Fußball-Regionalligist Eintracht Norderstedt scheidet durch eine 2:4-Pleite beim Oberligaclub FC Elmshorn aus dem Hamburger Oddset-Pokal aus

Elmshorn. Es ist ein Ergebnis, das in nackten Zahlen für sich spricht. Und doch wird darüber zu reden sein bei den Fußballern von Eintracht Norderstedt. „Ich weiß nicht, was los war. Ich muss erst einmal darüber schlafen“, sagte ein entnervter Mike Eglseder, verabschiedete sich und verschwand in der Kabine. Der komplett misslungene Pokalabend, das 2:4 (0:2)-Ausscheiden in der vierten Runde beim Oberligisten FC Elmshorn, die schwächste Leistung dieser Saison und die Aussetzer in jedem Mannschaftsteil, all dies wird dem Verteidiger wie auch seinen Kollegen aber auch beim Frühstück nicht besser geschmeckt haben als kurz nach Abpfiff.

Schon als die Garstedter noch in der fünften Liga spielten, ist die Fallhöhe im Cup-Wettbewerb stets hoch gewesen. Als Regionalligist ist der Grat noch einmal deutlich schmaler, die Zuschauer wie nun in Elmshorn beäugen jede Situation genau und sind umso schadenfroher, wenn die schon vom eigenen Selbstverständnis her favorisierten Norderstedter straucheln. Und dass die Eintracht tatsächlich erhebliche Probleme bekommen würde, das hatte bereits die Anfangsphase verdeutlicht.

Warum das so war, war nicht nur für Mike Eglseder schwer zu begreifen. Es lag nicht am Bemühen, und keinesfalls kann Norderstedt eine laxe Attitüde unterstellt werden. Die Zweikämpfe wurden angenommen, doch zu oft waren die Gäste darin zweite Sieger. Gegen andere Teams aus unteren Ligen hätte dies vermutlich weiterhin genügt. Aber Elmshorn ist ein spezielles Kaliber mit einem Heißsporn Achim Hollerieth als Trainer, der mehrfach in den vorherigen Wochen an der Ochsenzoller Straße auf der Tribüne gesichtet worden war. Sein Rezept ging auf: direktes (Konter-) Angriffsspiel über die schnellen Außenspieler, die wiederum viele Standardsituationen provozierten. Dazu hatte die vom Coach an das Team weitergegebene Mentalität eines Underdogs sichtbar wie Adrenalin gewirkt.

Um dies zu verhindern, um Euphorie zu unterbinden, hätte Norderstedt die Kontrolle über den Ball behalten müssen. Doch schon im Aufbau aus der Abwehr gab es zu viele Fehlpässe und Missverständnisse. Dass der Eintracht in ungefährlichen Zonen gelegentlich Kurzpass-Stafetten gelangen, ließen die Gastgeber gerne zu. Eine hundertprozentige Torchance gab es im ersten Durchgang nicht für die Seeliger-Elf.

Es passte, dass selbst der ansonsten so sichere Keeper Johannes Höcker nicht seinen besten Tag hatte. So kam er beim 1:0 von Aytac Erman (11.) zu spät – der Angreifer war aus kurzer Distanz, just als Höcker den Ball aufnehmen wollte, nach einer Kopfballablage infolge eines Freistoßes aus dem Mittelkreis mit der Fußspitze erfolgreich. Beim 0:2 (44.) hatte Rechtsverteidiger Steffen Heinemann eine Flanke nicht verhindern können, ehe der ehemalige Norderstedter Milos Ljubisavljevic in der Mitte freistehend per Kopf traf.

Was die Niederlage umso schmerzlicher und unverständlicher macht, war indes nicht die fahrige Leistung bis zur Pause. Denn die Partie wurde viel später verloren. Zunächst reagierte Coach Seeliger folgerichtig und wechselte mit Jürgen Tunjic einen zweiten Stürmer ein. Diese Maßnahme half. Es war der Routinier, der vor dem Strafstoß zum 1:2 (59./Philipp Koch) gefoult worden war. Norderstedt ging nun höheres Risiko und hatte Glück, dass Elmshorn lange Zeit die Konter nicht setzte.

Dafür schien das Match zu kippen, als Björn Nadler tatsächlich zum 2:2 traf (82.). Ein trügerisches Gefühl. „Das 2:2 hätte uns doch Mut geben müssen. Aber so war es eine absolute Katastrophe“, schimpfte Nadler anschließend und schüttelte den Kopf.

Die Katastrophe sah so aus, dass Mike Eglseder an der rechten Seitenlinie einen unnötigen Freistoß verursachte und Milos Ljubisavljevic diesen direkt verwandelte (85.). Eine freche Variante, begünstigt von Schlussmann Höcker und mehreren Verteidigern, die allesamt ins Leere sprangen.

Die verzweifelte Schlussoffensive mit Abwehrmann Miroslav Stepanek als zusätzlicher, eingewechselter Spitze verpuffte, vielmehr kassierte die Eintracht sogar noch das 2:4 – diesmal nutzte Maurizio d'Urso einen Konter (90.). Trainer Thomas Seeliger war erbost: „Dass wir vier Gegentore von einem Oberligisten bekommen, das geht gar nicht!“ Er sprach zu Recht von einer „Minusleistung“ und konstatierte: „Wer so viele Fehler macht, darf sich nicht wundern, hier mit leeren Händen vom Platz zu gehen.“

Ähnlich sah es auch Björn Nadler. „Von A bis Z waren wir alle schlecht, und das in einem so wichtigen Spiel. Man muss mit viel Aggressivität in diese Partien gehen. Das haben wir vermissen lassen – für uns war das eine glatte Sechs.“

Damit ist das erste ausdrückliche Saisonziel – der Finaleinzug im Oddset-Pokal – verpasst. Der Schaden ist vorerst irreparabel, der erste herbe Dämpfer nach guten Wochen in der Regionalliga Nord muss verarbeitet werden. Zumindest die Favoritenrolle darf Eintracht Norderstedt am Wochenende sofort wieder weiterreichen. Am Sonntag spielt der Aufsteiger beim BSV Schwarz-Weiß Rehden (15 Uhr, Stadion Waldsportstätten). Dieser erreichte ebenfalls am Mittwochabend ein 2:2 bei der U23 von Werder Bremen, steht im oberen Tabellendrittel und hat in neun Partien lediglich einmal verloren.

Tore: 1:0 Aytac Erman (11.), 2:0 Milos Ljubisavljevic (44.), 2:1 Philipp Koch (59./Foulelfmeter), 2:2 Björn Nadler (82.), 3:2 Milos Ljubisavljevic (85.), 4:2 Maurizio d'Urso (90.). Zuschauer: 680. Eintracht Norderstedt: Höcker – Heinemann (76. Rose), Eglseder, Mandic, Kummerfeld – Koch – Kunath, Meyer (89. Stepanek), Nadler, Schneider (46. Tunjic) – Lüneburg.