Schleswig-Holstein-Liga-Fußballer des SV Todesfelde lassen sich trotz Vorrunden-Aus beim Hallen-Masters in Kiel von 8400 Zuschauern feiern.

Kiel. Über viele Stufen mussten sie gehen, bis fast unter das Dach der Kieler Sparkassen-Arena. Doch dann waren die Fußballer des SV Todesfelde wieder zu Hause. Im Schoße von Fans, Freunden und Familien war es nicht wichtig, dass der Außenseiter beim Hallen-Masters nie so recht in Gang gekommen war. Nein, in Loge B 5 und im C-Block - dort regierten über 600 Unterstützer in Gelb und Blau - war der SVT kein Verlierer. "Die Nummer eins im Kreis sind wir" sangen viele trotzig.

Das konnte ihnen keiner nehmen an diesem Abend. Die Todesfelder waren gekommen, um zu genießen. Zwar doch ehrgeizig genug, um nicht bloß zu sagen: "Dabei sein ist alles". Aber als Dorfklub in einer Gruppe mit zwei Regionalliga-Vereinen (Holstein Kiel, VfB Lübeck) und einem Pokalfinalisten (TSV Kropp) durfte es schiefgehen, ohne dass Depressionen folgen würden.

Der Auftritt hätte allerdings auch einen ganz anderen Verlauf nehmen können. Schon beim Einmarsch sorgte das Team mit Stefanie Weinke für einen Blickfang. Die Physiotherapeutin präsentierte sich im sehenswerten Piraten-Outfit und führte mit "Deathfield"-Flagge ihre Meute an. Anschließend wollte das kleine Beiboot SVT das mächtige Schlachtschiff Holstein Kiel zum Kentern bringen, prallte aber ab. "Zu viel Muffe" attestierte Trainer Sascha Sievers später seinen hoffnungslos unterlegenen Spielern.

Schleswig-Holsteins einziger Profifußball-Verein gewann die entscheidenden Zweikämpfe und schloss abgezockt ab. Mit einem 0:4 (Tore: Andy Hebler/2, Paul Camps, Tjark Gutzeit) trottete der SVT vom Kunstrasen.

Verloren war zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nichts. "Gegen Kiel kann man ja mal verlieren" klang es gönnerhaft aus der Ecke der KSV.

Die Initialzündung musste aber gegen den TSV Kropp kommen. Man kennt sich aus der Liga, beide Klubs haben in dieser Saison ihr Heimspiel in dieser Paarung gewonnen. Doch die Todesfelder verkrampften beim dritten Aufeinandertreffen, kamen immer wieder zu spät und hatten glücklicherweise einen überragenden Julian Barkmann im Tor, der auch die größten Chancen parierte. Eine "Null" würde also stehen, eine zweite wäre zu wenig. Das wusste auch Oliver Zebold. Auf den Instinktfußballer ist normalerweise in der Halle Verlass; der bullige, aber flinke Angreifer gewann etwa bei den Hallenkreismeisterschaften sowie in Leezen jeweils die Torjägerkrone.

Nur: Das sind in der Regel Heimspiele. Dort kennt man sich, die Kulisse ist kleiner, die Aufmerksamkeit weitaus geringer. Sascha Sievers: "Wenn man in Leezen auf das Tor schießt, ist es egal, ob der Ball vorbeigeht."

In Kiel ging der Ball in zwei entscheidenden Momenten vorbei. Oliver Zebold hätte das Duell mit Kropp, das 0:0 endete, entscheiden können - dann hätte Todesfelde gute Karten gehabt auf das Halbfinale.

Stürmer Oliver Zebold cancelt einen London-Trip mit Freundin

Der 27-Jährige seufzte, als er auf seine Fehlschüsse angesprochen wurde, und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Es tat Zebold leid. "Es sollte heute nicht sein vor dieser außergewöhnlichen Kulisse." Und dass, obwohl er zugunsten des Masters sogar einen Kurztrip mit Freundin Carina sausen ließ. "Das ist ein Highlight in meiner Karriere. Ich habe extra meine London-Reise dafür gecancelt." Seine bessere Hälfte war ihrem Oliver nicht einmal böse, sondern wollte selbst unbedingt nach Kiel. "Sie hat hier auch zugeguckt. Wir haben ihr noch schnell eine Karte organisiert."

Carina durfte tatsächlich stolz sein. Im Verlaufe der letzten Gruppenbegegnung gegen den VfB Lübeck zeichnete sich zwar nach dem 0:1 durch André Senger das Ausscheiden des SVT ab - zum Weiterkommen hätte es eines Sieges mit drei Toren Differenz gebraucht. Doch die Anspannung löste sich wenigstens ein einziges Mal: Marc Jürgensen legte quer, Oliver Zebold schob ein zum 1:1-Endstand. Sascha Sievers war erleichtert. "Wir haben wenigstens ein Tor geschossen. Da hatten die Fans etwas zu feiern, es hat sich etwas bewegt im Block."

Schiedsrichter Henning Deeg aus Hartenholm leitete das Finale

Todesfelde-Kapitän Dominik Lembke bekam vom Verband immerhin eine "Teilnahmeurkunde" ausgehändigt. "Schade, dass wir unser Tor so spät erzielt haben. Wir hätten den Fans gerne mehr Grund zum Jubeln gegeben", sagte er. Zebolds Zweifel - "ich hoffe, die Fans sind gnädig mit uns" - lösten sich schnell auf. Im Block, in der Loge ging die Party weiter und nachts, nach der Heimkehr, wurde im Vereinsheim Auszeit sogleich zur Verlängerung angestoßen. Mit Sicherheit auch auf das Masters 2014, denn "hoffentlich können wir uns in Kiel etablieren."

Übrigens: Der Kreis Segeberg war trotzdem am Endspiel beteiligt. Schiedsrichter Henning Deeg (TuS Hartenholm) leitete das Finale zwischen Holstein Kiel und Flensburg 08. Auch der 28 Jahre alte Wirtschaftsinformatiker konnte sich auf seine Freunde verlassen. "We love Deeg" hatten sie als Transparent im Oberrang aufgehängt. "Das Turnier war eine runde Sache", sagte der Referee, der ohne Platzverweis ausgekommen war.