Norderstedts Regionalliga-Fußballer untermauern mit einem 2:1 gegen den Goslarer SC ihre Heimstärke

Norderstedt. Dieser Fußball-Nachmittag war wie gemalt für einen Torhüter. Johannes Höcker stand unter Dauerbeschuss, er flog durch die Luft, fischte Bälle aus Ecken und Winkeln, sprintete aus seinem Strafraum und räumte rigoros im Fünfmeterraum ab. Und das mehrere Dutzend Male. Einen derartigen Arbeitstag wie im Heimspiel gegen den Goslarer SC hat der Keeper von Eintracht Norderstedt lange nicht erlebt. Aber genauso wenig haben Höcker und das gesamte Team schon einmal einen Tabellenführer der Regionalliga Nord besiegt. Die Garstedter sind endgültig angekommen in der neuen Spielklasse, dies beweist das 2:1 (2:0) im Edmund-Plambeck-Stadion.

Schon die ersten Minuten verdeutlichten, dass die Eintracht gelernt hat. Nach mehreren Gegentreffern in den Anfangsminuten gerade zu Hause stimmte nun die Konzentration vom Anpfiff weg. „Trainer Thomas Seeliger hat uns super eingestellt“, sagte Johannes Höcker. Die Norderstedter sollten sofort das Gaspedal durchdrücken. Mehrfach befanden sich fast alle Akteure in der gegnerischen Hälfte, sodass im Falle von Ballverlusten mittels eines konzertierten Gegenpressings die Räume effektiv zugestellt wurden.

Vor der Partie hatte Coach Seeliger noch einmal seinen Angreifer Jan Lüneburg ins Gebet genommen; dieser wartete seit dem zweiten Spieltag auf einen Treffer. Und Lüneburg hatte verstanden. Goslar wehrte in der 25. Minute zunächst einen Eckstoß von Philipp Koch ab, ehe Eintracht-Rechtsverteidiger Steffen Heinemann eine präzise Flanke aus dem Halbfeld auf den Elfmeterpunkt brachte. Dort schrie Jan Lüneburg seinem Mannschaftskollegen Mike Eglseder zu, dass er nicht hochspringen solle und traf die Hereingabe perfekt. Der Ball senkte sich zur zu diesem Zeitpunkt verdienten Führung in die linke Ecke.

Und die Norderstedter legten nach. Diesmal setzte sich Jan Lüneburg auf dem linken Flügel durch und legte quer auf Linus Meyer, der wiederum nach kurzem Dribbling aus 18 Metern zentral abzog und auf 2:0 erhöhte (29.). Ein fraglos verblüffender Zwischenstand; Schlussmann Höcker hatte zu diesem Zeitpunkt schon mit zwei Paraden bei Distanzschüssen geglänzt.

Im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte, war das nur ein Vorgeschmack. „Die sind wie Büffel auf mich zugerannt“, sagte der Torhüter. Bevorzugt suchten die Gäste immer wieder Kevin Kahlert, dessen Erscheinung Respekt einflößend war. Der Innenverteidiger verlängerte einen Freistoß in der 62. Minute zum Anschluss. Zur Erinnerung: Zwei Wochen zuvor hatte Goslar gegen die U23 des FC St. Pauli ein 0:2 in einen 3:2-Sieg gedreht.

Jetzt war der Eintracht-Keeper gefragt und zur Stelle. Bis zur 73. Minute vereitelte Höcker vier Großchancen des GSC, während die Eintracht zu selten für Entlastung sorgte. „Wir haben uns eingeigelt“, sagte Thomas Seeliger. Das war riskant, hatte aber ein Happy End. Ein letzter Freistoß segelte in der 94. Minute in den Strafraum, Schiedsrichter Lennart Dornieden (Eintracht Papenburg) pfiff Stürmerfoul und beendete kurz darauf das Match.

Nach der Abwehrschlacht sah sich Johannes Höcker bestätigt. „Vor den Heimspielen gegen den HSV, St. Pauli und Goslar hatte ich gesagt, dass wir sieben Punkte holen.“ Insgesamt sind es nun neun Zähler aus acht Partien. Die Zwischenbilanz ist also in Ordnung, und im heimischen Stadion hat die Eintracht bisher noch nicht verloren. Mario Block, Trainer des Goslarer SC, adelte Johannes Höcker. „Er ist der beste Torhüter, den ich bis jetzt in der Regionalliga gesehen habe.“

Der Aufsteiger zählt nun in der Tabelle zu einem von vielen Clubs in der zweiten Hälfte, die offenbar ein ähnliches Niveau haben. „Das liegt alles eng zusammen“, so Höcker, „wir haben den Druck vor dem Spiel schon verspürt.“ An den nächsten Wochenenden stehen Auswärtstouren zum VfR Neumünster und zum BSV Rehden auf dem Programm. Beide rangieren hinter Goslar. Und beide werden genau hingeschaut haben, wie Norderstedt zuletzt dreimal in Folge ungeschlagen geblieben ist...

Tore: 1:0 Jan Lüneburg (25.), 2:0 Linus Meyer (29.), 2:1 Kevin Kahlert (62.). Eintracht Norderstedt: Höcker – Heinemann, Eglseder, Mandic, Kummerfeld – Koch – Kunath (69. Marxen), Meyer, Nadler (89. Stepanek), Schneider – Lüneburg (75. Tunjic). Zuschauer: 425. Tabelle: 1. Goslarer SC (17 Punkte/18:10 Tore), 2. VfL Wolfsburg II (16/23:6), 3. VfB Oldenburg (16/22:15), …, 9. FC St. Pauli II (10/13:17), 12. Eintracht Norderstedt (9/9:13), 14. Hamburger SV II (7/11:14), 15. SC Victoria (6/6:12), …, 18. Eintracht Braunschweig II (5/7:16).