An diesem Sonntag und Montag will Trapschützin Sonja Scheibl als EM-Fünfte bei den Weltmeisterschaften in Peru erneut eine Top-Platzierung holen

Itzstedt. Gute Vorbereitung ist alles. Sonja Scheibl, Trapschützin des Itzstedter SV, hat sich vorab über das Klima informiert, das nun in Lima vorherrscht. Höchsttemperaturen um die 17 Grad sind zu erwarten, nachts wird es in Pazifiknähe nur unwesentlich kälter, und mit sieben Stunden Sonnenschein kann die 34-Jährige auch rechnen. „Das sind doch eigentlich ganz gute Bedingungen für einen Menschen aus Norddeutschland, da kann ich mich gut drauf einstellen“, sagt die Tischlermeisterin.

Einstellungssache ist schließlich das A und O in dem Leistungssport, den die Kader-Athletin des Deutschen Schützenbundes (DSB) betreibt. Und der Aufenthalt in der peruanischen Hauptstadt, zu der sie am Donnerstag um 9 Uhr vom Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel aus mit einem KLM-Flieger aufgebrochen ist, erfordert ein optimales Herangehen. Immerhin blickt dieses Mal wieder die gesamte Weltszene des Wurfscheiben-Schießsports auf die Itzstedterin und ihre 48 Konkurrentinnen aus 22 Nationen.

An diesem Sonntag, 11.30 Uhr Ortszeit, beginnen dort für Sonja Scheibl die Weltmeisterschaften im Trapschießen der Frauen. Und nach einem dritten Rang beim ISSF-Weltcup auf Zypern und Platz fünf bei den Europameisterschaften in Suhl/Thüringen kann sich die routinierte Sportschützin berechtigte Hoffnungen machen, bei optimalem Wettkampfverlauf erneut einen Spitzenplatz zu belegen.

Gründe für den Aufschwung ihrer Formkurve nach Platz 17 bei den Olympischen Spielen 2012 in London sieht die Itzstedterin, die 1999 als Dritte der Junioren-WM in Tampere/Finnland erstmals auf der internationalen Bühne auf sich aufmerksam gemacht hatte, gleich mehrere.

Da wäre der eigentliche Vorgang des Schießens. „Ich habe meinen Bewegungsablauf seit London leicht verändert. Es sind zwar Nuancen, um die es da geht, und selbst in der Videoanalyse ist davon nicht alles zu sehen“, sagt Scheibl, die abseits der Pflicht-Lehrgänge und -Wettkämpfe mit dem DSB vorwiegend in Eigenregie auf dem heimischen Schießstand beim Itzstedter SV an ihrer Technik feilt. „Und zu der Automatisierung dieser neuen Abläufe kommt dann noch, dass die Reaktionszeit passen muss.“ Zwei Hundertstelsekunden mehr oder weniger bis zum Schuss machen halt in der Weltklasse den Unterschied zwischen Spitzenplatz und ferner liefen aus.

Innere Ruhe schöpft Sonja Scheibl im Wettkampf aus der Malerei

Damit Sonja Scheibl diese Attribute beständig abrufen kann, bedarf es in einem so konzentrationsintensiven Sport wie dem Schießen auch innerer Ruhe. Um diese auch während des Wettkampfes zu erlangen, vertieft sich die begeisterte Hobbymalerin mittlerweile noch ein wenig intensiver in ihre Leidenschaft. „Früher hatte ich auf Wettkämpfen nur einen kleinen Zeichenblock und ein kleines Pinselset dabei, mittlerweile nehme ich mir aber die Zeit und betreibe zwischen den Durchgängen auch auf einem größeren Block Aquarellmalerei“, sagt Sonja Scheibl, „dann setze ich mich in eine Ecke und tauche in die Malerei ab. Das bringt mir mehr Ruhe als lesen oder andere Dinge.“

Damit hebt sich die 34-Jährige von den anderen Schützinnen schon ab und bringt so ungewollt dann doch wieder ein wenig Unruhe in ihre mentale Vorbereitung. „Bei der EM in Suhl hatte ich mich doch gerade wieder in eine Ecke zurückgezogen und zu malen begonnen, da kam unser Bundestrainer mit einem Kamerateam des thüringischen Fernsehens um die Ecke“, erinnert sich Scheibl mit einem Schmunzeln, „da war dann auch erst einmal Schluss mit der Konzentration.“

Doch zu viel Ruhe oder Entspanntheit ist auch nicht förderlich für das Leistungsvermögen. Diese Erfahrung musste Sonja Scheibl Ende August bei den Deutschen Meisterschaften in München machen, als mit mageren 63 Treffern im Vorkampf nur der achte Platz für sie heraussprang. „Da habe ich wohl den Meistertitel einfach nicht genug gewollt, da fehlte es mir an Spannung, und Kleinigkeiten im Umfeld haben mich dann irgendwie ganz rausgebracht“, sagte Scheibl. „Aber in Lima wird das anders. Darauf freue ich mich riesig und da will ich angreifen.“