Handballerin Laura Neu, SV Henstedt-Ulzburg, tritt per Zweitspielrecht beim TSV Nord Harrislee in der 2. Bundesliga an.

Henstedt-Ulzburg. Die Botschaft, die Laura Neu an der Innenseite ihres rechten Unterarms trägt, ist eindeutig. "Je ne regrette rien" - "Ich bedauere nichts" ist dort in schwarzer Schrift eintätowiert. Ganz klar: Die 21 Jahre junge Frau steht zu ihren Entscheidungen im Leben.

Aber zu bedauern hat die Drittliga-Handballerin des SV Henstedt-Ulzburg derzeit ohnehin nichts, außer vielleicht, dass Freizeit zur Mangelware zu werden droht. Im Gegenteil; es ist schon beinahe unheimlich, wie positiv das neue Jahr für die wurfgewaltige Rechtshänderin beginnt.

Der offenkundige Beleg: Beim ersten Trainingsmatch des SVHU nach dem Jahreswechsel und knapp eine Woche vor dem ersten Rückrunden-Heimspiel am 12. Januar, 16 Uhr, gegen den MTV 1860 Altlandsberg wird die Rückraumspielerin von den Gästen des Zweitligisten TSV Nord Harrislee als "Zeichen der Wertschätzung" in kurze Deckung genommen.

Doch nach der Pause und einer weiteren Auszeit folgt das Novum, das symbolisch für den weiteren Saisonverlauf von Laura Neu stehen soll. Sie geht von der SVHU-Bank zu den Gästen, lässt sich ein grünes Trikot geben und läuft kurz darauf für Nord Harrislee den ersten Angriff gegen ihr Team.

Die Erklärung: Vorerst bis zum 30. Juni darf die Rückraumspielerin zusätzlich per Zweitspielrecht für Harrislee in der 2. Bundesliga auflaufen. Die Trainingszeiten und Einsatztermine für beide Teams stimmt SVHU-Coach Volker Paul mit seinem Amtskollegen Thomas Blasczyk ab.

"Vorrang hat aber Lauras Einsatz für uns", macht Volker Paul deutlich, "wir brauchen sie in der Rückserie unbedingt in der Abwehr und auch vermehrt im Angriff, um den Ausfall von Tina Pejic zu kompensieren." Die Linkshänderin wird studienbedingt ab Februar bis zum Vorbereitungsbeginn für die nächste Saison nach Oslo reisen.

Und doch gibt der SVHU-Trainer seine Spielerin trotz ihrer Bedeutung gerne her. "Zum einen haben wir zu Harrislee freundschaftliche Kontakte, und Trainer Thomas Blasczyk stehen zurzeit nur drei Rückraumspielerinnen zur Verfügung", sagt Volker Paul, "und für Laura ist dies eine Chance. Sie bringt athletisch alle Voraussetzungen für die zweite Liga mit und kann beim TSV das dynamischere Spiel in der Klasse kennenlernen und sich an die Notwendigkeit eines individuellen Durchsetzungsvermögens gewöhnen."

Kurz gesagt: Laura Neu soll noch schneller und härter werden. Die erste Trainingseinheit mit ihrem neuen Zweitteam am vergangenen Mittwoch hat der 21-Jährigen zumindest schon einmal gezeigt, dass sie topfit aus dieser Saison gehen wird. "Ich könnte es jetzt zwar nicht an Einzelheiten festmachen, aber die zwei Stunden in Harrislee waren richtig anstrengend. Gut, dass Volker mit uns diese harte Saisonvorbreitung gemacht hat", sagte Laura Neu, "und die Mannschaft gefällt mir auch gut. Wir hatten zwar noch keine Zeit für lange Gespräche, aber der Umgang miteinander, so, wie mir Tipps gegeben wurden - das alles hat mir das Gefühl gegeben, dass ich willkommen bin."

So willkommen, dass die Newcomerin bereits an diesem Sonntag darauf hoffen kann, erste Spielpraxis in der 2. Bundesliga zu erhalten. Nord Harrislee tritt als Tabellen-11. (11:15 Punkte) um 15.15 Uhr beim Ligaschlusslicht TSV Travemünde (2:24) an. "So ein Derby ist etwas Besonderes, da habe ich richtig Lust drauf", sagt Laura Neu.

Die Vorfreude will ihr der TSV-Trainer nicht nehmen. "Wir erwarten ja keine Wunderdinge von Laura, aber sie wird uns als vierte Rückraumspielerin in einer so wichtigen Partie bestimmt helfen", sagt Thomas Blasczyk, "Laura hat jetzt im Test gute Aktionen gehabt, und ich gehe davon aus, dass sie gegen Travemünde Spielanteile bekommt."

Für Laura Neu, die im April eine schulische Ausbildung zur Physiotherapeutin beginnt, wird somit 2013 zum Jahr der Herausforderungen. "Aber ich denke, dass Volker ein Auge darauf hat, dass es mit der Doppelbelastung nicht zu viel wird", sagt die Zweit- und Drittligaakteurin, "als leistungsorientierte Spielerin strebe ich natürlich nach Höherem und freue mich über die Chance. Aber ich fühle mich beim SVHU sehr wohl, lasse alles auf mich zukommen und freue mich auf die Erfahrung."

Die Erkenntnisse aus dem Testspiel, das mit einem 35:22 (19:11)-Sieg des Zweitligisten endete, waren dagegen zweitrangig, besonders für Volker Paul. "Ich glaube, dass mit Ausnahme von Laura keine unserer Spielerinnen ohne Infekt aus der Trainingspause gekommen ist. Entsprechend undynamisch waren wir", sagte der SVHU-Trainer, "jetzt spielen wir am Sonnabend ein Turnier in Hollenstedt. Da hoffe ich auf Fortschritte."

Die Turnierteilnahme bedeutet auch für Laura Neu, an zwei Tagen in Folge Leistung bringen zu müssen. Nichts, was sie bedauern würde...