Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg erkämpfen 29:29 gegen Rostock, rutschen aber auf Platz 18 ab.

Henstedt-Ulzburg. Als der italienische Unparteiische Nicola Rizzi um 22.35 Uhr energisch in die Pfeife blies und das deutsche Endspiel der Fußball-Champions-League im Londoner Wembleystadion beendete, durfte Handballtrainer Tobias Skerka zum zweiten Mal an diesem Abend ausgelassen jubeln. Skerka freute sich als Fan des FC Bayern München riesig über den 2:1-Erfolg des nationalen Rekordmeisters gegen Borussia Dortmund durch das Last-Minute-Tor des Niederländers Arjen Robben.

Knapp vier Stunden zuvor hatte der 38 Jahre alte Coach der Zweitliga-Männermannschaft des SV Henstedt-Ulzburg seinen Emotionen schon einmal freien Lauf gelassen. Genau 21 Sekunden waren in der Heimpartie gegen den HC Empor Rostock noch zu absolvieren, als Skerka angesichts eines 28:29-Rückstands Keeper Jan Peveling vom Feld holte und Rasmus Gersch als siebten Feldspieler einwechselte.

Sein Mut zum Risiko wurde tatsächlich belohnt: Der SVHU nutzte die personelle Überzahl, setzte im letzten Angriff Linksaußen Jens Thöneböhn in Szene - und dieser wuchtete den Ball zum 29:29 (16:16) in den rechten oberen Winkel des Gästetores.

Völlig ungetrübt war die Begeisterung der Henstedt-Ulzburger über den späten Ausgleichstreffer und das Unentschieden indes nicht. Zwar hatten sie im Schulzentrum Maurepasstraße vor 600 Zuschauern ihre Negativserie von sechs Niederlagen in Folge gestoppt, rutschten in der Tabelle aber trotzdem auf Abstiegsplatz 18 ab, da sich die nun punktgleiche SG Leutershausen zu Hause überraschend deutlich mit 42:31 gegen die SG BBM Bietigheim durchsetzen konnte.

Für Tobias Skerka war das Remis gegen Rostock dennoch ein Schritt nach vorn. "Wir haben in der zweiten Halbzeit zweimal mit drei Toren zurückgelegen, sind dann aber nicht eingebrochen und gegen die beste Rückrundenmannschaft der 2. Bundesliga zweimal zurückgekommen. Das spricht für die gute Moral der Jungs, darauf kann die Mannschaft in den letzten beiden Partien aufbauen. Was der Punkt wert ist, wird sich aber erst nach dem letzten Match gegen den ThSV Eisenach zeigen."

Teammanager Joachim Jakstat geht davon aus, dass es am 8. Juni in der Norderstedter Moorbekhalle ein Herzschlagfinale im Kampf um den Klassenerhalt gibt - und zwar mit einem Happy End für den SV Henstedt-Ulzburg. "Wir kriegen in dieser Saison immer wieder auf die Schnauze, stehen aber auch immer wieder auf - das spricht im Fernduell mit Leutershausen für uns."

Doch wer weiß: Vielleicht gelingt dem SVHU ja schon am Sonnabend beim TSG Ludwigshafen-Friesenheim der Befreiungsschlag. "Möglicherweise ist es ein Vorteil, dass es dann für die Ludwigshafener um nichts mehr geht", sagte Tobias Skerka, "die sind als Tabellenzwölfter jenseits von Gut und Böse. Wenn wir 60 Minuten lang Vollgas geben, sind wir nicht chancenlos."

Seine Akteure sollten sich dann allerdings weniger technische Fehler und Ballverluste als gegen den HC Empor Rostock leisten. So hatten die Hausherren beim Zwischenstand von 19:17 die Gelegenheit, ihren Vorsprung auf drei Tore auszubauen, konnten die Gunst des Augenblicks aber nicht nutzen. Ebenfalls verbesserungswürdig ist das Rückzugsverhalten des SVHU nach gescheiterten Angriffen. "Wir waren auf dem Weg nach hinten häufig zu unsortiert", kritisierte Skerka.

Die seit etwas mehr als einer Woche praktizierte Arbeitsteilung mit dem früheren Bundesliga-Trainer Anders Fältnäs bewertet er als uneingeschränkt positiv. "Ich profitiere sehr von seiner Erfahrung. Während ich mich um das Geschehen auf dem Feld kümmere, führt Anders Einzelgespräche mit den Auswechselspielern und kann ihnen noch einmal letzte taktische Instruktionen geben - er ist in unserer jetzigen Situation eine große Hilfe."

Tore des SV Henstedt-Ulzburg: Tim-Philip Jurgeleit (6), Maik Makowka (4), Nico Kibat (4/davon 1 Siebenmeter), Rasmus Gersch (4/2), Lasse Kohnagel, Julian Lauenroth (beide 3), Lars-Uwe Lang (2), Jens Thöneböhn, Tim Völzke, Stefan Pries (alle 1).

Tabelle: 1. Bergischer HC (53:13 Punkte), 2. TV Emsdetten (50:18), 3. ThSV Eisenach (45:23), 4. SG BBM Bietigheim (41:27), 5. VfL Bad Schwartau (38:30/935:903 Tore), 6. HC Empor Rostock (38:30/993:970), 7. TV Bittenfeld (36:30), 8. TV 05/07 Hüttenberg (36:32/914:915), 9. HC Erlangen (36:32/817:827), 10. HSG Nordhorn-Lingen (35:33), 11. HG Saarlouis (34:36), 12. TSG Ludwigshafen-Friesenheim (32:34), 13. Eintracht Hildesheim (30:36), 14. ASV Hamm-Westfalen (28:42), 15. SC DHfK Leipzig (27:41), 16. EHV Aue (25:43), 17. SG Leutershausen (22:46/932:969), 18. SV Henstedt-Ulzburg (22:46/902:968), 19. TuS Ferndorf (16:52).