Regionalliga-Fußballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg bangen um ihre am Knie verletzte Stürmerin Vera Homp

Henstedt-Ulzburg. Die Filmstars Jack Lemmon und Walther Matthau als seltsames Paar, Stan Laurel und Oliver Hardy als Dick und Doof oder – um zum Thema Fußball zu kommen – Flankengott Manfred Kaltz und Kopfballungeheuer Horst Hrubesch: Die (Sport-)Welt ist voller Beispiele für Gespanne, die sich ideal ergänzen und bei denen selten ein Name ohne den des anderen genannt wird.

Diesen Status haben sich seit der Vorbereitung auf die Regionalliga-Saison auch zwei Fußballspielerinnen des SV Henstedt-Ulzburg erarbeitet. Schnell war zu sehen, dass sich Neuzugang Vera Homp, 22, und Mannschaftsführerin Kathrin Patzke im Angriff nahezu blind verstehen und ergänzen.

„Das mit dem Verständnis geht so weit, dass die Leute von uns gern als ‚die Schwestern‘ sprechen“, sagt die 31 Jahre alte Kathrin Patzke schmunzelnd, „ich habe Vera im Sommer 2010 beim HSV kennengelernt, als sie frisch in den Erwachsenenbereich kam, und habe mit ihr ja auch bis Ende 2011 zusammen beim 1. FC Lok Leipzig in der Bundesliga gespielt. Das mit uns hat von Anfang an gepasst und wurde mit der Zeit immer besser.“

Die Verpflichtung von Polizeianwärterin Homp durch den SV Henstedt-Ulzburg empfand Routinier Patzke als Geschenk. „Mit Vera ist es vorne traumhaft. Wir sind beide schnell, schlagen viele Haken“, charakterisiert die 1,74 Meter große Goalgetterin das Angriffsduo, weist aber auch auf einen überraschenden Unterschied zur 14 Zentimeter kleineren Sturmpartnerin auf: „Was Vera kann, sind Kopfbälle; die sind so gar nicht mein Ding.“

Zählbarer Beleg für diese Harmonie: Nach fünf Partien führt Kathrin Patzke mit acht Treffern die Torjägerliste der Regionalliga Nord an – beim 6:0-Erfolg des SVHU in der Heimpartie gegen Schlusslicht SF Wüsting-Altmoorhausen war sie dreimal erfolgreich. Ihre Teamkollegin hat sich in dieser Partie durch ihren vierten Treffer auf Rang fünf hochgearbeitet. Doch es war ein teuer erkaufter Erfolg für die Henstedt-Ulzburgerinnen – und wohl erst recht für Vera Homp.

In der 61. Minute widerfuhr dem Wirbelwind das, von dem Trainer Jan Siemers glaubte, „dass gerade Vera mit ihrer Wendigkeit und Top-Muskulatur so etwas nie passieren könnte“. Als die Stürmerin im gegnerischen Strafraum dem Ball nachsetzte und Wüstings Natascha Helms bei ihrem sauberen Klärungsversuch auch Homp traf, passierte das Unglück. „Ich bin beim Aufkommen weggeknickt, habe das rechte Knie überstreckt“, schildert die Henstedt-Ulzburgerin den Moment, der ihren Mitspielerinnen den Atem stocken ließ.

Vor Schmerzen schreiend brach die 22-Jährige zusammen und ließ niemanden daran zweifeln, dass es sich bei der Verletzung nicht nur um eine herkömmliche Fußballblessur handelte. „Wenn Vera einmal liegen bleibt, dann ist wirklich etwas passiert“, weiß Kathrin Patzke, die immer noch mitgenommen wirkt, wenn sie an diese Szene zurückdenkt.

Auch wenn Vera Homp wohl erst an diesem Mittwoch die Diagnose einer MRT-Untersuchung erhält, so hat sie doch schon eine düstere Vorahnung. „Das sieht nach einer Kreuzbandverletzung aus. Aber ich hoffe natürlich auf Glück im Unglück.“

Das tut auch Trainer Siemers, der auf jeden Fall vorerst ohne seinen Aktivposten im Sturm planen muss. „Kathrin und Vera sind individuell Sonderklasse und gemeinsam eine Macht. Jetzt müssen wir uns halt Gedanken machen“, sagt der Coach, dem momentan auch die verletzten Christine Schoknecht, Alina Witt, Carolin Schimmel, Kimberly Zietz und Svenja Winter nicht zur Verfügung steht.

Für das Landespokal-Halbfinale am Sonntag, 14.30 Uhr, beim SSC Hagen Ahrensburg sieht der Coach mehrere Möglichkeiten, um Vera Homp zu ersetzen: „Entweder übernimmt eine andere Spielerin ihre Rolle oder wir bieten Kathrin als einzige Sturmspitze auf.“