Europacupsiegerin Christina Vogt will mit den Handballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg die 3. Liga Ost aufmischen. Dabei will die Lehrerin keine halben Sachen machen.

Henstedt-Ulzburg. Das ist der Stoff, aus dem die Träume sind. Christina Vogts letztes Spiel für den Handball-Bundesliga-Club Buxtehuder SV war gleichzeitig auch der Höhepunkt ihrer Karriere. Damals, im Mai 2010, nach dem Gewinn des europäischen EHF Challenge Cups im Duell gegen Frisch Auf Göppingen, hüpfte die Kreisläuferin mit einem goldenen Hut auf dem Kopf freudetrunken durch die Halle Nord. "Mein mit Abstand schönstes sportliches Erlebnis", erinnert sie sich.

Danach sollte eigentlich Schluss sein mit dem Leistungshandball. Vogt, 32, hatte nach insgesamt zehn Jahren genug vom Bundesliga-Alltag. Zwei Übungseinheiten pro Tag, Training an Feiertagen, Punkt-, Pokal- und Europacupspiele, lange Auswärtsfahrten - da blieb kaum noch Zeit für private Interessen, für die Familie, für Freunde. "Also bin ich viel verreist, besonders gern zu meiner Schwester nach Madrid, konnte endlich mal wieder einen Skiurlaub machen und habe all die Dinge genossen, die man als Bundesligaspielerin nicht gewuppt bekommt", sagt sie.

Der Lehrerin, die an der Realschule in Buxtehude die Fächer Mathematik und Sport unterrichtet, wurde allerdings bald klar: Komplett ohne Handball geht es nicht. Schon ein halbes Jahr nach dem emotionalen Abschied vom BSV feierte sie bei SGH Rosengarten-Buchholz ein sechsmonatiges Comeback im Oberhaus - aus Verbundenheit zu einigen Ex-Mannschaftskameradinnen aus Buxtehuder Zeiten, die zum Nachbarclub gewechselt waren. Und mit verringertem Aufwand.

Danach folgte aus gesundheitlichen Gründen die nächste Handball-Pause. Doch nun will Christina Vogt noch einmal richtig angreifen - beim SV Henstedt-Ulzburg in der 3. Liga Ost.

"Im Frühjahr hatte sich Coach Volker Paul telefonisch bei mir gemeldet, weil er für die Saison 2013/2014 eine Abwehrchefin und eine Kreisläuferin suchte." Das sind genau die Positionen, die sie am liebsten spielt.

Die Entscheidung, für den SVHU aufzulaufen, traf Vogt Ende Juni. Der entscheidende Faktor war dabei die Leistungsbereitschaft ihres neuen Teams. "Ich habe mir die Mannschaft zweimal bei Drittliga-Heimpartien angeschaut und dabei festgestellt, dass sie engagiert ist, den Erfolg will. Darauf lege ich großen Wert, auf Rumgedaddel habe ich keine Lust. Mein Motto lautet: Ganz oder gar nicht."

Die ausgebildete Personal-Fitnesstrainerin, die mit sechs Jahren bei der SG Hennstedt-Delve in Dithmarschen mit dem Handballsport begann und über die Stationen MTV Heide, HSG Marne-Brunsbüttel, SC Germania List Hannover und HSG Blomberg-Lippe 2002 zum Buxtehuder SV kam, ist eigentlich eine gelernte Rückraumspielerin. "Später bin ich dann aber zur Kreisläuferin umgeschult worden, weil mir die Sprungkraft fehlt."

Dass sie gut werfen kann, wurde ihr dagegen mit in die Wiege gelegt. Vater Reinhard gehörte vor den Olympischen Spielen in München als Leichtathlet zum erweiterten Kader des deutschen Aufgebots. Mit 18,51 Metern hält er seit dem 17. Juni 1972 den Hamburger Rekord im Kugelstoßen.

Christina Vogt hat sich in Henstedt-Ulzburg innerhalb kürzester Zeit eingelebt. "Ich bin toll aufgenommen worden, alle freuen sich, dass ich da bin." Den Drill der Saisonvorbereitung steckt sie gelassen weg. "Das Programm ist hart, aber kein Vergleich zur Bundesliga. Wir trainieren ja nur einmal am Tag", sagt sie schmunzelnd. Ihre Ziele: "Ich möchte mit dem SV Henstedt-Ulzburg in der 3. Liga Ost ganz oben mitmischen und so fit werden, dass ich 60 Minuten durchspielen kann." Ganz oder gar nicht...