Die Itzstedter Trapschützin meldet sich mit der Bronzemedaille beim Weltcup auf Zypern an der Weltspitze zurück

Itzstedt. Der August 2012 hatte für Sonja Scheibl Höhepunkt ihrer Karriere werden sollen. Die damals 32 Jahre alte Trapschützin aus Itzstedt vertrat Deutschland bei den Olympischen Sommerspielen in London. Der Traum eines jeden Sportlers. Doch die Tischlermeisterin zog in der "Wetterlotterie" an ihrem Wettkampftag eine Niete und musste bei Regen an den Start in einer Konkurrenz, die keine Fehler zuließ. Das ernüchternde Resultat: Rang 17.

Aber wer nun glaubte, dass es der Blondschopf mit den wachen, blau-grauen Augen bei dem Einmal-im-Leben-Ereignis belassen und sich künftig auf den Beruf konzentrieren würde, den belehrt die mehrfache Deutsche Meisterin im Trap und dem nicht-olympischen Doppeltrap nun eines Besseren. Seit dieser Woche ist eines ganz klar: Sonja Scheibl greift wieder an und will auch weiterhin oben in der Weltspitze der Trapschützen mitmischen.

Gleich ihren ersten internationalen Auftritt 2013 beendete Sonja Scheibl mit einem Paukenschlag. Beim Weltcup in Nikosia/Zypern hat die 33-Jährige den dritten Platz belegt und dabei große Nervenstärke bewiesen.

Die Vorrunde verlief für die Itzstedterin noch wie gewohnt. In drei Runden à 25 Schuss erkämpfte sich Scheibl mit 70 getroffenen Wurfscheiben die Teilnahme am Finale der besten sechs Schützinnen. Von da an war jedoch Schluss mit den seit über 15 Jahren nur allzu gut verinnerlichten Abläufen.

Scheibl gewinnt erste Weltcup-Medaille für Deutschland seit Susanne Kiermayer

Grund: Seit dieser Saison nehmen die Finalisten ihre Vorrunden-Punktzahl nicht in den Endkampf mit; bei null Treffern geht es wieder los. Nun aber nicht mehr über erneut 25 Schuss, sondern nur noch über 15. Danach steht aber immer noch kein Ge winner fest. Die zwei Bestplatzierten dieses Halbfinals machen in weiteren 15 Schuss den Sieger unter sich aus. Die beiden Dritt- und Viertplatzierten kämpfen derweil um die Bronzemedaille, nur für die Schützen auf Rang fünf und sechs ist der Wettkampf bereits nach dem Semifinale vorüber.

"Wer sich den neuen Modus einmal ausgedacht hat, kann vorher eigentlich wenig selber mit dem Trapschießen zu tun gehabt haben", sagt Sonja Scheibl schmunzelnd, "die Änderung wurde beschlossen, um unsere Wettbewerbe für Zuschauer und Fernsehen attraktiver zu machen und auch zu verkürzen. Von einem schnelleren Wettkampf konnte aber keine Rede sein."

Doch genau genommen musste sich die Itzstedterin einen großen Anteil an der mehrstündigen Wettkampfdauer selber zuschreiben, denn zweimal gab es in den Entscheidungskämpfen ein Stechen, beide Male unter Beteiligung von Sonja Scheibl. Nach zehn Treffern im Halbfinale musste sie sich gegen die Russin Liudmilla Pshenichnikova den Platz für das Match um Platz drei erkämpfen. Erst nach zehn Scheiben stand ihr 10:9-Sieg fest.

Und beim Bronzefight - Gold hatte sich die Italienerin Silvana Stanco gegen die Australierin Catherine Skinner gesichert - standen für Scheibl und die Slowakin Zuzana Stefecekova nach 15 Schuss jeweils elf Treffer zu Buche. Im erneuten Shoot-off leistete sich die Slowakin jedoch bereits beim zweiten Schuss einen Fehler, der historische Erfolg von Sonja Scheibl stand fest.

"Von unseren Offiziellen wusste spontan niemand, wann es für Deutschland zuletzt eine Weltcupmedaille im Trapschießen gab", sagte die Kaderschützin, die sich in Eigenregie mit zweimaligem Training pro Woche vorbereitet hatte. Klar ist: Die letzten Podestplätze gab es durch Susanne Kiermayer, die ihre Karriere 2010 beendete.

Sonja Scheibl weiß indes genau, wie sie sich ihren größten Erfolg nach Platz drei bei der Junioren-WM 1999 erarbeitet hat. "Ich habe fast meinen gesamten Konzentrations- und Bewegungsablauf im Wettkampf verändert. Es gelingt mir jetzt viel besser, meine Aufmerksamkeit hoch zu halten."

Eine Präsenz, die Sonja Scheibl gerne bald wieder international demonstrieren möchte. "Ich hoffe nach diesem Erfolg schon sehr auf meine Nominierung für die EM Ende Juli in Suhl", sagt die begeisterte Hobbymalerin, "und wenn ich wirklich dorthin fahren darf, müsste ich eigentlich auch im Aufgebot für den nächsten Weltcup am 5. Juli in Granada stehen."