Der 23 Jahre alte Tscheche Miroslav Stepanek ist die prominenteste Verstärkung von Aufsteiger Eintracht Norderstedt. Das Thema Profilaufbahn ist für ihn noch nicht abgeschlossen.

Norderstedt. "Sch-tje-paa-nek. Mit einem langen 'A'". Damit sind alle Unklarheiten beseitigt, wie denn der Nachname von Miroslav Stepanek korrekt ausgesprochen wird. Ganz so tückisch ist die tschechische Sprache dann doch nicht. Am einfachsten ist sowieso "Miro", und so wird der Neuzugang von Fußball-Regionalligist Eintracht Norderstedt auch seit seinem ersten Tag in Garstedt gerufen.

Es passt vieles zusammen für den 23-Jährigen. Endlich, wird er denken. "Ich wollte unbedingt wieder im Hamburger Raum spielen, aber nicht in der Oberliga", sagt Stepanek. "Ich habe verfolgt, dass Eintracht Norderstedt aufgestiegen ist. Das war die große Chance für mich, wieder nach Hamburg zu kommen."

Nicht nur in der Hansestadt, sondern auch über deren Grenzen hinaus ist der Defensivakteur bei weitem kein Unbekannter. Kein geringerer als der Hamburger SV setzte 2006 große Hoffnungen in den damals 16 Jahre jungen Youngster aus Olmütz. Dietmar Beiersdorfer agierte zu dieser Zeit noch als Sportchef und wollte Miroslav Stepanek unbedingt für die B-Jugend verpflichten. "Ich konnte kein Wort Deutsch und bin dann mit meiner Mutter aus Tschechien nach Norderstedt in eine Wohnung gezogen", erinnert sich der Spieler.

Seine Laufbahn entwickelte sich anfangs tatsächlich wie erhofft. Über die U17 - zu dieser Zeit noch trainiert von Rodolfo Cardoso - ging es schrittweise bis in die U19, ehe Miroslav Stepanek 2008 als 18-Jähriger seinen ersten Profivertrag unterschrieb. Dazu wurde er regelmäßig in die jeweiligen tschechischen Nachwuchs-Nationalteams berufen.

Warum aber ist er dann künftig im Edmund-Plambeck-Stadion zu sehen, und nicht etwa im Volkspark beim HSV? Das werden sich womöglich viele Zuschauer fragen. Die Antwort: Miroslav Stepanek hatte Pech, und das ist vielleicht sogar beschönigend. Seinen ersten Kreuzbandriss erlitt er im April 2009, den zweiten im Mai 2010. Beide Knie waren betroffen, schlimmer geht es nicht. Zwangsläufig verliert gerade ein junger Fußballer dadurch den Anschluss.

Ein Bundesligaspiel für den Hamburger SV hat Stepanek nie bestritten, er kam aber für die U23 des Vereins in der Regionalliga zum Einsatz. Als Trainer der Profis erlebte er die Coaches Thomas Doll, Huub Stevens, Martin Jol, Bruno Labbadia und Armin Veh. "Die haben eher mit den wichtigen Spielern geredet. Aber Probleme hatte ich mit denen trotzdem nie."

Prägend waren vielmehr die Leihgeschäfte nach Österreich (SV Kapfenberg, 2008/2009) und in die Slowakei (FK Senica, 2012). "In Kapfenberg hatte ich meine schönste Zeit, weil ich in der 1. Liga gespielt habe." Eine zweite Ausleihe nach Kapfenberg war bereits beschlossen, ehe der zweite Kreuzbandriss dazwischenkam. Die Zeit in Senica würde Miroslav Stepanek hingegen am liebsten aus seiner Erinnerung löschen. "Das war eine Katastrophe, da möchte ich eigentlich gar nicht drüber reden." In der Rückrunde 2012/2013 war er beim MSV Duisburg II unter Vertrag - auch die verlief durchwachsen.

Damit sollte auch ein Schlussstrich gezogen sein. "Ich bin froh, dass meine Gesundheit jetzt wieder so gut ist", sagt er. Und diese entscheidende Botschaft überzeugte die Eintracht-Verantwortlichen, die sich mit Stepanek auf einen Vertrag bis Sommer 2014 einigten. Er selbst sagt: "Ich werde jetzt einfach zwölf Monate lang Gas geben und dann gucken, wie die Saison verläuft. Den Vertrag über ein Jahr finde ich gut - man kann verlängern, wenn beide Seiten zufrieden sind."

Trainer Thomas Seeliger plant mit seinem prominentesten Neuzugang offenbar als Linksverteidiger. Zumindest geht Stepanek davon aus. "Das ist ganz gut so. Eigentlich habe ich sogar mehr Spaß auf der linken Seite."

Geschenkt bekommen möchte er aber nichts - weder einen Stammplatz noch eine besondere Rolle im Team. "Erst einmal möchte ich Leistung zeigen. Dann kann man sagen, ob ich ein Führungsspieler geworden bin."

Komplett abgeschlossen hat er das Thema Profilaufbahn übrigens noch nicht. "Es wäre schön, wenn ich es noch einmal probieren dürfte - zum Beispiel im Ausland."

Mittlerweile plant Miroslav Stepanek aber zweigleisig. Gemeinsam mit seiner Freundin wird er bald eine Wohnung in Norderstedt beziehen, außerdem beginnt er eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. "Es wäre ja auch langweilig, wenn ich außer Fußball nichts zu tun hätte."