Aufsteiger Eintracht Norderstedt hat sich trotz Auswärtsschwäche in der Fußball-Regionalliga akklimatisiert

Norderstedt. Sollten die Fußballer von Eintracht Norderstedt in der bisherigen Regionalliga-Saison von einem Überraschungseffekt profitiert haben, so ist dieser mittlerweile verpufft. Schuld daran sind die mindestens ordentlichen, teils sogar sehr guten Darbietungen des Aufsteigers, der von den Konkurrenten längst ernst genommen wird. Ein Beispiel hierfür lieferte Christian Wnuck, Trainer des BSV Schwarz-Weiß Rehden, nach dem 2:1 (0:0)-Sieg über die Eintracht. Man habe den Gegner per Videostudium intensiv analysiert, sagte der Coach. „Mein Torwart Milos Mandic wusste, dass Norderstedts Philipp Koch beim Elfmeter immer lange stehen bleibt. Deswegen hat auch er sich erst spät bewegt.“

Und tatsächlich avancierte Mandic zum ersten Schlussmann überhaupt, der einen Penalty des Garstedters Kapitäns abwehren konnte. Weil er sich offenbar bestens informiert hatte. Geheimnisse zwischen den Teams scheint es bereits in der Regionalliga nicht mehr zu geben. Damit sind zwei Aspekte umso wichtiger: die akribische Vorbereitung sowie rasche Anpassungen an Entwicklungen während der Partien.

Norderstedts Chefcoach Thomas Seeliger und sein Assistent Stefan Siedschlag erlebten in Rehden, dass es auf Minuten ankommt. Gerade erst hatte der angeschlagene Koch nach knapp einer Stunde den Platz verlassen, das Duo an der Seitenlinie beriet über weitere Umstellungen.

Einen kurzen Moment war die Abwehrreihe unsortiert, geriet auf der linken Seite nach Ballverlust in Unterzahl und konnte das 0:1 nicht mehr verhindern. Ähnliches widerfuhr der Eintracht beim zweiten Tor – die Gäste waren trotz vieler guter Ansätze geschlagen.

„Im Fußball muss man während der Spiele immer wieder Schwächephasen überstehen“, sagte Thomas Seeliger. Er meinte damit explizit die Zeit ab der 60. bis ungefähr zur 80. Minute, als die Punkte verloren gingen. Daher konnte sich auch Jürgen Tunjic nicht über sein erstes persönliches Erfolgserlebnis der Saison freuen. Der 38-Jährige, ältester aktiver Regionalliga-Akteur, erzielte zwar im 14. Pflichtspiel endlich sein erstes Tor. Aber, so Tunjic: „Hier war viel mehr drin für uns. Ich weiß nicht, ob es an der Kraft lag. Wir müssen es hinbekommen, über 90 Minuten konzentriert zu spielen.“

Gerade auswärts funktioniert das noch nicht. Die Norderstedter haben in fremden Stadien lediglich einen von 15 möglichen Punkten geholt, kein Club hat eine schlechtere Bilanz. Die Grundausrichtung wird deswegen aber keineswegs verändert. Nicht zuletzt, weil auch der BSV Rehden mit dem Forechecking der Eintracht 45 Minuten lang große Probleme hatte. „Wir haben mehr als nur Paroli geboten, sondern die erste Halbzeit klar bestimmt“, sagte Seeliger, „am Ende haben wir alles versucht. Mit etwas mehr Cleverness wäre der Ausgleich vielleicht möglich gewesen.“

So aber verlor der Aufsteiger an Boden und einen Platz in der Tabelle. Seeliger klang trotzdem nicht unzufrieden: „Zehn Spiele, zehn Punkte, wir stehen über dem Strich, es waren immer knappe Spiele“, fasste er zusammen. Damit ist Eintracht Norderstedt als Zwölfter immerhin besser platziert als die drei Hamburger Teams FC St. Pauli II (13.), Hamburger SV II (14.) und Schlusslicht SC Victoria. Eine Euphorie wie etwa der SV Eichede, der als bester Neuling aktuell Rang acht belegt, konnte die Mannschaft allerdings – sicher auch aufgrund des Ausscheidens im Oddset-Pokal (2:4 beim FC Elmshorn) – noch nicht entfachen.

In welche Richtung sich die Stimmung entwickelt, könnte der nächste Sonntag zeigen. Dann gastiert um 14 Uhr der formstarke Tabellendritte SV Meppen mit dem Rückenwind von drei Siegen in Serie im Edmund-Plambeck-Stadion, wo in fünf Matches noch kein Gast gewinnen konnte. „Dann müssen wir uns die Punkte aus dem Rehden-Spiel zurückholen. Das wird sehr einfach“, sagte Thomas Seeliger mit einem Anflug von Ironie.

Die Tabelle der Regionalliga Nord nach zehn Spieltagen: 1. VfL Wolfsburg II (22 Punkte/29:7 Tore), 2. VfB Oldenburg (20/24:15), 3. SV Meppen (20/19:11), 4. Werder Bremen II (18/22:12), 5. Goslarer SC (18/18:11), ..., 8. SV Eichede (16/18:20), ..., 12. Eintracht Norderstedt (10/11:16), 13. FC St. Pauli II (10/14:23), 14. Hamburger SV II (9/14:18), ..., 18. SC Victoria (7/9:22).