Ersatzgeschwächte Schleswig-Holstein-Liga-Fußballer machen Überraschungscoup mit 3:1-Finalerfolg gegen SV Todesfelde perfekt

Wahlstedt. Dass die Fußballer des TuS Hartenholm kräftig einen draufmachen würden, daran bestand nie ein Zweifel. Nach Auffassung von Mannschaftskapitän Martin Genz hatte die Partystimmung sogar schon ein wenig zu früh, nämlich noch während der Hallen-Kreismeisterschaft 2012 in Wahlstedt ihren Anfang genommen. "In der Vorrunde hatte ich das Gefühl, wir sind schon bei der Weihnachtsfeier."

In den Gruppenspielen sahen die Akteure des Schleswig-Holstein-Ligisten keineswegs wie kommende Sieger aus, sondern teilweise eher wie Teilnehmer der Kategorie "nur dabei statt mittendrin". Und genau das hatten viele Beobachter sogar erwartet; schließlich fehlten Trainer Markus Weber fast alle Indoor-Spezialisten.

Sehnsüchtig schwelgten Verantwortliche des Klubs daher auf der Tribüne der Halle an der Scharnhorststraße in den Erinnerungen an vergangene Jahre, als die Mannschaft auf dem Parkett fast unschlagbar war. Bei all diesen Gedanken wurde allerdings übersehen, dass sich in der Gegenwart etwas Überraschendes entwickelte.

Die Vorrunde hätte für die Hartenholmer zunächst schon Endstation sein können - die Vorstellungen gegen den Leezener SC (0:1) und den SC Rönnau 74 (1:1) waren mäßig, das deutliche 4:1 gegen den TSV Quellenhaupt Bornhöved diente der Rehabilitation; und der SV Schackendorf hätte den Fünftligisten mit einem Erfolg sogar eliminieren können. Nur: So ruhmlos wollte sich der Dorfklub nun doch nicht in die Feiertage verabschieden.

Der 3:0-Erfolg gegen den SV Schackendorf erwies sich als Initialzündung. Das letzte Aufgebot - unter anderem standen Tim Ollenschläger, Jannik Holz, Kjell Brumshagen und Morten Liebert nicht zur Verfügung - stellte zwar keine Edeltechniker wie manch ein Konkurrent. "Aber die Jungs sind allesamt Schleswig-Holstein-Liga-Fußballer", so Markus Weber.

Und noch ein weiterer Aspekt erwies sich als Schlüssel zum Erfolg. "Wenn wir im Training Vier gegen Vier spielen, dann gewinnt immer die Defensive", sagte der Coach. Diese Erfahrung aus den Übungseinheiten half offenbar. Notgedrungen, denn ein Großteil der Truppe bestand aus Verteidigern oder zumindest nominell defensiv orientierten Kickern.

Ab dem Halbfinale wurden die vorhandenen Ressourcen perfekt eingesetzt. Im Duell mit dem favorisierten SV Henstedt-Ulzburg, der während des Turniers fraglos den schönsten Fußball bot, war Hartenholm bereits griffiger, entschlossener und führte bis zur letzten Sekunde mit 3:2, ehe Sascha Schwarzwald mit einem krachenden Abschluss aus zehn Metern doch noch den Ausgleich schaffte.

Das Neunmeterschießen musste die Entscheidung bringen: SVHU-Kicker Felix Schultz traf als zwölfter Schütze nur die Latte, und die erste Überraschung stand fest.

"Das hätte ich jetzt nicht gedacht", sagte Martin Genz noch im Vorbeigehen. Die 415 verblüfften Zuschauer in der Halle schienen tatsächlich für einen Moment die Sprache verloren zu haben. Und das allgemein erwartete Endspiel zwischen den beiden "Platzhirschen" SV Henstedt-Ulzburg und SV Todesfelde war geplatzt.

Nach den Vorkommnissen beim Vorrundenduell der beiden potenziellen Finalisten schadete dies dem Turnier aber keineswegs. Ganz im Gegenteil. Der 4:2-Erfolg des SVHU war untergegangen in wüsten Jagdszenen, Beschimpfungen, ausgestreckten Mittelfingern, angedrohten Schlägen und einer Reihe von Zeitstrafen. Trainer und Verantwortliche mussten das Chaos erst machtlos anschauen und dann eine Eskalation vermeiden. SVHU-Trainer Jens Martens verpasste seinem Team in der Kabine sofort einen Einlauf, Todesfeldes Vereinschef Holger Böhm war ebenfalls stinksauer: "Wer hier von der Koppel fliegt, ist nicht beim Hallenmasters in Kiel dabei!"

Der SVT konnte im Finale die nun sehr wachen und konsequenten Hartenholmer nie in Bedrängnis bringen. Passenderweise machte Martin Genz mit seinem Tor zum 3:1-Endstand den ersten Hallen-Kreismeistertitel seines Klubs perfekt. "Wir haben Todesfelde den Spaß genommen", sagte er und grinste breit. Und Markus Weber beschloss den Tag mit feierlichen Worten: "Das war ein toller Abschluss für ein tolles Jahr 2012!"