Die 15 Jahre alte Sportschützin des SV Roland Bad Bramstedt hat sich mit dem Kleinkalibergewehr im Eiltempo in die Spitzenklasse vorgekämpft

Bad Bramstedt. Es gibt viele Beispiele dafür, wie ein freudiger Schrecken aussehen kann. Lisa Raumer, 15 Jahre alte Sportschützin des SV Roland Bad Bramstedt, hat ihre Version davon bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften in München erlebt. Im Kleinkaliber-Dreistellungskampf der weiblichen Jugendklasse war die Neuntklässlerin der Gesamtschule am Schäferberg mit guten 194 Ringen beim Liegendschießen in die Konkurrenz gestartet und hatte sodann stehend erfreuliche 184 nachgelegt.

Die Konsequenz aus dem starken Auftakt: Plötzlich stand Lisa Raumer in der Zwischenwertung an der Spitze der aus 123 Startern bestehenden Konkurrenz. „Lisa hatte stehend einen echten Lauf und hätte vor lauter Konzentration fast einen 21. Schuss rausgejagt“, berichtet Mutter Renate Raumer, „zum Glück hat der Lärm von uns Zuschauern sie gestoppt.“ Nach Ende des Durchgangs mit insgesamt 566 Ringen (kniend kamen 188 Ringe hinzu), der persönlichen Bestleistung für Lisa Raumer, lag sie immer noch auf Rang zwei.

Dass es nach Abschluss der Konkurrenz „nur“ noch der dritte Platz war, schmälert den Wert von Lisas Leistung keinesfalls. Denn sie betreibt das Schießen mit dem Kleinkalibergewehr erst seit einem knappen Jahr und ist doch prompt gegen vielfach um Jahre erfahrenere Konkurrentinnen in der nationalen Spitzengruppe gelandet.

Die knapp fünf Jahre zuvor hatte sich Lisa mit dem Luftgewehr im Schützensport immer besser zurechtgefunden. „Ich habe damals schon gesehen, dass Lisa das Talent hat, auch mit dem Sportgewehr gute Leistungen zu bringen“, sagt Helmut Schümann, 78, der vor Jahresfrist als Jugendcoach beim SV Roland verabschiedet worden ist, jedoch weiterhin mit Lisa trainiert, „sie kann sich gut konzentrieren, zeigt Engagement und ist auf Wettkämpfen weniger nervös als andere Jugendliche.“

Innere Ruhe und Qualitäten, die sich die junge Hitzhusenerin auch über ihren zweiten Sport erarbeitet hat. Und den betreibt sie kaum weniger intensiv als das Schießen. Lisa übt sich seit rund sieben Jahren im Karate, ist im Bushido Bad Bramstedt als Kämpferin und Nachwuchstrainerin aktiv, und hat mittlerweile den 2. Braungurt, den zweithöchsten Schülergrad, erworben.

„Meine übliche Sportwoche beginnt montags mit Karate oder Schießen, je nachdem ob Wettkämpfe anliegen, dienstags gebe ich Karatetraining in der Kindergruppe, ehe ich selber übe, mittwochs ist Schießen, donnerstags wieder Karate und freitags erneut Schießen“, zählt Lisa auf, „dazu kommen dann halt Wettkämpfe sowie monatliche Lehrgänge im Landeskader.“

Der Eifer für ihren Sport ist jedoch keine Überraschung, eher schon Familientradition. Neben den Eltern haben auch Lisas Brüder Felix, 19, mit dem Bogen, Tim, 17, mit der Sport- und Luftpistole und Tom, 13, mit dem Luftgewehr das Schießen begonnen.

Klar, dass Lisa in diesem familiären Umfeld ihr Glück mit der Sportwaffe versuchte und bereits 2012 einen bemerkenswerten Erfolg hatte. Im Finale der Jugendverbandsrunde gelangen Lisa mit dem Luftgewehr erstklassige 198 von 200 möglichen Ringen – eine super Leistung. „Dafür habe ich im letzten Jahr noch kurz bevor er verstorben ist, von Herrn Werner Hesebeck 500 Euro Prämie bekommen“, sagt Lisa stolz, „dafür habe ich dann weitere Ausrüstung wie eine Knierolle, ein Stativ oder auch Schießunterwäsche gekauft.“

Hilfsmittel, die sie ja vielleicht neben entsprechender Leistung ihrem nächsten Ziel einen Schritt näher bringen werden. Lisa: „Ich möchte unbedingt den Sprung in den Bundeskader schaffen.“ Angesichts ihrer Geduld und des Trainingseifers doch eigentlich nur eine Frage der Zeit…