Mit der 16-jährigen Jennifer Michel schafft erstmals eine Fußballerin den Sprung in unser Allstar-Team. Eintracht Norderstedt stellt vier Spieler.

Nichts ist so beständig wie der Wandel. Dies belegt die Entwicklung der besten Fußballteams in Norderstedt und dem Kreis Segeberg. Im Vergleich zum Sommer kam die Sportredaktion der Norderstedter Regionalausgabe des Abendblatts zum Abschluss des Fußballjahres 2012 auf 13 komplett neue Namen für ihr Allstar-Team.

Dieses ist geprägt von den Fünftligisten: Eintracht Norderstedt stellt vier Akteure, der SV Todesfelde zwei, der TuS Hartenholm ein Talent und der SV Henstedt-Ulzburg einen Abwehrrecken.

Daneben gibt es aber auch Überraschungen: Die Angreifer Jan Buck und Janosch Rinckens haben sich ihre Berufung mit insgesamt 43 Toren für Kreisliga-Klub SC Ellerau verdient. Erstmals ist mit der 16 Jahre alten Jennifer Michel vom Schleswig-Holstein-Liga-Tabellenführer SV Henstedt-Ulzburg sogar eine Fußballerin dabei.

Tor

Johannes Höcker (Eintracht Norderstedt/27 Jahre): Der Schlussmann hatte von Beginn an einen Ruf zu verteidigen. Wer die Jugend des FC Bayern München durchlaufen hat, wer bei Torwartlegende Sepp Maier in die Lehre gegangen ist, der muss insbesondere für Oberliga-Verhältnisse ein außergewöhnlicher Keeper sein. Und tatsächlich ist der waschechte Bayer ein Mann mit Format. Als sein neues Team zu Beginn der Saison wackelte, glänzte Höcker mit sensationellen Paraden. Als die Eintracht sich besserte, bekam der reaktionsschnelle Schlussmann zwar deutlich weniger zu tun, übernahm dafür aber immer häufiger die Rolle des lautstarken Abwehrorganisators.

Abwehr

Mike Eglseder (Eintracht Norderstedt/20): Im Juli galt der Innenverteidiger noch als eine der weniger prominenten Verpflichtungen des Oberliga-Klubs. Talentiert, aber noch nicht bereit für die erste Elf - so lautete die erste Einschätzung. Fünf Monate später sind alle Beobachter schlauer. Der von der zweiten Mannschaft des FC St. Pauli zur Eintracht gewechselte Eglseder ist längst eine Konstante im Team. Seine gute technische Ausbildung wird sichtbar im Aufbau, zudem stimmt das Kopfballspiel auch unter Druck. Dazu kommen immerhin drei Tore.

Dominik Lembke (SV Todesfelde/28): Bei den Gegnern ist der Abwehrchef und Kapitän des Schleswig-Holstein-Ligisten mit seinem selbstbewussten Auftreten eine Reizfigur, bei den eigenen Fans wegen seiner Loyalität, aber auch wegen seiner kompromisslosen Art auf dem Rasen ungemein beliebt. Nie hat Lembke, der beruflich beim Amt Trave-Land im Finanzressort arbeitet, für einen anderen Klub als den SVT ein Match bestritten. Es ist auch sein Verdienst, dass die Todesfelder in dieser Saison so gut wie nie zuvor in ihrer Historie spielen und sich im oberen Tabellendrittel etabliert haben.

Florian Geertz (SV Henstedt-Ulzburg/22): Jahr für Jahr wird der Abwehrmann mit dem "Arsch mit Ohren" ausgezeichnet. Die kleine Bronzefigur verleiht Trainer Jens Martens bei der Saisoneröffnung der Schleswig-Holstein-Liga-Fußballer des SV Henstedt-Ulzburg traditionell an seinen trainingsfleißigsten Spieler. Florian Geertz geht aber nicht nur in den Übungseinheiten mit gutem Beispiel voran. In der von Verletzungssorgen geprägten Hinrunde fehlte er lediglich einmal: im Derby beim TuS Hartenholm.

