Frank Intert, der neue Präsident des Tennisverbands Schleswig-Holstein, will mit verschlanktem Führungsstab den Freizeitsport neu beleben.

Wahlstedt. In der Führung des schleswig-holsteinischen Tennissports hat ein Wachwechsel stattgefunden. Beim Verbandstag in Kiel hat sich nach einjähriger Ankündigung das gesamte, bislang fünfköpfige Präsidium nicht mehr zur Wahl gestellt. Zum Nachfolger wurde Dr. Frank Intert, Geschäftsführer von Tennis Wahlstedt, dem Sitz des Landesleistungszentrums, gewählt. Das Hamburger Abendblatt sprach mit dem neuen "Chef" von 48.000 schleswig-holsteinischen Tennisspielern über das Amt und seine Ziele.

Hamburger Abendblatt:

Herr Intert, herzlichen Glückwunsch zur Wahl ins neue Amt. Der scheidende Präsident Wolfgang Raudszus hat in seiner Abschiedsbotschaft auf der Verbands-Internetseite für den Tennissport neue Ideen und Denkansätze sowie von den Machern viel Energie eingefordert. Außerdem bezeichnete er die Struktur des DTB als völlig überholt. Werden Sie diesen geforderten frischen Wind in Landes- und vielleicht auch Bundesverband bringen können?

Dr. Frank Intert:

Die Worte lassen den Gedanken aufkommen, als seien Dinge anders gemacht worden, als es hätte sein sollen. Es gab auch in der jüngeren Vergangenheit neue Energien und Denkansätze im Landesverband. Dass nun das gesamte Präsidium nach langen Jahren gemeinsam geht, heißt auch, dass es eine gesunde Verbandsstruktur hinterlässt. Eine "veränderte Lage" ist darin begründet, dass der Tennis-Breitensport in Konkurrenz zu anderen, neuen Freizeitsportarten steht und erschwerende Entwicklungen in der Bevölkerung kompensieren muss.

Gibt es dafür ein Beispiel?

Intert:

Da sind die Ganztagsschule oder das G8-Abi limitierende Faktoren, um Tennis noch als Freizeitsport zu etablieren. Spätestens, wenn es in den Leistungsbereich geht, wird es ganz schwer.

Warum die Verschlankung von fünf auf vier Präsidentenämter?

Intert:

Bestimmte Tätigkeiten sind mit schlanken Organisationsformen effizienter zu erfüllen. Zugegeben: Es birgt die Gefahr der Machtkonzentration. Wir haben einen Präsidenten weniger, das bisherige Ressort Breitensport, das wir künftig Vereinssport nennen, ist bei mir als Präsident angesiedelt. Wir haben verschiedene Referate abgeschafft, können aber künftig externen Sachverstand als Beisitzer für Projekte bestimmen. Auch können wir aus gleichem Grund einen Beirat einberufen. Machtkonzentration kann so gesehen nur denen ein Dorn im Auge sein, die Angst haben, Macht zu verlieren.

Mit diesen Ankündigungen - wie war das Abstimmungsergebnis?

Intert:

Alle Wahlen sind ohne Gegenstimme oder Enthaltung erfolgt. Ein tolles Vertrauensvotum, da ich so lange Zeit hatte, mich vorzubereiten und auch mit meinen neuen Mitpräsidenten über unsere Pläne abzustimmen und uns mit diesen Vorhaben bei den Bezirken und in den Gremien vorzustellen. Das bestätigt mich, die richtigen Partner gefunden zu haben.

Bleiben wir bei Personalien: Wofür stehen die Vizepräsidenten in Ihrem Team?

Intert:

Vizepräsident Finanzen ist Thomas Chiandone. Er ist A-Trainer und Geschäftsführer in einem Verlag. Er ist sehr tennisaffin und hat beste Voraussetzungen für dieses Amt. Aus dem Vizepräsident Sport wurde nun Björn Kroll als Vize für Mannschafts- und Turniersport. Als erfahrener Organisator unter anderem des Horst-Schröder-Pokals ist Björn Kroll dafür prädestiniert. Neu ist, dass nun der Jugendwart mit dem Vizepräsident Leistungssport zusammengelegt wird. Mit Arne Weisner in dieser Funktion werden wir einen verstärkten Blick auf die Acht- bis Zehnjährigen werfen. Er ist Begründer der Mini-Cups und ein versierter Trainer. Mit ihm wollen wir für eine gezielte Weiterförderung sorgen, denn es gibt Verbände, in denen die Talentförderung mit 16 Jahren endet.

Ihr vorrangiges Ziel auf der Merkliste?

Intert:

Da ist der Bereich Lehrwesen, die Ausbildung von Trainern. Ein Trainer ist im Verein der Motor dafür, ob etwas passiert oder eben nicht. Sie müssen für zeitgemäße Konzepte geschult werden, wie zum Beispiel Tennis besser bei Anfängern zu etablieren ist. Da wollen wir Hilfestellungen geben. Götz von Arend als Leiter des Lehrwesens wird hier viele Freiräume erhalten, um den Bereich zu entwickeln.

Gibt es eine "Roadmap" für die nächsten zwei, fünf oder zehn Jahre?

Intert:

Es gibt eine Mindmap mit generellen Zielen, aber ohne verbindliche Zahlen, das wäre unlauter. Ziele sind qualitativer Natur. Wir wollen nicht schon im Alter von zwölf bis 14 Jahren deutsche Meister kreieren. Wir wollen Freiräume lassen für Abi oder Ausbildung und die Talente im Alter wie nun Angelique Kerber, Julia Görges oder Mona Barthel auf dem Leistungshoch haben. Aber Erfolg werden wir nicht daran messen, wie viele Schleswig-Holsteinerinnen im Fedcup spielen, sondern dass wieder mehr Menschen in ihrer Freizeit Tennis spielen. Das wollen wir durch die Konzentration auf die Ein-Tages-LK-Turniere erreichen, die meines Erachtens die Zukunft sind.

Ihre Amtsführung soll wie aussehen?

Intert:

Der Verband ist in der Bringschuld, sich den Mitgliedern zu erklären, Entscheidungen umfassend, früh und direkt zu kommunizieren. Die Mitglieder sollen immer wissen, was wir tun. Und bei Meinungsverhältnissen von 60 zu 40 gibt es immer eine große Anzahl an Verlierern. Als Verlierer soll sich niemand bei uns fühlen.