Jannick Martens nutzt die studienfreie Zeit in den USA, um den SV Henstedt-Ulzburg im Abstiegskampf zu unterstützen

Henstedt-Ulzburg. Dem Studenten im Allgemeinen hängt gerne das Image des Langschläfers und Partykönigs an. Von wilden Feierorgien und Dösen bis in die Puppen kann Jannick Martens aber nur träumen. Der 22-Jährige studiert seit einem Jahr in den Vereinigten Staaten von Amerika Kommunikations-Wissenschaften. An der University of North Carolina in Greensboro hatte sich Martens um ein Sportstipendium beworben und die anspruchsvollen Tests erfolgreich absolviert.

Der begeisterte Fußballer hatte in der Jugend für die Bramstedter TS, die Kaltenkirchener TS, Eintracht Norderstedt, Holstein Kiel und zuletzt für den VfB Lübeck und das zweite Team des FC St. Pauli im Herrenbereich gekickt.

"Ein Teamkamerad beim VfB Lübeck hatte mich auf die Idee gebracht. Ich habe die Tests bestanden, er nicht", erzählt Martens, der zuvor keinerlei Affinität zum Kontinent in Übersee hatte, in Deutschland aber nicht mehr die Perspektive für eine kombinierte berufliche und sportliche Ausbildung gesehen hatte. Von nun an standen auf dem Stundenplan des Henstedt-Ulzburgers neben den Unterrichtsblöcken auch mehrfach täglich Übungseinheiten auf dem Fußballplatz. "Teilweise beginnen wir um 6 Uhr morgens mit dem Training. Besonderer Wert wird hier auf die Athletik gelegt. Die Saison dauert nur von Juli bis Dezember. Aber in der Zeit haben wir teilweise alle zwei Tage ein Spiel", sagt Martens.

Auch wenn der amerikanische Universitäts-Fußball wegen der Größe des Landes in Divisionen unterteilt ist, kann eine Busfahrt zum Auswärtsspiel schon mal zehn Stunden dauern. "In so einem Fall muss der Stoff, der an diesem Tag in den Vorlesungen verpasst wurde, während der Fahrt nachgeholt werden", sagt Jannick Martens.

Den Annehmlichkeiten wie kostenlosem Wohnen, Verpflegung und Rundum-Service bei den Fußballspielen - die Kicker müssen sich eigentlich um nichts kümmern - stehen hohe Anforderungen an die Studenten gegenüber. So wird bei abfallenden schulischen Leistungen der sportliche Teil durch Nachhilfestunden ersetzt.

Nicht nur geografisch wird im Land der unbegrenzten Möglichkeiten in anderen Dimensionen gerechnet. Bei seinem ersten Einsatz im Fußballdress des UNCG-Teams erlebte Jannick Martens eine Überraschung, die er von Fußballplätzen in Norddeutschland nicht kennt. "Wir absolvierten unser Aufwärmprogramm vor relativ leeren Rängen. Als wir dann zum Anpfiff wieder aus der Kabine kamen, wurden wir von 2500 begeisterten Fans frenetisch begrüßt. Damit hatte ich nicht gerechnet", erinnert sich Martens. Dabei tat es der Stimmung keinen Abbruch, dass mindestens 90 Prozent der UNCG-Fans die Abseitsregel nicht kannten. "Bei jedem Tor wurde gejubelt, das zählt. Auch wenn der Fußball in den USA in den letzten Jahren populärer geworden ist, bleiben Football, Basketball und Baseball die bestimmenden Sportarten."

Nicht schlecht staunte Jannick Martens auch nach dem Spiel beim Blick ins Internet. "Wir wurden vor dem Anpfiff einzeln vorgestellt, und nach der Partie hatte ich 30 neue Freundschaftsanfragen bei Facebook - größtenteils von weiblichen Anhängern", erzählt der Junggeselle schmunzelnd.

Ob er später einmal vor oder hinter der Kamera arbeiten wird und ob er das in Deutschland oder Amerika tun wird, kann Martens jetzt noch nicht sagen. Aber einen Traum würde er sich zu gerne vorher noch erfüllen: "Als Profi in der Major League Soccer zu spielen, das ist noch ein Ziel."

Und dieser Anspruch ist gar nicht unrealistisch. Denn Ende Juli - bis dahin weilt er in nun Deutschland - geht das Abenteuer Amerika für Jannick Martens weiter. Dann wechselt der Flügelstürmer ans Iona College in New York, um sich ganz auf den Bachelor in Sports Communication zu konzentrieren. Dort kickt er in der ersten College-Liga, eine Klasse unter den Profis.

Bis dahin will der Offensivakteur die von seinem Vater Jens Martens trainierten Fußballer des SV Henstedt-Ulzburg vor dem Abstieg aus der Schleswig-Holstein-Liga bewahren. Seinen ersten Einsatz im Spitzenteam hat Jannick Martens beim Derby gegen den TuS Hartenholm (Sonnabend, 13.30 Uhr, Schäferkampsweg).