Trennung von Steven Lindener hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Aussagen von Clubführung und Spieler widersprechen sich

Norderstedt. Unter anderen Umständen wäre es eine Nachricht gewesen, die im Lager von Fußball-Oberligist Eintracht Norderstedt für Freude und Aufbruchstimmung gesorgt hätte. Wie der Norddeutsche Fußball-Verband mitteilte, gehören die Garstedter zu den 28 Bewerbern, die eine Zulassung für die Regionalliga Nord erhalten haben. Noch im März war der Aufstieg tatsächlich ein realistisches Ziel gewesen, doch mittlerweile ist es nur noch eine Randnotiz, dass der Club alle nötigen Voraussetzungen für die vierthöchste deutsche Klasse erfüllen würde.

Denn: Auch der FC Elmshorn hat eine Lizenz erhalten, und der Spitzenreiter kann vier Begegnungen vor Saisonende angesichts von satten 16 Punkten Vorsprung nicht mehr eingeholt werden. Während die überragende Mannschaft der Oberliga Hamburg also im Juni an der Aufstiegsrunde teilnehmen wird, muss an der Ochsenzoller Straße ein neuer Anlauf für die Serie 2013/2014 geplant werden.

Noch ist unklar, welche Kräfteverhältnisse sich nach der Sommerpause entwickeln könnten: Elmshorn könnte in der Aufstiegsrunde scheitern und Oberligist bleiben, außerdem sind in Liga vier weiterhin drei Hamburger Vertreter (SC Victoria, Hamburger SV II, FC St. Pauli II) abstiegsbedroht. Dazu kämen Clubs wie Altona 93, der TSV Buchholz 08 oder der SV Curslack-Neuengamme. Im schlechtesten Fall wäre die Staffel so stark wie nie zuvor besetzt. Steven Lindener hat diese Szenarien offenbar durchgespielt und ist sich trotz längst nicht beendeter Transferphase sicher: "Ich sehe kein Potenzial, um in der kommenden Saison aufzusteigen."

Als sich der 22-Jährige vor Kurzem an Trainer Thomas Seeliger und an den Vereinsvorstand wandte, hatte er sich innerlich längst für einen Abgang und gegen eine Verlängerung seines bis 30. Juni 2013 datierten Vertrags entschieden. "Ich bin jetzt 22 und will den Sprung schaffen. Ich will nicht weiter in der Oberliga herumgurken."

Normalerweise wäre ein Wechsel kein ungewöhnlicher Vorgang; doch die Eintracht-Verantwortlichen hatten ihrer Darstellung nach vom Stammspieler eine feste mündliche Zusage für zwei weitere Jahre bekommen. Das unschöne Ende ist bekannt: Norderstedt stellte den Allrounder frei.

"Charakterlos" nannte der Vorsitzende Reenald Koch das Vorgehen von Lindener, Trainer Thomas Seeliger fügte hinzu: "Ich bedaure das sportlich, aber der Verein darf sich nicht vorführen lassen."

Der Beschuldigte widerspricht. "Wir hatten uns im Januar zusammengesetzt und über die kommenden Jahre gesprochen. Ich hatte aber nicht konkret, nicht hundertprozentig zugesagt und nicht die Hand darauf gegeben, dass ich bis 2015 bleibe."

Beide Seiten sind nun fertig miteinander. Positiv aus Eintracht-Sicht ist abgesehen davon zumindest, das nach jetzigem Stand schon 18 Spieler nicht nur zugesagt, sondern für die nächste Saison tatsächlich auch unterschrieben haben, wie Reenald Koch versichert. Fest steht zudem, dass Angreifer Ivan Sa Borges Dju den Club verlassen wird.

Am Sonntag empfängt Eintracht zum viertletzten Match vor der Sommerpause den Bramfelder SV (14 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion).