Uwe Rogal, Trainer der Hamburg-Liga-Handballer des neuen HT Norderstedt, schildert seine ersten Eindrücke

Norderstedt. Seit dem 1. Mai ist Uwe Rogal offiziell als Trainer der ersten Männermannschaft des Handball-Teams Norderstedt im Amt. Der 38- Jährige soll den ausschließlich aus Norderstedter Nachwuchstalenten und Routiniers formierten Kader in der Hamburg-Liga zu einer Einheit formen. Bisher gab es kaum gemeinsame Übungseinheiten, erst seit Wochenbeginn bereitet sich die aus dem Zusammenschluss der Männerbereiche des Norderstedter SV und der HG Norderstedt hervorgegangene Spielgemeinschaft auf ihre Premierensaison vor.

Und die beginnt gleich mit dem Match des Jahres, dem Pokal-Heimspiel gegen den Bundesligisten SC Magdeburg. Im Interview mit dem Ham burger Abendblatt schildert Uwe Rogal seine ersten Eindrücke.

Hamburger Abendblatt:

Herr Rogal, noch haben Sie und ihr Team keine einzige Testbegegnung bestritten, und Sie haben bislang nur auch wenige Trainingseinheiten mit spielerischen oder taktischen Elementen abgehalten. Wie gut kennen Sie den Kader?

Uwe Rogal:

Wir haben ja immerhin schon kleinere, interne Trainingsspiele bestritten. Bei diesen Kennenlern-Einheiten gab es kleinere 'Blitzlichter', aus denen ich erste Erkenntnisse gewonnen habe. Die Aktionen und Reaktionen im Abwehrverbund, individuelles Verhalten, Tempo- oder Überzahlspiel lassen schon so manche Rückschlüsse zu.

Was werden demnach die Stärken der Mannschaft sein?

Rogal:

Das muss sich in den kommenden Wochen noch herausstellen. Wir haben bis zum 15. Juli intensiv bei unserem Sponsor Elixia im Kraft- und Ausdauerbereich gearbeitet. Jetzt stehen wir im Mannschaftstraining. Aber auch hierbei werden wir mit dem Ball in der Hand einiges für die Fitness tun. Im August gibt es wöchentlich Testspiele, und am 8. September findet unser erstes Punktspiel statt. Natürlich habe ich meine Vorstellungen, was ich ich dann vom Team sehen möchte.

Zum Beispiel?

Rogal:

Es dürfte klar sein, dass wir auf einem guten Weg sind, wenn wir nicht auf starke Individualisten bauen, sondern uns als Kollektiv präsentieren. Es sollen möglichst immer alle Akteure zum Einsatz kommen, ohne dass es dabei einen Bruch im Spielfluss gibt. Für dieses Konzept ist unser Mix aus jungen Spielern und einer Handvoll Routiniers ideal. Ich will eine kräftige Deckung und einen schnellen Handball sehen; wir wollen die Gegner beschäftigen.

Ist es so früh in der Vorbereitung schon möglich, ein Saisonziel zu formulieren?

Rogal:

Dass wir nicht absteigen wollen, ist klar. Was möglich ist, muss und wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Wir werden einige Testspiele mit Gegnern bestreiten, die wir schlagen müssen - dann aber auch gegen Mannschaften antreten, von denen wir absehbar eine Packung beziehen werden. So zum Beispiel am 23. Juli gegen Drittligist SV Henstedt-Ulzburg, der um 20.30 Uhr zu uns ins Schulzentrum Süd an Poppenbütteler Straße kommt. In beiden Fällen werde ich mir die Reaktionen, das Verhalten der Spieler genau ansehen, wie sie mit Sieg oder Niederlage umgehen. Letztlich soll so aus einzelnen Spielern ein Team zusammenwachsen. Und über diesen in die Zukunft gerichteten Ansatz werden wir auch den Erfolg bemessen, der sich einstellt. Wenn dies erst mal nur der Klassenerhalt ist, ist das gut; sollte mehr möglich sein, ist das erst recht gut.

Sie haben den Mix aus Jung und Alt schon angesprochen. Jetzt ist in der Mannschaftsliste überraschend wieder Torhüter Matthias Matuch aufgetaucht, der wegen der Neukonzipierung des Kaders am Ende der vergangenen Saison verabschiedet worden ist und als Zugang beim TuS Esingen im Gespräch war...

Rogal:

Wir sind zu der Einsicht gelangt, dass wir für jeden Mannschaftsteil einen Routinier im Kader haben sollten, also auch im Tor. Mit Robin Noack und Lukas Leidreiter rücken zwei sehr gute, aber eben auch zwei sehr junge Keeper ins Team. 'Ma tu' ist dagegen mit seinen 36 Jahren und der Erfahrung aus 2. Bundesliga und Regionalliga ein Mann, der schon mal für einige Minuten das Tor dicht machen kann. Er soll Vorbild und Rückhalt sein, von dieser Konstellation werden alle profitieren. So ein Spieler kann motivieren.

Braucht Ihr Team denn überhaupt noch zusätzliche Motivation? Nach der DHB-Pokalauslosung, die Ihnen Bundesliga-Club SC Magdeburg am 21. August als Gast beschert hat, dürften doch alle Spieler in Aufbruchstimmung sein. Die Saison beginnt gleich mit dem Match des Jahres.

Rogal:

So etwas wie eine Aufbruchstimmung beobachte ich eigentlich schon seit Monatsbeginn. Ich habe ja von den Entwicklungen hier in Norderstedt am Ende der Saison 2012/2013, die zum Abstieg, dem Trainerwechsel und dem Pokalsieg führten, wenig mitbekommen. Viele Akteure scheinen sich darüber zu freuen, dass es endlich wieder losgeht. Und wenn ein prominenter Gegner wie Magdeburg in Aussicht ist, erzeugt das natürlich zusätzlich einen Riesenschub. Das Pokalspiel wird etwas ganz Besonderes; ein Bonbon als Belohnung gleich zu Beginn.

Als Sie sich entschieden haben, nach fünf Jahren als schleswig-holsteinischer Jugend-Verbandstrainer nun doch wieder einen Verein zu coachen, da stand dies noch nicht fest. Wieso also HTN und nicht mehr SHFV?

Rogal:

Als ich 2009 nach fünf Jahren als Trainer das zweite Männerteam des THW Kiel verlassen habe, da tat ich das, um meine Stelle als Jurist bei einer Versicherung in Hamburg anzutreten. Das Amt des Verbandstrainers war mit der neuen Tätigkeit am einfachsten zu vereinbaren. Aber mich hat immer gestört, dass man im Verband wenig Möglichkeiten hat, prägend auf die jungen Spieler Einfluss zu nehmen. Das hat mir gefehlt, das geht nur im Verein. Da passte es optimal, dass mir der Norderstedter Manager Sven Vörtmann ein Angebot gemacht hat, das ich einfach nicht ausschlagen konnte.