Drittliga-Handballer des SVHU verlieren einen Top-Sponsor. Deckungslücke im Etat beträgt 150.000 Euro

Henstedt-Ulzburg. Der Start in die Punktrunde der 3. Liga Nord hätte für die Handballmänner des SV Henstedt-Ulzburg nicht besser verlaufen können. Nach den ersten sechs Partien ist der Zweitliga-Absteiger mit 12:0 Zählern Tabellenführer, das Team hat seinen Anspruch auf die Rückkehr in die zweithöchste deutsche Spielklasse angemeldet.

Doch in die Aufbruchstimmung platzt nun eine Hiobsbotschaft, die alle Aufstiegsambitionen zunichte machen könnte. Im 600.000-Euro-Etat klafft eine Lücke von 150.000 Euro, ein Top-Sponsor hat wegen des Ausfalls von Kundenzahlungen vorläufige Insolvenz angemeldet. Die den Spielbetrieb tragende SVHU Handball GmbH unter Geschäftsführer Olaf Knüppel ist nun gezwungen, sich im Rahmen eines vereinfachten Sanierungsverfahrens zu restrukturieren.

Das Hamburger Abendblatt sprach mit Olaf Knüppel über Lösungswege aus der Krise.

Hamburger Abendblatt:

Herr Knüppel, steht der hochklassige Leistungshandball in Henstedt-Ulzburg vor dem Aus?

Olaf Knüppel:

Nein. Unser Liquiditätsengpass ist mit dem vereinfachten Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung für die SVHU Handball GmbH nur teilweise behoben. Durch das damit verbundene Einschalten der Agentur für Arbeit, die mit Bürgschaften aushilft, können wir die Gehälter der kommenden drei Monate begleichen. Dann stehen die Zahlungsziele unserer anderen Hauptsponsoren an.

Der Spielbetrieb der beiden Drittliga-Teams ist also nicht gefährdet?

Knüppel:

Vorerst nicht. Spielergehälter und die Deckung laufender Kosten sind erst einmal gesichert. Auch beweisen einige Lieferanten, die uns freundschaftlich verbunden sind, Geduld und stunden uns Zahlungen. Darüber hinaus dürfen wir aber nicht vergessen, dass 150.000 Euro fehlen, die wir in absehbarer Zeit zurückzahlen müssen. In diesem Betrag enthalten sind übrigens auch noch Endabrechnungen aus der Zweitliga-Saison 2012/2013.

Wie wollen Sie das Geld zusammenbekommen?

Knüppel:

Vor allem gilt es, konzentriert mit bestehenden und auch potenziellen neuen Sponsoren zu sprechen. Aber wir müssen auch versuchen, unsere Kostenseite zu entlasten. So bleibt zu klären, ob uns die Politik oder die Gemeinde unterstützen können. Ich denke da an Reinigungskosten oder die Miete für die Trainingshalle.

Wäre die Erhöhung der Eintrittspreise eine Option, um an Geld zu kommen?

Knüppel:

Nein. Wir befinden uns für Drittligaverhältnisse bereits am oberen Level und möchten vielmehr dafür sorgen, dass wieder mehr als 450 Zuschauer unseren Heimspielen kommen.

Haben Sie denn als Drittligist das Renommee, um im größeren Maß neue Geldquellen aufzutun?

Knüppel:

Ein großes Problem für uns ist, dass Großsponsoren bundesweit mit ihrem Engagement werben wollen und nicht auf eine Region beschränkt bleiben möchten. Es ist einfacher, eine Million Euro für eine Zweitliga-Mannschaft als 600.000 Euro für ein Drittliga-Team einzuwerben. Aber wir müssen auch nicht zu bescheiden zu sein. Wir Handballer sind ein Top-Produkt als Werbeträger, positive Botschafter, die es zu verkaufen gilt.

Wie soll das gelingen?

Knüppel:

Ich habe die Konsequenz daraus gezogen, dass ich durch meinen Hauptberuf als Geschäftsführer einer Umwelt-Technologiefirma im Schifffahrtsbereich zu sehr gebunden bin, um alleine für die Sponsorenakquise zu sorgen. Über die Teamgeist GmbH, die aus der früheren SVHU Sports GmbH hervorgegangen ist, werden unsere Spieler Jens Thöneböhn und Florian Bitterlich, die wir explizit dafür eingestellt haben, Sponsorengelder auftreiben und ins Marketing einsteigen.

Die Spieler werden also mit in die Lösung des Problems einbezogen. Wir geht das Team mit der Situation um?

Knüppel:

Unsere letzten Ergebnisse sprechen für sich. Wir haben mit der Männermannschaft schon vor drei Wochen über die angespannte Lage gesprochen. Die Spieler haben es professionell aufgenommen, weil alle wissen, was es heißt, im Profisport mit all seinen finanziellen Risiken aktiv zu sei. Die Jungs reagieren mit Geduld, haben ruhig hingenommen, dass wir ihnen ein Gehalt verspätet zahlen mussten, und haben in dieser Phase drei souveräne Siege eingefahren.

Gibt es Konsequenzen für das Drittliga-Frauenteam oder für den Spielbetrieb über diese Saison hinaus?

Knüppel:

Aktuell ändert sich nichts. Aber wenn wir die Lücke bis zum Frühjahr nicht geschlossen kriegen, müssen wir uns Gedanken machen, ob wir so einen gesunden Weg in die 2. Bundesliga beschreiten können. Da sage ich ganz klar: Nein. Auch müssen wir uns grundsätzlich die Frage stellen, ob es in Henstedt-Ulzburg wirklich Potenzial für Leistungssport im semi-professionellen Bereich gibt. Wir sind angehalten, auf eine positive Lösung des Problems hinzuarbeiten. Insofern ist diese Krise auch eine Chance.