Radcrossfahrer Paul Lindenau sprintet bei der Deutschen Meisterschaft der Altersklasse U 19 auf den dritten Platz

Norderstedt. Die Fans des Radsports dürften in der Nacht zum Freitag genau hinschauen und hinhören, wenn der siebenmalige Gewinner der Tour de France, der Amerikaner Lance Armstrong, medienwirksam auspackt.

Armstrong wird um 3 Uhr (Discovery Channel/Sky) der legendären amerikanischen Talkmasterin Oprah Winfrey seinen systematischen Dopingmissbrauch gestehen und wahrscheinlich auch noch zahlreiche andere Aktive und Funktionäre direkt oder indirekt beschuldigen, davon gewusst zu haben.

Das mit Spannung erwartete Outing des 41-Jährigen ist für Radsportler Paul Lindenau vom RV Germania keine große Überraschung. "Ich war früher eher Fan von Jan Ullrich, aber die Leistung von Lance war beeindruckend. Mit der Zeit habe ich mich allerdings mehr und mehr gefragt, ob das alles ohne Hilfe möglich ist und ob Armstrong sauber ist", sagt der 16-Jährige. "Ich möchte mit Doping jedenfalls nichts zu tun haben und hoffe, dass das auch in meinem Umfeld kein Thema ist."

Bei den Rennradfahrern wird sich die Doping-Diskussion durch die anstehende öffentliche Beichte von Lance Armstrong erneut verschärfen. Der Querfeldeinsport, den Paul Lindenau, sein zwei Jahre älterer Bruder Max und Vater Lars Erdmann mit großer Leidenschaft und viel Erfolg betreiben, ist davon allerdings bisher weitgehend verschont geblieben.

Dass beim Radcross nicht im großen Stil gedopt wird, kann unter anderem daran liegen, dass das Medieninteresse längst nicht so groß wie bei den "Rennern" ist, die Verdienstmöglichkeiten dementsprechend niedrig sind.

Paul Lindenau sieht das Ganze noch etwas differenzierter: "Körperliche Fitness ist nur eine Voraussetzung, um vorne mitzumischen. Man braucht beim Radcross auch eine gute Technik und viel Geschick, um erfolgreich zu fahren", so der Elftklässler.

Bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Salzdetfurth bewies Paul Lindenau , dass er sowohl Kondition als auch Cleverness besitzt. Auf der gefrorenen und mit Spurrinnen durchzogenen Strecke kam der Harksheider hervorragend zurecht und landete überraschend auf dem dritten Platz. "Mein Ziel war, unter die besten fünf zu fahren. Und ein ganz kleines bisschen habe ich auch von einer Medaille geträumt."

Entsprechung groß war seine Freude nach dem Wettkampf. Schließlich startet Paul Lindenau in dieser Saison erstmals in der Altersklasse U 19 und muss gegen bis zu zwei Jahre ältere Konkurrenten fahren.

Die Favoriten ließen in Bad Salzdetfurth nichts anbrennen und zogen in dem 40-minütigen Rennen auf dem 3,2 Kilometer langen Rundkurs schnell auf und davon. Marco König (RV Queidersbach) gewann mit 36 Sekunden Vorsprung vor Manuel Müller (RSV Rheinstolz Wyhl). Paul Lindenau kam 1:28 Minuten nach dem Sieger an.

"Vor zwei Jahren, bei den Deutschen U-17-Meisterschaften, habe ich Lukas Wollenhaupt aus Köln schon einmal im Zielsprint besiegt. Damals wurde ich Zweiter und er Dritter", erinnert sich Paul Lindenau, der in Bad Salzdetfurth die Gunst der Stunde nutzte. "Zwei weitere Konkurrenten im Kampf um Platz drei hatten mehrfach einen Defekt am Rad und sind deshalb zurückgefallen."

Pauls Bruder Max belegte in der Altersklasse U 23 den elften Rang. Vater Lars Erdmann wurde bei den Senioren ab 41 Jahre ebenfalls Elfter.

Aufgrund ihres guten Abschneidens bei den nationalen Titelkämpfen dürfen Paul und Max Lindenau an diesem Wochenende beim Cross-Weltcup in Hogerheide starten. Beide haben theoretisch noch die Chance, sich für die Radcross-Weltmeisterschaften, die am 2. und 3. Februar in Louisville/Kentucky stattfinden, zu qualifizieren. Paul Lindenau: "Ich müsste beim Weltcup unter die besten zehn fahren, dann hätte ich eine Chance."

Scheitern könnte die WM-Teilnahme allerdings an den Finanzen. "Die Unterkunft würde wohl vom Bund Deutscher Radfahrer übernommen werden. Den Flug in die USA und die Busfahrt vor Ort müssten wir aber auf jeden Fall selber zahlen, das dürfte 500 bis 1000 Euro kosten."

Weitere intensive Gedanken zum Thema WM will sich der junge Radsportler deshalb - falls nötig - erst nach dem Weltcup-Rennen in den Niederlanden machen...