde.“

Da verwundert es kaum, dass gelegentliche Verabredungen mit Freundinnen unter anderem dem Zweck dienen, um noch mehr Badminton zu spielen. „Aber ich setze mich auch schon mal in eine Ecke und lese ein Buch, dann gerne aus dem Fantasy-Bereich“, sagt Yvonne Li, die an den Wochenenden oft den Unterrichtsstoff nacharbeiten muss, den sie durch die Turnierteilnahmen verpasst hat. Für die gute Schülerin ist das aber kein Problem.

„Allerdings hab ich mir noch keine großen Gedanken gemacht, was ich später machen will. Bestimmt werde ich irgendwann studieren, eine Arbeit mit Kindern könnte ich mir gut vorstellen“, sagt die 15-Jährige, die aber keine Eile damit hat, ihr Leben durchzuplanen. „Ich glaube, nach dem Abi werde ich mich erst einmal intensiv dem Badminton widmen und sehen, was ich da erreichen kann. Alles andere läuft mir doch nicht davon.“

Unterstützung auf ihrem Weg erhält Yvonne Li von Vater Li Wen Jun und Mutter Huang Xiao Mei. „Sie zahlen für meine Teilnahmen an Verbandsturnieren und die Fahrten mit der Nationalmannschaft immer wieder dazu“, sagt Yvonne Li, „dafür bin ich ihnen sehr dankbar.“

Ihr nächstes großes sportliches Ziel nach der WM ist die Teilnahme an den Olympischen Jugendspielen im August 2014 in Nanjing/China. „Bis Mai muss ich die nötigen Ranglistenpunkte erspielt haben.“

Vielleicht gelingt ihr das ja im März 2014 bei der nächsten U19-Weltmeisterschaft, die dann auf den Philippinen stattfindet. Aber zunächst will sie in Bangkok für Furore sorgen...