Mehr als eine Woche nach der Trennung von Markus Weber haben die Schleswig-Holstein-Liga-Fußballer noch keinen neuen Trainer gefunden

Hartenholm. Zumindest im Internet ist die Welt bei den Fußballern des TuS Hartenholm noch in Ordnung, fast so, als wäre nichts gewesen. Markus Weber, Roman Ehlert, Oliver Liebert und Heiwi Genz werden sowohl auf der Homepage der Sparte als auch beim von der Mannschaft des Schleswig-Holstein-Ligisten gepflegten Web-Auftritt in ihren Funktionen weiterhin aufgeführt. Wahrscheinlich hat angesichts der durchaus turbulenten Tage schlicht die Zeit gefehlt, um die Einträge zu löschen.

Denn dass weder der Trainer (Weber) noch seine Assistenten (Ehlert, Liebert) oder der Ligaobmann (Genz) noch im Amt sind, das ist seit anderthalb Wochen Fakt. Es war nichts anderes als ein Kahlschlag für das Funktionsteam – nach der Freistellung des Übungsleiters erklärten sich seine engsten Mitarbeiter solidarisch und traten aus freien Stücken zurück.

Gerade Heiwi Genz hätte andernfalls zumindest kurzfristig die Vakanz ausfüllen können. Doch weil die Trennung von Markus Weber ohne Rücksprache mit ihm vollzogen worden war, sah er keine Vertrauensbasis mehr. „Ich habe meine Aufgabe als Ligaobmann auch so verstanden, dass man mit mir spricht.“ Andererseits hätte Genz der Entscheidung des Vorstands nicht zugestimmt, das sagt er offen. „Ich wäre nicht dafür gewesen. Das Verhältnis zwischen dem Trainer und dem überwiegenden Teil der Mannschaft stimmte. Ich war bei fast allen Einheiten und Besprechungen dabei und hätte nur Positives sagen können.“

Nun aber improvisiert der Fünftligist. Arne Westphal – von den Spielern geschätzt und angesehen bei den Zuschauern – versucht trotz beruflicher Belastung, seinen Interimsjob auszufüllen. Noch am Sonntag hatte der 32 Jahre alte ehemalige Mittelfeldregisseur nach der Niederlage gegen Flensburg 08 (1:2) gehofft, seinen Job möglichst in dieser Woche an einen Nachfolger übergeben zu können. Doch Abteilungsleiter Patrick Petersen-Lund hat Westphal überredet, vorerst weiter zur Verfügung zu stehen. „Arne hat die Übungseinheiten mit viel Enthusiasmus geleitet, die Mannschaft arbeitet sehr akribisch mit ihm. Er wird am Sonnabend gegen den SSC Hagen Ahrensburg auf der Bank sitzen. Es würde auch keinen Sinn machen, wenn ein anderer Trainer völlig unvorbereitet übernimmt“, so Petersen-Lund.

Zumal ein Coach – ob nun unvorbereitet oder bereits ein ausgewiesener Fachmann für die höchste Landesklasse – eh noch nicht gefunden ist. In der Mannschaft ruft die Ungewissheit gemischte Reaktionen hervor. Einerseits ist Westphal beliebt und hat die Stimmung auf Anhieb verbessert. Doch um über Monate ein Team durch den Abstiegskampf zu führen, benötigt der TuS Hartenholm ein klares Konzept auf der wichtigsten sportlichen Position. „Die Mannschaft hat es nicht verdient, wenn ein Trainer hier nur mit 60, 70 Prozent arbeiten kann. Wir benötigen jemanden, der schnell wieder für Selbstvertrauen sorgt. Wir haben das Potenzial, um die Klasse zu halten“, sagt Kapitän Martin Genz, der zugleich der Sohn des ehemaligen Ligaobmanns ist.

Nach bisher acht Begegnungen steht der TuS Hartenholm aber bei lediglich einem Punkt; der erste Nichtabstiegsplatz ist bereits sieben Zähler entfernt. „Wir hatten ein schwieriges Startprogramm und haben viele Spiele mit Pech verloren. Und wer es realistisch einschätzen kann: Wir haben schon in der letzten Saison teilweise am Limit gespielt.“ Damals belegte Hartenholm regulär zunächst einen Abstiegsplatz, hielt die Klasse allerdings nach dem Aufstieg des SV Eichede in die Regionalliga.

Zwei Stammspieler (Christoph Gätjens, Kjell Brumshagen) verabschiedeten sich in der Folge, der Club konnte mangels finanzieller Möglichkeiten nur in der Breite nachrüsten. „Jeder wusste, dass es nicht einfach werden würde“, sagt Martin Genz. „Im Umfeld sind einige Menschen vielleicht erfolgsverwöhnt und verstehen nicht, dass es nicht so weitergeht wie in der Kreisliga oder Verbandsliga.“

Im organisatorischen Bereich besteht Nachholbedarf

Patrick Petersen-Lund weiß, dass der Arbeitsplatz in Hartenholm nicht jedem potenziellen Übungsleiter einfach zu vermitteln ist. Der Tabellenletzte hat – und das haben auch die Verantwortlichen immer zugegeben – Nachholbedarf im organisatorischen Bereich. Der Etat ist schmaler als bei den meisten Konkurrenten, ein neuer Trainer müsste eventuell einige Management-Aufgaben selbst übernehmen, Transfers wären erst im Winter möglich. „Ich würde es aber auch aus einer anderen Perspektive sehen – es ist eine Herausforderung“, sagt Petersen-Lund. Dazu lasse sich die Mannschaft nicht hängen, was auch Kapitän Genz bestätigt: „Hier gibt es keinen, der jetzt aufmuckt.“

Kandidaten und Gerüchte gibt es viele. Verhandlungen mit Olaf Rosenthal, früher bei der Kaltenkirchener TS und TuRa Harksheide, führten zu keinem Abschluss. Patrick Petersen-Lund: „Ideen gibt es reichlich bei uns. Aber es muss passen. Die Zielsetzung ist so, dass wir die Gespräche bald abschließen. Den Zeitdruck machen wir uns selber.“