Beim 18. Landesbreitensportturnier in Bad Segeberg erleben rund 7000 Zuschauer die Vielfalt des Pferdesports

Bad Segeberg. Um 12 Uhr mittags holt Gary Cooper in dem berühmten Kino-Klassiker seinen Colt aus dem Halfter und wartet auf die Schurken. Westernreiter Roger Rahn nimmt beim 18. Landesbreitensportturnier in Bad Segeberg dagegen um kurz nach zwölf seinen Revolver in die Hand und reitet auf seinem Pferd Tassilo los.

Während Cooper als Town Marshal Will Kane Bösewichter erledigt, müssen beim Hobbycowboy nur ein paar Luftballons dran glauben. "Wir haben Platzpatronen, die mit Schwarzpulver gefüllt sind. Durch den Druck zerplatzen die Ballons", sagte der Inhaber der Westernreitanlage "Rogers Area" in Bo klund.

Die Zuschauer sind begeistert vom rasanten Spektakel, das mit lautem Geknall und viel Rauch vonstatten geht. Mensch und Pferd bilden dabei ein Team, gegenseitiges Vertrauen, der sichere Umgang mit der Waffe und reiterliches Geschick sowie die Rittigkeit der Tiere sind Voraussetzungen, um beim Cowboy Mounted Shooting im Sattel zu bleiben und dann auch noch das Ziel zu treffen.

Dass Roger Rahn die Kunst des Schießens und Reitens beherrscht, demonstriert er wenig später, als er die Ballons freihändig mit einer Schrotflinte anvisiert und trifft. Kurz zuvor hat der Dithmarscher allerdings eine Schrecksekunde zu überstehen; seine Ehefrau Nicole fällt beim Reiten vom Pferd, nachdem dieses auf dem feuchten Untergrund des Turnierplatzes weggerutscht ist. Passiert ist glücklicherweise nichts, die Gestürzte steigt später auch wieder in den Sattel.

Diverse Regenschauer sorgten dafür, dass Pferde und Reiter ihre Wettbewerbe und Präsentationen mit etwas Vorsicht absolvierten. Aber die gelegentliche Nässe machte dem Veranstalter keinen Strich durch die Rechnung, im Gegenteil. Die Resonanz war positiv. Fast 7000 Zuschauer kamen an zwei Tagen in die Kurstadt, um sich an der Vielfalt des Reitsports zu erfreuen. Rund 1000 Teilnehmer präsentierten in über 80 Darbietungen sich und ihre Pferde. 300 ehrenamtliche Helfer sorgten dafür, dass das 18. Landesbreitensportturnier reibungslos über die Bühne gebracht wurde.

"Wir genießen besonders die entspannte Stimmung auf dieser Veranstaltung", sagte Mitorganisatorin Maritres Hötger vom Pferdesportverband Schleswig-Holstein. "Bei uns steht nicht der Leistungsgedanke im Vordergrund, sondern der Spaß bei der Arbeit mit dem Partner Pferd. Um das umzusetzen, haben wir ein eingespieltes Team und engagierte Verbände und Vereine, die seit vielen Jahren genau wissen, was sie tun und immer wieder unglaubliche Leistungen vollbringen."

Shetlandponys und Kaltblüter, Cowboys und Kutschen - manch ein Zuschauer wusste gar nicht, was er sich zuerst ansehen sollte. "Aber diese große Vielfalt ist genau das, was wir unseren Teilnehmern und den Besuchern anbieten wollen", sagte Anke Voswinkel, Breitensportbeauftragte des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein. Die 57- Jährige ist nun schon seit neun Jahren für das Landesbreitensportturnier verantwortlich.

Anke Voswinkel weiß ganz genau, was sich Freizeitreiter wünschen

"Ich bin Späteinsteiger und interessiere mich erst seit meinem 30. Lebensjahr für das Reiten. In der Freizeit züchte ich ein bisschen, mache Dressur und Stafettenspringen und reite sehr gerne aus", so Voswinkel, die genau weiß, was Hobbyreiter bewegt und interessiert. "Ich versuche, in Bad Segeberg immer die neusten Trends zu präsentieren."

Premiere feierte in diesem Jahr das Extreme Trail Riding der Westernreiter, die ihre großen Naturhindernisse mit in die Kreisstadt brachten. Ebenfalls neu im Programm des Landesbreitensportturniers war der Gelassenheitscup, bei dem das gegenseitige Vertrauen zwischen Pferd und Mensch geprüft wurde. Anke Voswinkel: "Viele Reiter kommen erst spät zum Pferdesport und wollen diesen dann nicht unbedingt leistungsmäßig betreiben. Stattdessen möchten sie lieber ein gutes Verhältnis zum Pferd aufbauen und ihm ein paar Kunststücke beibringen."

Besonders stolz ist Anke Voswinkel auf den neuen Allwetterplatz, auf dem erstmals geritten wurde. Das 100 x 65 Meter große Areal, das einen Mischboden, eine Drainage und ein Leitungssystem für Beleuchtung und Beschallung enthält, kostete 300.000 Euro. "Das Geld stammt von Sponsoren, vom Landessportverband und von städtischer Seite."

Offiziell eingeweiht wird der neue Platz beim Landesturnier, das vom 13. bis 15. September in der Kreisstadt stattfindet. Am kommenden Wochenende richtet die Fahrergemeinschaft Schleswig-Holstein/Hamburg die Landesmeisterschaften der Gespanne - das Fahrfest des Nordens für Ein-, Zwei- und Vierspänner - aus.