Trainer Volker Paul hofft, dass sich das Drittliga-Handball-Frauenteam des SV Henstedt-Ulzburg in der zweiten Saisonhälfte mental stabilisiert

Henstedt-Ulzburg. Ausgeglichenes Punktekonto, siebter Platz nach der Hinrunde: Die Handball-Frauenmannschaft des SV Henstedt-Ulzburg hat den Kontakt zur Tabellenspitze der 3. Liga Ost verloren, muss aber auch nicht um den Klassenerhalt bangen. Trainer Volker Paul zieht im Interview mit dem Hamburger Abendblatt ein Fazit der ersten Saisonhälfte.

Hamburger Abendblatt:

Herr Paul, bei der 19:26-Niederlage des SV Henstedt-Ulzburg gegen den TSV Owschlag haben Sie Mitte der zweiten Halbzeit nicht lange gefackelt und Torfrau Jennifer Knust den ausgekugelten kleinen Finger der linken Hand eingerenkt. Wie geht es ihr?

Volker Paul:

Jennifer hat eine Kapselverletzung, möglicherweise ist auch ein Stück Knochen abgesplittert. Sie wird wohl vier bis sechs Wochen ausfallen.

Nach dem überzeugenden 30:27-Heimsieg gegen die TSG Wismar schien der SVHU ganz oben anklopfen und den Top-Vereinen Paroli bieten zu können. Dann aber gab es drei Niederlagen am Stück. Warum kann das Team nicht über einen längeren Zeitraum auf konstant hohem Niveau agieren?

Paul:

Die Lage nach den ersten sieben Spielen war trügerisch. Wir standen mit 10:4 Punkten zwar glänzend da, hatten bis zu diesem Zeitpunkt aber überwiegend gegen Klubs aus der unteren Tabellenhälfte gespielt. Gegen die stärkeren Mannschaften haben wir uns zu viele Schwächen geleistet, mal im Angriff, mal in der Abwehr. Da fehlt die Konstanz. Ein Grund dafür könnte sein, dass wir zu Saisonbeginn sehr hart im Athletikbereich gearbeitet haben. Dabei sind die spielerischen Momente vielleicht etwas zu kurz gekommen.

Wie erklären Sie sich eklatante Konzentrationsschwächen wie zu Beginn der zweiten Halbzeit gegen Owschlag oder beim 25:33 gegen die Bundesliga-Reserve des Buxtehuder SV, als Sina Ritter dem SV Henstedt-Ulzburg mit ihren 13 Toren fast im Alleingang den Garaus gemacht hat?

Paul:

Wir sind mental noch nicht stabil genug, wenn es gegen Gegner auf unserem Niveau geht. Uns fehlt zu oft das Vertrauen in die eigene Stärke. Daran müssen wir arbeiten.

Welche Spielerinnen haben Sie in der Hinrunde besonders überzeugt?

Paul:

Auf Rabea Dieckmann, Bente Maassen und unsere drei Torhüterinnen war eigentlich immer Verlass, Marleen Völzke hat sich zuletzt deutlich gesteigert. Ansonsten hatten alle starke und weniger starke Augenblicke.

Wer ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben?

Paul:

Von Alisa Oehme hatte ich mir aufgrund ihrer individuellen Klasse schon ein wenig mehr erhofft. Allerdings waren die Rahmenbedingungen für sie auch extrem ungünstig: Erst konnte sie wegen diverser Prüfungen fast nie mit der Mannschaft trainieren, später hat sie sich eine hartnäckige Fußverletzung zugezogen. Da kann man einfach nicht in Topform sein.

Tina Pejic, die einzige Linkshänderin im Kader, wird ab Februar ein Auslandssemester in Oslo absolvieren. Ist schon geklärt, ob und wie dieses Handicap kompensiert werden kann?

Paul:

Wir werden wohl versuchen, das Problem mit Bordmitteln zu lösen. Angedacht ist, Tina zum einen oder anderen Punktspiel einzufliegen, sofern dies finanziell machbar ist. In den Begegnungen, in denen sie nicht zur Verfügung steht, müssen ihre Teamkolleginnen enger zusammenrücken. Dank unserer Allrounder Nina Schilk und Alisa Oehme haben wir taktisch durchaus Möglichkeiten, um auf diese Situation zu reagieren.

An diesem Sonnabend muss der SVHU um 14.30 Uhr im Viertelfinale des HVSH-Pokals bei Schleswig-Holstein-Liga-Klub HSG Reinfeld/Hamberge ran. Welchen Stellenwert hat diese Partie?

Paul:

Unser Minimalziel im Cupwettbewerb ist das Erreichen des Final Four der besten vier Teams, außerdem wollen wir das Jahr erfolgreich abschließen. Wir sind gegen Reinfeld/Hamberge klarer Favorit - egal, in welcher Aufstellung wir antreten.

Das nächste Match in der 3. Liga Ost findet erst am 12. Januar statt. Der SVHU empfängt dann um 16 Uhr im Schulzentrum Maurepasstraße den Tabellennachbarn MTV 1860 Altlandsberg. Wie wird die wettkampffreie Weihnachtszeit überbrückt?

Paul:

Nach dem Pokalauftritt machen wir eine Woche lang komplett Handball-Pause, um ein wenig Luft zu schnappen und etwas Abstand zu gewinnen. Die erste Übungseinheit im neuen Jahr findet am 2. Januar statt, einen Tag später kommt Zweitliga-Klub TSV Nord-Harrislee um 19.30 Uhr zu einem Freundschaftsspiel nach Henstedt-Ulzburg. Am 5. Januar steht ein Turnier in Hollenstedt auf dem Programm, in der Woche vor der Partie gegen Altlandsberg wird bis auf den Freitag täglich trainiert.

Was wünschen Sie sich für das Jahr 2013?

Paul:

Gesundheit - für meine Familie, die Spielerinnen und mich. Und dass wir die Punktrunde im oberen Tabellendrittel abschließen.

Die Hälfte der Saison 2012/2013 ist rum. Sie sind jetzt seit knapp sechs Monaten SVHU-Coach, hatten ausreichend Gelegenheit, um die Spielerinnen und das Umfeld des Teams kennenzulernen. Sitzt Volker Paul auch in der Saison 2013/2014 beim SV Henstedt-Ulzburg auf der Trainerbank?

Paul:

Noch ist nichts entschieden. Ich kann mir aber gut vorstellen, ein Jahr beim SVHU dranzuhängen. Wir haben in dieser Saison vieles angeschubst, sind die ersten Schritte auf dem Weg zum leistungsorientierten Frauenhandball gegangen. Doch es gibt noch eine Menge zu tun. Ich gehe davon aus, dass Spartenleiter Olaf Knüppel im Januar auf mich zukommt; das ist so üblich, um Planungssicherheit zu haben, Und dann wird sich zeigen, ob die weitere Zusammenarbeit Sinn macht.