Ben Pingel vom FFC Nordlichter Norderstedt wird vom DFB für sein Fair Play im Punktspiel gegen Negernbötel geehrt

Norderstedt. Ben Pingel hat keine besonderen Hintergedanken, als er am 28. Oktober 2012 zu Schiedsrichter Jürgen Frenz geht und diesen bittet, ein soeben erzieltes Tor doch wieder zurückzunehmen. „Ich bin mit der Hand am Ball gewesen“, gibt der damals sieben Jahre alte Nachwuchskicker des FFC Nordlichter Norderstedter freimütig zu. Der Referee ist erstaunt, schließlich hat er bereits damit begonnen, den Treffer des jungen Angreifers zum 2:1 für die Nordlichter in der Partie beim TSV Negernbötel in der F-Junioren-Kreisklasse A zu notieren.

Es ist ein Reflex im Sinne der Fairness. Das Match gewinnt der FFC trotzdem mit 9:5, Ben erzielt sogar noch drei Treffer. Doch seine bemerkenswerte Geste wird nicht verborgen bleiben. Ganz im Gegenteil: Noch auf der Sportanlage in Negernbötel schenken ihm die Spieler der Heimmannschaft eine Packung Mentos-Kaubonbons als Dankeschön.

Knapp elf Monate später steht der mittlerweile Achtjährige auf einer hell erleuchteten Bühne in München. Es ist viel passiert seit dem F-Junioren-Spiel in Negernbötel. Ben wird in die Mitte genommen – rechts von ihm steht Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, links kein Geringerer als der legendäre Trainer und Triple-Sieger mit dem FC Bayern München, Jupp Heynckes.

Berührungsängste kennt Ben Pingel nicht. Er scherzt mit dem 68 Jahre alten Fußball-Lehrer, die beiden klatschen sich ab. „Er hat mich gefragt, ob ich das Handspiel auch im Champions-League-Finale zugegeben hätte“, erinnert sich Ben. „Ich habe gesagt: vielleicht.“

Das Medienecho wäre enorm gewesen, wenn beispielsweise ein Franck Ribéry im wichtigsten Spiel des Club-Fußballs beim Jubeln gestoppt und dem Referee ein Vergehen gestanden hätte. Die Bekanntheit von Ben stieg zumindest auf einer kleinen Skala immer weiter an. Denn der TSV Negernbötel meldete das vorbildliche Verhalten des Norderstedters zunächst dem Kreisfußballverband Segeberg. Dessen Vorsitzender Hans-Otto Woroniak wiederum überreichte Ben bei einem Hallenturnier im Winter ein Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Die Überraschung war gelungen, denn der Drittklässler selbst hatte den Vorfall längst vergessen gehabt.

Nun kam der Schleswig-Holsteinische Fußball-Verband ins Spiel. Auch dessen Verantwortliche waren begeistert von der selbst bei Kindern ungewöhnlichen Fairness. Ben bekam also wieder Besuch, diesmal vom Fair-Play-Beauftragten Eddy Münch. Der hatte Freikarten für ein Zweitligaspiel des FC St. Pauli dabei. So langsam dürfte Ben realisiert haben, dass er etwas Besonderes getan hatte.

Und weil der SHFV sogar den DFB informierte, erhielten Ben und seine Mutter Barbara eine Einladung in die bayerische Landeshauptstadt. Eigentlich stand dort Jupp Heynckes im Mittelpunkt, der für sein faires Verhalten auf und neben dem Rasen geehrt werden sollte. Doch der Youngster stahl ihm fast die Show. Barbara Pingel: „Erst hat Ben bei der Ehrung die ganze Zeit gegähnt. Aber ich habe gemerkt, wie aufgeregt er war.“ Als endlich sein Name aufgerufen wurde, spazierte der Norderstedter locker nach vorne. Wolfgang Niersbach und Jupp Heynckes waren angetan, es entstanden Fotos, die anschließend über die News-Ticker quer durch die Bundesrepublik gingen.

Seine Medaille und der unter anderem von Jupp Heynckes signierte Ball haben nun Ehrenplätze im Kinderzimmer. Dort regiert König Fußball wie überhaupt daheim bei den Pingels. Ben ist großer Fan des FC Schalke 04, sein Lieblingsspieler ist Jung-Nationalspieler Julian Draxler, dessen Trikot er beim Bolzen mit den Kumpels stolz trägt.

Und bei den Nordlichtern ist er mittlerweile in der 2. E-Jugend angelangt. Am Sonntag wird es wieder ernst, dann treten die Norderstedter bei der Bramstedter TS an. Ein Tor ist Ben Pingel in dieser Saison zwar noch nicht gelungen. Das macht aber nichts, denn die letzten Tage und Wochen waren für ihn trotzdem ein absoluter Volltreffer.