Handball-Zweitligist SV Henstedt-Ulzburg gerät nach 27:28 gegen ASV Hamm-Westfalen immer stärker unter Druck

Henstedt-Ulzburg. Eigentlich hatten die Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg (17./16:32 Zähler/639:691 Tore) alles richtig gemacht. Die Weichen für die Wiedergutmachung nach dem 18:30-Debakel beim EHV Aue am vergangenen Mittwoch schienen gestellt. Im nächsten sogenannten Vier-Punkte-Spiel, dem Match gegen den Tabellen-14. ASV Hamm-Westfalen, lief zunächst alles nach Plan für das Team von Trainer Tobias Skerka. Die 9:4-Führung nach 16 Minuten ließ die 600 Fans in der Halle an der Maurepasstraße früh auf den sechsten Heimsieg der Saison hoffen.

Zwar kamen die Gäste bis zum Pausenpfiff auf 13:14 heran; da aber Jan Wrage und Nico Kibat per Siebenmeter kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit wieder für einen Drei-Tore-Vorsprung des SVHU sorgten, gab es keinen Grund zur Sorge. Dann aber legten die Hausherren mit nur einem Treffer in den folgenden zehn Minuten den Grundstein für die 27:28 (14:13)-Niederlage. Der Rückstand des hochgradig abstiegsbedrohten Newcomers auf den rettenden Platz 16 beträgt inzwischen drei Punkte - langsam wird's brenzlig.

"Alle sind riesig enttäuscht. Wir wussten zwar, dass es ein enges Match werden würde, hatten aber an uns geglaubt", sagte SVHU-Spielmacher Nico Kibat, "leider waren unser Angriff und die Überzahlaktionen in der zweiten Halbzeit nicht mehr so gut."

Kibat selbst hatte schon Mitte des ersten Durchgangs mit drei Toren in Folge eine frühzeitige Wende zugunsten der Gäste verhindert. Und doch war mit der Person des Regisseurs auch die Phase verbunden, in der sich der ASV Hamm-Westfalen am SVHU vorbeischieben konnte.

Da Nico Kibat im Mittelblock des 6:0-Defensivverbundes der Henstedt-Ulzburger unverzichtbar ist, hinterlässt bei ihm das kraftraubende Spiel in Angriff und Abwehr seine Spuren; ohne Erholungspause geht es nicht.

Von der 28. bis 43. Minute gab er die Rolle des Spielmachers an Kapitän Stefan Pries ab, dessen Nebenmänner Tim Völzke und Lasse Kohnagel nun ebenfalls merklich müder wurden - die Gäste setzten sich bis auf 19:17 ab.

Nico Kibats Rückkehr nutzte Coach Skerka für gleich zwei weitere Belebungsmaßnahmen. Der beweglichere Rasmus Gersch sollte im rechten Rückraum für Gefahr sorgen, auf der linken Seite übernahm Kevin Wendlandt Völzkes Job und führte sich mit einem Treffer und einer herausgeholten Zeitstrafe sofort gut ein. "Leider ist es dabei geblieben, das war noch etwas mager", sagte der 1,97 Meter große Rückraumshooter unzufrieden. Doch zumindest hatte er sich nicht dem Fehlwurffestival seiner Teamkameraden angeschlossen.

Insgesamt 20 Versuche - darunter fünf "Hundertprozentige" sowie zwei Siebenmeter - landeten entweder in den Armen des starken Gästekeepers Tomas Mrkva oder neben dem Tor. "Zusammen mit den zehn Ballverlusten, die wir uns geleistet haben, ist das einfach zu viel", sagte Tobias Skerka, "Einsatzwille und Kampf haben gestimmt. Allein in der Abwehr hat uns manchmal der letzte Schritt gefehlt, um Schlagwürfe des Gegners aus elf, zwölf Metern zu unterbinden."

Und dann war da ja auch noch der Sohn von SVHU-Frauentrainer Volker Paul. Sebastian Paul übernahm beim ASV Hamm-Westfalen Mitte der ersten Halbzeit die Spielmacherrolle von Alexander Auerbach und lieferte eine glänzende Partie ab.

"Das war schon ein besonderes Spiel für mich", sagte der 20-Jährige, "ich denke, dass unsere offensivere 5:1- Abwehr in der zweiten Halbzeit der Schlüssel zum Sieg war."

Der SV Henstedt-Ulzburg benötigt am kommenden Sonnabend in der Auswärtspartie beim Tabellenletzten SG Leutershausen nun unbedingt ein Erfolgserlebnis, wenn er im Kampf um den Klassenerhalt nicht noch mehr Boden verlieren will. "Die Einstellung des Teams stimmt", sagt Tobias Skerka, "aber wir müssen unbedingt unsere Torausbeute verbessern, wenn wir in Leutershausen gewinnen wollen."

Jan Peveling wird seine Mannschaftskollegen dann wohl nicht unterstützen können; der Keeper hatte sich zwei Minuten vor Schluss bei einer Kollision mit Matthias Struck eine Bänderverletzung im linken Fuß zugezogen.

Spielverlauf 0:2, 1:3 (5.), 5:3, 5:4 (9.), 9:4 (16.), 9:7, 11:8 (20.), 12:9, 12:11 (24.), 14:12 (27.), 14:13 - 16:13 (33.), 16:16 (38.), 17:16, 17:19 (43.), 19:20, 19:22 (48.), 21:24 (51.), 23:24 (52.), 23:26 (54.), 25:26 (57.), 26:27 (59.), 26:28 (60.), 27:28. Tore des SV Henstedt-Ulzburg Nico Kibat (5/davon 1 Siebenmeter), Lasse Kohnagel, Jan Wrage (je 4), Tim-Philip Jurgeleit (4/1), Tim Völzke (3), Lars Bastian, Lars-Uwe Lang (2), Julian Lauenroth, Kevin Wendlandt (1), Rasmus Gersch (1/1). Tore des ASV Hamm-Westfalen Sebastian Paul (6), Andreas Simon (6/1), Sebastian Schneider, Marian Orlowski (5), Matthias Struck, Dirk Hartmann (2), Tim Dahlhaus (1), Alexander Auerbach (1/1).