Trapschützin Sonja Scheibl, 33, aus Itzstedt hat mit Platz fünf bei der Europameisterschaft in Suhl ihre WM-Nominierung bestätigt

Itzstedt. Allmählich gibt es wohl keinen Zweifel mehr an dieser Einschätzung: Sonja Scheibl hat sich einen festen Platz in der Riege der besten eu ropäischen Trapschützinnen erobert. Die Wurfscheiben-Schießsportlerin des Itzstedter SV, die Deutschland im August 2012 bei den Olympischen Sommerspielen in London vertreten hatte und dort den 17. Platz belegte, hat nun zum zweiten Mal innerhalb eines Vierteljahres ihre Qualität auf internationalem Level bestätigt.

Bei den Europameisterschaften im thüringischen Suhl erreichte die 33- Jährige nach 3 x 25 Schuss mit 71 Treffern in der Qualifikation und acht Treffern im Halbfinale den fünften Platz (wir berichteten in unserer Freitagsausgabe).

Nach Rang vier bei den Europameisterschaften 2012 in Larnaka/Zypern und der Bronzemedaille in diesem Juni beim Weltcup in Nicosia/Zypern sind das nun schon die drei besten deutschen Resultate im Damen-Trap der letzten beiden Jahre, die allesamt der Tischlermeisterin aus Itzstedt anzurechnen sind.

Selbstredend, dass Sonja Scheibl damit auch wieder einmal - wie eigentlich immer in den vergangenen Monaten - beste Deutsche in einem hochkarätigen internationalen Wettbewerb war. Die beiden anderen Starterinnen des Deutschen Schützenbundes (DSB) - die thüringische Lokalmatadorin Christiane Göhring (67 Vorrunden-Treffer) und die Magdeburgerin Jana Beckmann (66) - landeten auf den Rängen 19 und 22.

Das EM-Trapschießen der Damen wurde an zwei Tagen ausgetragen

Ihren Erfolg musste sich Sonja Scheibl dieses Mal in einer Konkurrenz erkämpfen, die Ungewohntes von ihr und ihren Mitbewerberinnen verlangte. Da die Wurfscheibenanlage in Suhl über nur vier Stände anstatt wie meist üblich sechs verfügte, musste der Damen-Trapwettbewerb mit 39 Starterinnen an zwei Tagen ausgetragen werden.

"Das wird zwar wirklich nicht oft gemacht, aber gestört hat mich dieser unübliche Rhythmus auch nicht sonderlich", sagte Scheibl, die sich während der Wettbewerbe ein Zimmer mit Jana Beckmann geteilt hatte, "du musst zwar irgendwie mit den Ereignissen des ersten Qualifikationstags durch die Nacht kommen, aber anscheinend ist mir das ja ganz gut gelungen."

Sonja Scheibl hatte den Wettkampf am ersten Tag mit Runden von 24 und 23 Treffern begonnen und legte am folgenden Morgen prompt eine 24 nach. "Diese Zahlen lassen den Eindruck aufkommen, dass es bei mir von Beginn an gut lief", sagte Scheibl, bekannte aber, dass es tags zuvor in ihr deutlich unruhiger ausgesehen hatte. "Im offiziellen Training sind mir kleinere Katastrophen unterlaufen, dass schon fast so was wie ein Panikgefühl aufkommen wollte." Vielleicht ja auch, weil dieser wichtige Wettbewerb im eigenen Land stattfand. "Hier kennt dich auf dem Schießstand fast jeder, da ruhen viel mehr Blicke auf dir als anderswo."

Doch ein Detail ihres Reifungsprozesses der vergangenen Jahre ist Sonja Scheibls Talent, in den Wettkampfpausen vollkommen abschalten zu können. Denn ihr Hobby ist immer bei ihr, das Malen. Hatte sie sonst immer einen etwas kleineren Block und ein handliches Aquarell-Set bei sich gehabt, suchte Scheibl nun bei einem beachtlichen Din-A-3-Block ihre kreative Zuflucht und malte vor sich hin. "Normalerweise denke ich jeden Tag über mein Schießen nach, was ich besser machen kann oder falsch gemacht habe. Aber wenn ich male, dann bin ich darin vollkommen versunken, alles Andere ist abgemeldet."

Ein Rezept, das grundsätzlich positiv wirkt, fürs Semifinale Scheibls Energien dann aber doch nicht in die richtige Bahn lenken konnte. Mit acht Treffern blieb sie hinter den 14, zwölf, zehn und neun Scheiben der vier Teilnehmerinnen der Medaillenfinals zurück.

"Ich hatte direkt nach dem Halbfinale bereits den Eindruck und bekam es dann von außen auch noch einmal bestätigt, dass ich zu genau arbeiten wollte", sagte Scheibl, "das ging dann auf Kosten meiner Schnelligkeit - ich war wohl im Schnitt gut zwei Hundertstelsekunden mit meinem Schuss zu spät dran." Kein Beinbruch für Sonja Scheibl, die sich - von Verbandslehrgängen abgesehen - ihre Übungseinheiten im heimischen Itzstedt selber einteilt und sich mit dieser Methode generell auf dem richtigen Weg sieht.

Die DM in München und die WM in Peru sind Scheibls nächsten Saisonziele

"Auch aus diesem Halbfinale lerne ich dazu, denke darüber nach. Aber nun trete ich bis zur DM Ende August in München etwas kürzer", sagt die Itz stedterin mit dem Blondschopf, "ständig auf einem so hohen Wettkampflevel bleiben zu wollen, das geht an die Kräfte. Und die brauche ich noch für die Weltmeisterschaften in Peru."

Am 14. September beginnt die WM in Lima, der Hauptstadt des Andenstaates. Ihre Nominierung hat Sonja Scheibl aber schon lange sicher. "Nach Verbandsvorgabe war dafür bereits die Weltcup-Medaille ausreichend", sagt sie, "die Finalteilnahme in Suhl war jetzt quasi die Bestätigung..."