Fußballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg bringen im DFB-Pokal Zweitligist 1. FC Lübars an den Rand einer Niederlage

Henstedt-Ulzburg. Dieser Moment im Stadion am Schäferkampsweg war klassisch für das Ende eines Pokalkrimis. Auf der einen Seite feierten die Gästespielerinnen des 1. FC Lübars in einer Jubeltraube ihren 3:2 (2:2, 2:1)-Sieg nach 120 packenden Minuten und den Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals der Frauen. Mit der letzten Aktion der Partie hatte die Berlinerin Hülya Kaya den Ball im zweiten Anlauf über die Torlinie bugsiert.

Beim SV Henstedt-Ulzburg herrschte direkt nach dem Abpfiff dagegen Tristesse. Während die meisten Spielerinnen des Regionalliga-Aufsteigers mit hängenden Schultern, allein oder in kleinen Gruppen, auf dem Rasen standen und fassungslos das Pokal-Aus zu verarbeiten suchten, war SVHU-Keeperin Berith Voigt ein Häufchen Elend.

Die 18 Jahre junge Keeperin, die sich in der Partie kontinuierlich gesteigert und fünf Minuten vor Schluss der regulären Spielzeit mit zwei Glanzparaden den SVHU in die Verlängerung gerettet hatte, saß untröstlich auf der Torlinie. Anna-Lena Kriegk, 15, leistete seelischen Beistand und legte tröstend den Arm um ihre Torhüterkollegin.

Grund für die Tränen, die da kullerten: Hülya Kaya hatte den letzten einer Serie von Eckbällen, der von links in den SVHU-Strafraum segelte, aus knapp vier Metern auf Voigt geköpft. Für ein kontrolliertes Fangen reichte die Zeit nicht; die Henstedt-Ulzburgerin reagierte so gut es ging, doch der Ball fiel Kaya direkt auf den Fuß. Und durch das Gewirr von mehreren Abwehrbeinen fand der Ball den Weg an den rechten Innenpfosten und von dort ins Netz.

Auf den ersten Blick sah das entscheidende Tor unglücklich aus, doch Berith Voigt bekam umgehend von kompetenter Stelle Absolution erteilt. „Entscheidend war in der Situation, dass wir in diesen Minuten den Ball nicht mehr lang wegschlagen konnten, sondern immer nur zur Seite geklärt haben“, sagte Co-Trainer Claus Rath. Und Coach Jan Siemers ergänzte: „Nein, Berith hat sich keine entscheidenden Fehler geleistet und zwischendurch stark gehalten.“ Trotz der zweifellos vorhandenen Enttäuschung über das unglückliche Pokal-Aus hatte Siemers ein großes Lob für seine Mannschaft übrig: „Ich bin sehr stolz auf alle im Team, und es ist toll, dass wir mit einem Zweitligisten auf einem Niveau spielen können.“

Wenn die SVHU-Frauen nicht mit zu viel Ehrfurcht vor dem Gegner in die Partie gegangen wären, der schließlich für die Frauenfußballabteilung von Hertha BSC Berlin steht und sich in dieser Saison einen Spitzenplatz in der 2.Bundesliga Nord auf die Fahnen geschrieben hat, wäre die Sensation durchaus greifbar gewesen. Nach anfänglicher Unsicherheit stand die Vierer-Abwehrkette gut, das Mittelfeld brachte immer mehr Angriffe ins Rollen. Und im Angriff war es besonders das Torschützenduo Kathrin Patzke und Vera Homp, das mit viel Tempo für Gefahr in der Berliner Hälfte sorgte.

So hätte Homp wohl selber den 1:2-Anschlusstreffer für den SV Henstedt-Ulzburg erzielt, als sie nach einem Steilpass von Patzke in den Sechzehnmeterraum stürmte, dann aber von FC-Keeperin Jennifer Duckwitz im Strafraum gelegt wurde. Aber den umjubelten Ausgleich schaffte dann doch Homp sechs Minuten vor Schluss, als sie Patzkes Hereingabe von links mit langem Bein einnetzte.

„So schade es ist, wir dürfen auf uns stolz sein“, sagte Jan Siemers, „wenn wir diese Leistung auf den Regionalligastart am Sonntag gegen Bergedorf 85 übertragen können, dann stehen wir gut da.“

Tore: 0:1 Toth (5.), 0:2 Wojtecki (10.), 1:2 Patzke (34./FE), 2:2 Homp (84.), 2:3 Kaya (120.).SV Henstedt-Ulzburg: Voigt – Weech, Schubring, Torba, Tomke (46. Kunrath) – Schimmel, Patzke, Tiarks (46. Einfeldt), Michel – Homp, Zietz (84. Diekhoff).