Eintracht-Abwehr muss sich in Wolfsburg mit dem 13-maligen Nationalspieler auseinandersetzen

Norderstedt. Schon der Anblick ließ Böses erahnen. Zu den Fotos in einer Bildergalerie zum Regionalligaspiel gegen BV Cloppenburg auf der Internetseite von Eintracht Norderstedt gehörte auch die Szene, als sich Jirdjanik Ghazaryan in einem Zweikampf das rechte Knie verdrehte.

Leise wurde zwar in den Stunden danach die Hoffnung geäußert, es handele sich vielleicht nur um eine Prellung oder eine Meniskusverletzung. Doch eine MRT-Untersuchung führte zu einer niederschmetternden Diagnose. Der 20 Jahre junge armenische Mittelfeldspieler, im Sommer vom FC St. Pauli II nach Garstedt gewechselt, muss mit einem Kreuzbandriss mindestens ein halbes Jahr aussetzen. Trainer Thomas Seeliger befürchtet sogar, dass für Ghazaryan die gesamte Saison gelaufen sein könnte.

Dieser verfolgte auf Krücken gestützt das Oddset-Pokalspiel beim Rahlstedter SC. Der 4:0-Pflichtsieg war nach dem Abpfiff allerdings kaum noch Thema. Die Norderstedter waren stinksauer auf einen gegnerischen Akteur, der Dane Kummerfeld in einem Sprungduell kurz vor dem Ende völlig übermotiviert mit einer Kopfnuss mitten im Gesicht erwischt hatte. Der Eintracht-Linksverteidiger saß benommen am Boden, auf der Stirn schwoll eine große Beule, seine Mitspieler riefen sofort Physiotherapeut Torben Petersen-Lund herbei. Der erkannte auf Anhieb, was später auch im Klinikum Wandsbek bestätigt wurde - Kummerfeld erlitt einen doppelten Nasenbeinbruch und fällt zumindest am Sonntag in der ohnehin schon schwierigen Auswärtsbegegnung beim U23-Team des VfL Wolfsburg (14 Uhr, Elsterweg) aus.

Die beiden Verletzungen haben die Stimmung merklich getrübt. Dabei könnte sich Thomas Seeliger ein wenig freuen, er kehrt am Wochenende an eine seiner früheren Wirkungsstätten zurück. "Das ist mein altes Heimstadion", sagte der Norderstedter Coach. In der Saison 1994/1995 stand er beim damaligen Zweitligisten Wolfsburg unter Vertrag und erreichte mit diesem sogar das DFB-Pokalfinale (0:3 gegen Borussia Mönchengladbach).

Seitdem hat sich der VfL nicht nur im Profi-, sondern insbesondere im Nachwuchsbereich zu einer nationalen Top-Adresse entwickelt und verdeutlichte diesen Status zuletzt mit dem Gewinn der A-Jugend-Meisterschaft.

Zum Kader der U23 gehören aber nicht nur Talente. Die Eintracht wird sich wohl unter anderem auch auf Patrick Helmes einstellen müssen. Der 29 Jahre alte Angreifer spielt in den Planungen von Bundesliga-Coach Dieter Hecking keine Rolle mehr, ist für die Regionalliga aber deutlich überqualifiziert und somit eine enorme Herausforderung für die Norderstedter Defensive. Dort fehlt Trainer Seeliger neben Kummerfeld auch Innenverteidiger Marin Mandic - der angehende Polizeibeamte muss arbeiten.