In krimineller Energie steckt oft erstaunlich viel Kreativität. Welcher Normalbürger käme schon auf die Idee, ein Kartoffel-Kartell zu bilden? Wie kommt man überhaupt auf so etwas?

Vielleicht ist einem biederen Landwirt die Coca-Ernte verhagelt und er hat sich gedacht: Deale ich halt mit Kartoffeln. Oder ein deutscher Agrarexperte hat auf EU-Kosten an einer Fortbildung in Medellin/Kolumbien teilgenommen. Wie immer es letzten Endes zur Gründung der Erdapfelmafia gekommen sein mag, es zeigt sich, dass nicht alle Volksweisheiten zwangsläufig zutreffen: Die dümmsten Bauern haben vielleicht die dicksten Kartoffeln - aber den Profit macht immer das Kartell.

Wer will schon nach Süddeutschland?

Endlich also ist in der Unterwelt angekommen, was die Mineralölkonzerne schon lange vorexerzieren. Straffe Organisation, interne Absprachen, alles auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Eigentlich stinklangweilig. Für so ein Berufsprofil muss man doch nicht kriminell werden, da kann man ja gleich normal arbeiten gehen. Armselige Fritten-Gangster.

In fremder Leute Wohnungen und Häuser einzusteigen, entspricht dagegen eher der klassischen Spielart des Verbrechertums. Die einschlägige, just in dieser Woche veröffentlichte Statistik weist aus, dass bei uns im Norden die Zahl der Einbrüche sehr viel höher ist als in Süddeutschland. Wer will da auch schon hin? Laut Polizeisprecher schätzen die Diebesbanden an der norddeutschen Tiefebene vor allem die guten West-Ost-Verkehrsverbindungen. Demzufolge sollten wir die Autobahn 20 doch lieber wieder abreißen.

Alle vier Minuten in Einbruch

Denn wenn bei uns eingebrochen wird, sind Hab und Gut ebenso weg wie die Täter. Bundesweit alle vier Minuten ein Einbruch, Aufklärungsquote 15,7 Prozent. Während die Diebe gerade Ihren Schmuck, die Sparschweinfüllung Ihrer Kinder und Opas Münzsammlung einsacken, schreibt die Polizei vielleicht gerade Ihren Wagen vor der leider abgelaufenen Parkuhr auf.

Oder befreit Zirkustiere, wie letzte Woche in Norderstedt (60 Polizisten waren im Einsatz!). Oder, wie in Hamburg: Rettet zusammen mit der Feuerwehr eine Ratte, die nicht nur zu fett, sondern auch blöd genug war, sich selbst im Gullydeckel einzuklemmen.

Ich weiß - jeder gequälten Kreatur sollte geholfen werden. Aber muss man als Normalbürger erst ein Kartell dafür gründen, nicht ständig ausgenommen zu werden?