Tenniscoach Dimitri Poliakov aus Henstedt-Ulzburg steht mit Kasachstan im Viertelfinale des Teamwettbewerbs

Henstedt-Ulzburg. 10.30 Uhr, im Ortsteil Henstedt. In der Tennishalle des SV Henstedt-Ulzburg an der Bürgermeister-Steenbock-Straße herrscht geschäftiges, aber geordnetes Treiben. Einige Routiniers absolvieren ihre Matches. Die Oldies kommen alleine zurecht, sie benötigen die Dienste von Vereinstrainer Dimitri Poliakov heute nicht. So hat der 45-Jährige ein paar Stunden Zeit, bis die Nachwuchstalente des Vereins nach der Schule zum Unterricht erscheinen.

Dimitri Poliakov genießt die Ruhe, denn er hat aufregende Tage hinter sich. Er gab dem Daviscup-Team von Kasachstan den letzten Schliff vor dem Weltgruppen-Erstrundenmatch gegen Österreich und hatte großen Anteil am Überraschungserfolg des Außenseiters gegen die Crew aus der Alpenrepublik. Andrey Golubev, Evgeny Korolev, Yuri Schukin und Mikhail Kukushkin setzten sich gegen die klar favorisierten Jürgen Melzer, Andreas Haider-Maurer, Alexander Peya und Julian Knowle mit 3:1 durch.

Der 45-Jährige hat als Aktiver für die UdSSR und die Ukraine gespielt

Poliakov, der in Kiew geboren wurde, war von 1989 bis 1991 als Aktiver selbst Daviscup-Spieler und startete damals für die UdSSR. "Ich habe 1991 außerdem den nationalen Titel gewonnen und bin damit der letzte Meister der Sowjetunion", sagt der Henstedt-Ulzburger, dessen größter Erfolg im gleichen Jahr der Sieg beim Weltranglistenturnier im kroatischen Umag war. Bis 1998 war er im Auswahlteam der Ukraine als Spieler, 1999 auch als Kapitän im Einsatz. Zudem betreute er die usbekische Mannschaft.

Dass nun die Kasachen auf den früheren Weltranglisten-90. zurückkamen, verdankt er seinen guten Kontakten. "Ich kenne den Teamchef Dias Doskaraev schon lange. Ich habe ihn als Jugendlichen vor zwölf Jahren, damals noch in Konstanz, trainiert", sagt Dimitri Poliakov, der seit 2011 mit Ehefrau Maryna und Sohn Maxim in Henstedt-Ulzburg lebt. "Dias hat mich angerufen und gefragt, ob ich das Team vorbereiten möchte."

Das Wichtigste war für ihn, aus den vielen Legionären eine harmonische Einheit zu formen. "Die Spieler leben in Russland, Deutschland, Italien und den USA. Fast die Hälfte der Mannschaft war in der Vergangenheit verletzt und musste einige Operationen überstehen. Eigentlich waren das ja nur Gehandicapte und Rentner", sagt der Coach lachend und fügt hinzu: "Unsere Chancen gegen Österreich standen nicht besonders gut."

Alle Aktiven stammen aus Russland und haben erst vor fünf Jahren die kasachische Staatsbürgerschaft angenommen. Poliakov: "Sie waren ursprünglich die russische B-Mannschaft."

In den Tagen, in denen Dimitri Poliakov das Quartett für den Tag X fit machte, entwickelte sich ein phänomenaler Teamgeist, der seinesgleichen sucht. "So etwas habe ich bei meinen früheren Einsätzen für die anderen Daviscup-Mannschaften nie erlebt. Die Jungs waren füreinander da und sind über sich hinausgewachsen. Alle sind unheimlich stolz, dass sie für Kasachstan antreten dürfen - auch ich."

Beim Husarenstreich war laut Poliakov der eine oder andere kleine Trick dabei. "Wir haben in der Halle auf Sand gespielt, der Belag wurde immer für unseren jeweiligen Spieler optimal präpariert. Damit kamen die Österreicher anscheinend nicht zurecht."

Nun steht für das Team Kasachstan und Dimitri Poliakov die nächste, noch größere Herausforderung an. Vom 5. bis 7. April empfängt die Daviscup-Crew im National Tennis Centre in Astana im Viertelfinale Titelverteidiger Tschechien. "Natürlich sind wir in dieser Begegnung erneut Außenseiter. Aber man weiß ja nie, ob bei den Tschechen alle Leistungsträger mitspielen und wie sie in Form sind", so Poliakov, der, wie auch der Rest seines Teams, ein wenig abergläubisch ist. "Wir werden alles genauso machen wie gegen Österreich", verspricht er.

Für den Henstedt-Ulzburger, der nur einen Katzensprung von der Tennishalle an der Bürgermeister-Steenbock-Straße entfernt wohnt, ist der Einsatz im Daviscup eine willkommene Abwechslung im Tennis-Alltag. Dass der kasachische Verband großes Interesse hat, den Übungsleiter an sich zu binden, ehrt ihn. "Aber ich möchte beim SV Henstedt-Ulzburg bleiben und hier etwas aufbauen."

Im Sommer soll beim SVHU eine Tennisschule für Talente entstehen

Dimitri Poliakov möchte im Sommer beim SVHU eine Tennisschule für hoffnungsvolle Talente aus der Region gründen. "Dafür suche ich noch einen Assistenztrainer." Er ist per E-Mail unter polyakovdimitri@hotmail.com erreichbar. Weitere Informationen gibt's auf der Internetseite des SV Henstedt-Ulzburg unter www.sv-hu.de

Das Davis-Cup-Viertelfinale (5. bis 7. April) Kanada - Italien (Thunderbird Sports Centre, Vancouver), USA - Serbien (Taco Bell Arena, Boise), Argentinien - Frankreich (Parque Roca, Buenos Aires), Kasachstan - Tschechien (National Tennis Centre, Astana). Die deutsche Mannschaft ist mit einem 0:5 gegen Argentinien schon ausgeschieden und muss vom 13. bis 15. September in der Abstiegsrunde antreten.