Fußballer Sidnei Marschall ist mit TuRa Harksheide Landesliga-Spitzenreiter und auch als Gastronom erfolgreich

Norderstedt. Übersicht, Organisationstalent und ein Händchen für das richtige Timing – das sind für Sidnei Marschall wichtige Grundvoraussetzungen, um seine vielfältigen Tätigkeitsfelder auf hohem Niveau ausüben zu können.

Auf dem Fußballplatz ist der Mannschaftskapitän von Landesliga-Aufsteiger TuRa Harksheide als defensiver Mittelfeldspieler Regisseur und Antreiber seines Teams. Abseits des Rasens verdingt sich der gelernte Versicherungskaufmann neben seinem Hauptberuf auch als Meister der Fleischspieße. Wenn Marschall die Kohle anheizt, dann meist nicht nur für einen Grill. Über 200 Gäste kann er mit seinen vier Outdoor-Brätern verpflegen.

Wenn man ihn und seine Frau Daniela über deren Homepage www.rent-a-brasileiro.de für eine Privat- oder Firmenfeier engagiert, erwarten die Gäste die typischen Fleischspezialitäten eines brasilianischen Rodizios: Hähnchenschenkel, Schweinenacken, Putenbrust oder Tafelspitz schneidet der 33 Jährige im Stile eines Cortators vom Spieß direkt auf den Teller. Für Feinschmecker hat der Brasilianer Hühnerherzen im Angebot.

Auch hierbei kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an, denn das Fleisch wird bei geringer Hitze langsam gegart. „Dabei ist eigentlich noch nie etwas schief gegangen. Einmal hatte ich schlechte Kohle, die sich nicht entzündet hat, also bin ich schnell zur nächsten Tankstelle gefahren und habe Ersatz geholt“, sagt Sidnei Marschall. Bei der Auswahl seiner Speisen achtet er auf gute Qualität. „Alles, was wir anbieten, habe ich selbst schon probiert. Anfangs habe ich nur für Familie und Freunde gegrillt, seit 2011 sind wir gewerblich aktiv.“

Genauso professionell wie beim Catering verhält sich Sidnei Marschall auch auf dem Fußballplatz. Als ihm klar wurde, dass es bei seinem Jugendverein Esporte Clube Bahia ebenso nicht zur Profi-Karriere reichen würde wie bei seinem Lieblingsclub SC Internacional Porto Alegre, zog es Marschall im Alter von 19 Jahren aus Brasilien nach Deutschland.

„Ich hatte die Hoffnung, hier Berufsfußballer werden zu können“, erinnert sich Marschall, der zunächst auf einem Bauerhof in Walsrode heimisch wurde. Damals standen neben dem Fußballspielen für Niedersachsen-Ligist Germania Walsrode vor allem das Treckerfahren und Betreuen der Kühe auf seinem Tagesplan.

Ohne ausgeprägte Deutschkenntnisse und ohne gute Kontakte in der Kickerszene versuchte der Südamerikaner aus Sao Carlos, innerhalb eines Jahres in der Fremde Fuß zu fassen. Dies drohte an den strengen deutschen Einwanderungsgesetzen zu scheitern. Die unfreiwillige Rückkehr in die lateinamerikanische Heimat war jedoch nur von kurzer Dauer. Als Student der Sportwissenschaften verschlug es Marschall nach Hamburg.

Zur Profikarriere reichte es allerdings nicht mehr. Ein Engagement beim Bremer Oberligisten FC Oberneuland war der Höhepunkt in seiner Karriere. Als selbstständiger Versicherungskaufmann betreut Sidnei Marschall inzwischen unter anderem seine Landsleute Diego und Luiz Gustavo vom VfL Wolfsburg.

Nach Stationen bei Altona 93, dem VfL 93, dem FC Elmshorn und dem Bramfelder SV wechselte Marschall zur Saison 2012/2013 mit sechs Teamkollegen und Trainer Marcus Fürstenberg vom BSV zu Landesliga-Aufsteiger TuRa Harksheide. Dass die Kicker vom Exerzierplatz an diesem Freitag (19.30 Uhr, collatz+schwartz-Sportpark) als Tabellenführer UH-Adler empfangen, überrascht ihn nicht.

„Wir haben das Potenzial, um in der Hammonia-Staffel unter die ersten fünf Teams zu kommen. Anders als in der Bezirksliga haben wir jetzt ausschließlich Gegner, die nicht nur mauern, sondern mitspielen. Das liegt uns.“ Mit 20 Zählern aus zehn Spielen und nur sechs Gegentreffern sind die TuRaner in die Rolle des Gejagten geschlüpft. Und Sidnei Marschall ist davon überzeugt, dass dies auch so bleibt. „Das wird ein interessantes Spiel. Aber wir werden es klar gewinnen.“

Sidnei Marschall gehört zwar schon zu den Routiniers bei TuRa Harksheide. Doch ans Aufhören denkt der Mittelfeldakteur noch lange nicht. „Ich habe zwar immer noch Probleme wegen eines Knorpelschadens im Knie. Aber ich würde gerne noch fünf Jahre Fußball spielen.“