Regionalliga-Aufsteiger Eintracht Norderstedt zieht beim TSV Havelse nach schwachem Beginn mit 0:2 den Kürzeren. Das erste Heimspiel findet am Sonntag, 11. August, gegen den BV Cloppenburg statt.

Garbsen. Eine Halbzeit lang versuchten die Fußballer von Eintracht Norderstedt, eine neue Identität zu finden. Kompakt, abwartend, vorsichtig - so wollte der Aufsteiger beim TSV Havelse in die Regionalliga Nord hineinfinden. Aber vielleicht haben sich die Garstedter mit dieser Herangehensweise ein wenig unter Wert verkauft. Zumindest legte dies die zwar verdiente, aber eben keinesfalls demoralisierenden 0:2 (0:2)-Niederlage vor 345 Zuschauern im Wilhelm-Langrehr-Stadion in Garbsen nahe.

"Wir hatten gehofft, dass wir hier kompakt stehen können. Aber das ist uns in der ersten Halbzeit nicht einmal ansatzweise gelungen", sagte Trainer Thomas Seeliger.

"Mutlos", auch diese Beschreibung fiel nach dem Abpfiff bezüglich der verhaltenen Anfangsphase. Havelse, in der vergangenen Saison immerhin nur knapp am Aufstieg in die 3. Liga gescheitert, witterte die Unsicherheit der Gäste und nutzte die ersten Fehler bereits zu den entscheidenden Toren.

Miroslav Stepanek - für die Eintracht als Linksverteidiger zumindest zum Start nicht der Stabilisator - verlor Gegenspieler Denis Wolf aus den Augen. Dieser scheiterte noch an Keeper Johannes Höcker, ehe Christoph Beismann den Abpraller verwandelte (5.).

Auf der Gegenseite fand die Norderstedter Offensive nicht statt. "Wir waren zu langsam im Spiel nach vorne, haben uns zu viele Fehlpässe geleistet und hatte die Partie demzufolge nicht unter Kontrolle", konstatierte Björn Nadler selbstkritisch. Generell gingen im Zentrum - also auch in Person der beiden "Sechser" Philipp Koch und Steffen Heinemann - die Bälle zu schnell verloren.

Nach einer Viertelstunde hätte der TSV Havelse wesentlich deutlicher als nur mit 1:0 in Führung liegen können, bei den Gästen gingen die ersten Köpfe nach unten. Folgerichtig fiel schließlich das 2:0 (34.) durch Stefan Winkel, der schon für den FC St. Pauli, den Hamburger SV und Altona 93 gespielt hat. Zuvor hatte Linksaußen Maurice Maletzki sowohl Clifford Aniteye als auch Mike Eglseder düpiert, und im Norderstedter Abwehrzentrum fehlte die Absicherung.

"Wenn wir so weitergemacht hätten, wären wir mit vier oder fünf Gegentore nach Hause gefahren", sagte Thomas Seeliger. Also griff er zu Plan B. Der Coach wechselte mit Jan Lüneburg und Jürgen Tunjic seine beiden prominenten Angreifer ein und veränderte damit den Charakter der Begegnung grundlegend.

"In der Oberliga waren wir immer die Mannschaft, die aggressiv nach vorne agiert hat", so der Trainer. Und in der Tat gelang es seinem Team, das Spielgeschehen zunehmend in die Hälfte des TSV Havelse zu tragen.

Anders als zuvor Jan-Marc Schneider und Linus Meyer behaupteten sich Lüneburg und Tunjic in den Zweikämpfen, während Björn Nadler auf den Flügeln Freiräume fand. Vielleicht hätte die zuvor so ungleiche Partie sogar kippen können, doch Jan Lüneburg scheiterte in der 75. Minute zweimal aus kurzer Distanz am in dieser Situation sehr aufmerksamen Keeper Alexander Meyer. Kurz darauf klärte ein Verteidiger im Fünfmeterraum einen Schritt vor dem einschussbereiten Lüneburg.

"Das war in der zweiten Halbzeit deutlich besser von uns. Die Räume sind in der Regionalliga eben enger", sagte Björn Nadler. "Von allen Spielern muss in den nächsten Partien mehr kommen. Aber wir haben jetzt einen Ansatzpunkt."

Genau in diese Richtung gingen auch die Gedanken von Thomas Seeliger bereits wenige Minuten nach dem Schlusspfiff. "Nach der Vorbereitung wussten wir nicht so recht, wo wir stehen, weil wir in den Tests keinen Gegner auf Regionalliga-Niveau hatten." Nun müsse Eintracht Norderstedt zu den Tugenden zurückfinden, die überhaupt den Aufstieg ermöglicht hätten. "Meines Erachtens waren wir in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft, haben nur unsere Chancen nicht genutzt. Letztendlich gehen wir mit Optimismus aus dieser Begegnung. Wir haben gezeigt, dass wir mithalten können, auch wenn es leider nur 45 Minuten waren."

Im ersten Regionalliga-Heimspiel am Sonntag, 11. August, gegen den BV Cloppenburg (14 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion) wird Seeliger 90 Minuten auf diesem Level voraussetzen. "Jeder Spieler muss sich in dieser Klasse neu beweisen."

Zu den im Kreis Pinneberg kursierenden Gerüchten, Angreifer Tim Jeske wolle vom FC Elmshorn (Oberliga Hamburg) nach Garstedt wechseln, äußerte sich der 2. Vorsitzende der Eintracht, Thomas Hochmuth, überrascht. "Davon wissen wir nichts", sagte er, "aber bis Ende August werden sich noch viele Berater bei uns melden."

Doch ob der Club seinen Kader tatsächlich noch einmal aufrüstet, hängt nicht zuletzt von den nächsten Resultaten ab. Folgen auf das Lob für die zweite Halbzeit in Havelse bald Tore und Punkte, könnte sich die Frage nach dem Bedarf für Verstärkungen erübrigen.

Tore: 1:0 Beismann (5.), 2:0 Winkel (34.).

Eintracht Norderstedt: Höcker - Aniteye, Eglseder, Mandic, Stepanek - Koch, Heinemann - Ghazaryan (79. Kummerfeld), Meyer (46. Tunjic), Nadler - Schneider (46. Lüneburg).