Wer weiß, wozu diese Abreibung noch gut sein wird. Die Fußballer von Eintracht Norderstedt haben vom VfB Lübeck, dem bisher stärksten Kontrahenten der Testphase, einen 90-minütigen Anschauungsunterricht erhalten.

Westerrade.

"In diesem Spiel ist deutlich geworden, was uns in der Regionalliga Nord erwartet", sagte Trainer Thomas Seeliger ungerührt. Niemand verliert gerne, erst recht nicht wie in diesem Fall mit 1:4 (0:3). Doch fast schien es, als sei Seeliger nicht einmal unglücklich darüber, mit seiner Mannschaft nun ein Negativerlebnis analysieren zu dürfen.

Ansatzpunkte für Kritik gab es genug. Das 3-5-2-System der Eintracht funktionierte insbesondere im ersten Durchgang zu keinem Zeitpunkt, die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen waren zu groß. Die Lübecker traten zudem schlichtweg entschlossener auf. Thomas Seeliger: "Der VfB hat uns vorgemacht, wie man giftig in Zweikämpfe geht. Wenn man sieht, wer da mit Wehwehchen am Boden lag - das waren nur wir."

Schon nach 21 Minuten lag Eintracht Norderstedt mit 0:3 zurück - das Ergebnis entsprach dem Kräfteverhältnis zu diesem Zeitpunkt. Die Laufbereitschaft habe gefehlt, sagte Seeliger, der auch monierte, dass die Laufwege nicht gestimmt hätten.

Zur Erklärung muss gesagt werden, dass der VfB Lübeck zwar nur noch in der Schleswig-Holstein-Liga antritt. Der Abstieg aus der Regionalliga erfolgte allerdings zwangsweise nach einem Insolvenzantrag - sportlich hätten die Hansestädter den Klassenerhalt in der vierthöchsten deutschen Klasse erreicht; dies wurde im Vergleich mit Norderstedt fraglos deutlich. Mittendrin war auch Dennis Wehrendt: Der ehemalige Eintracht-Kapitän, der noch vor dem Ende der Saison 2012/2013 in Garstedt freigestellt worden war, steuerte sogar den ersten Treffer zum deutlichen Erfolg bei.

Thomas Seeliger hatte seinem Kader vor dem Anpfiff noch einmal deutlich gemacht, dass es nicht mehr viele Möglichkeiten gibt, sich für die Startelf zum Regionalligaauftakt in Havelse (4. August, 14 Uhr) zu empfehlen. Gleichwohl könnten Spieler genauso auch aus dem Team hinausrotieren. Ausdrücklich lobte er die Youngster Clifford Aniteye und Jan-Marc Schneider, die beide eingewechselt wurden. "Bei dem einen oder anderen Spieler habe ich gesehen, dass er sich aufgedrängt hat", so Seeliger.

Nach der Pause probierte er verschiedene taktische Varianten aus; die Eintracht beendete die Partie in einem 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld. Manche Akteure wurden im Laufe der 90 Minuten sogar auf drei unterschiedlichen Positionen eingesetzt.

Genau so wie der VfB Lübeck will auch der nächste Testgegner demonstrieren, dass er eigentlich in Liga vier gehört. Am Sonnabend, 15 Uhr, gastiert der FC Elmshorn im Edmund-Plambeck-Stadion. Der Oberliga-Meister hatte Eintracht Norderstedt im Juni den Vortritt für die Regionalliga-Aufstiegsrunde lassen müssen, obwohl er in der Punktrunde 2012/2013 sportlich besser abgeschnitten hatte als die Garstedter. "Das wird wieder giftig", sagte Thomas Seeliger.

Tore: 1:0 Wehrendt (13.), 2:0 Marheineke (19./Foulelfmeter), 3:0 Pauer (21.), 4:0 Suew (66.), 4:1 Meyer (84.).

Eintracht Norderstedt: Oest - Eglseder (36. Aniteye), Stepanek (69. Oguz), Mandic - Heinemann, Koch (69. Cengiz), Browarczyk (69. Marxen), Kummerfeld (46. Rose) - Meyer - Lüneburg (65. Ghazaryan), Tunjic (46. Schneider).