Mittelfeld

Kjell Brumshagen (TuS Hartenholm/20): Die Fußballer des Dorfklubs mussten sich nach Jahren des Dauersiegens an einen Kulturschock gewöhnen. In der Schleswig-Holstein-Liga können sie als Außenseiter nicht immer mithalten, ihre Offensive ist ungewohnt zahnlos geworden. An Kjell Brumshagen liegt dies nicht. Der Youngster aus dem Talentschuppen der SG Trave 06 ist mit fünf Toren zweitbester Schütze und hat trotz deutlich erhöhter Anforderungen sein Kurzpassspiel beibehalten. Kein Wunder, dass Brumshagen sich immer wieder ärgert, wenn die Verteidiger lange Bälle über ihn hinweg nach vorn dreschen.

Dennis Wehrendt (Eintracht Norderstedt/25): Die Kunst des Polizeibeamten liegt darin, den Künstlern im Team den Rücken zu stärken. Edeltechniker hatte die Eintracht schon immer ausreichend. Nun stimmt aber endlich die Balance. Mannschaftskapitän Wehrendt ist zwar kein reiner Abräumer. Allerdings spielt er bevorzugt die einfachen, schnörkellosen Pässe in die Offensive und verschafft sich mit breiten Schultern und raumgreifenden Schritten Freiraum im Mittelfeld.

Jorrit Bernoth (SV Todesfelde/21): Als Todesfelde-Coach Sascha Sievers im Sommer sein Amt antrat, traf er rasch eine Grundsatzentscheidung: Bernoth sollte im zentralen Mittelfeld das "Hirn" der Mannschaft werden. Der beste Techniker des Schleswig-Holstein-Liga-Klubs hat seitdem Konstanz in seine Leistungen bekommen, er ordnet Spiele, kann enge Duelle aber auch weiterhin mit Einzelaktionen entscheidend beeinflussen. Die Bilanz stimmt: In 18 Pflichtspielen gelangen Jorrit Bernoth schon elf Tore.

Jan Schuhmann (Glashütter SV/32): Der Mannschaftskapitän des GSV ist ein Muster an Zuverlässigkeit. Nicht ohne Grund ist er nun schon seit fünf Jahren Spielführer und trägt als Mittelfeldmotor maßgeblich dazu bei, dass die Mannschaft seit eineinhalb Jahren wieder in der Bezirksliga kickt und dort gut mithält. Seit seinem fünften Lebensjahr schnürt Schuhmann die Fußballschuhe - und hat seinem Klub dabei stets die Treue gehalten. Trainer Peter Roggensack weiß, was er an "Schumi" hat: "Er lebt das Kapitänsamt und hat in dieser Saison schon zehn Tore geschossen. Das ist für einen defensiven Mittelfeldspieler nicht selbstverständlich."

Angriff

Janosch Rinckens (SC Ellerau/21): Dass "Joschi" die Torjägerliste der Kreisliga-Staffel 8 anführt, ist nichts Neues. Schon in der vergangenen Saison spielte der 21-Jährige die gegnerischen Abwehrreihen schwindelig. In dieser Serie steht der Student des Wirtschaftsingenieurwesens wieder ganz oben in der Rangfolge der besten Schützen. 22 Treffer hat Rinckens bisher erzielt, ein Ende ist nicht abzusehen. Trainer Uwe Sals hofft, dass der 1,97 Meter lange Angreifer auch in der kommenden Saison für den SCE kickt - dann hoffentlich in der Bezirksliga.

Jürgen Tunjic (Eintracht Norderstedt/37): Der Altmeister kennt nur den Vorwärtsgang. Nach dem Transfer vom Staffelkonkurrenten Germania Schnelsen nach Garstedt sprach Tunjic offen über sein Saisonziel - den Meistertitel - und sein Selbstverständnis, einer der Top-Angreifer in der Oberliga Hamburg zu sein. Der Routinier hat nach anfänglichen Schwierigkeiten mittlerweile geliefert. "Jetzt kommen meine Wochen", prophezeite er nach einem Doppelpack gegen den Meiendorfer SV am 13. Oktober - und ließ dann auch die entsprechenden Taten folgen. Bis zur Winterpause war Jürgen Tunjic an den meisten Toren der Eintracht beteiligt. Seine Stärken: intelligentes Positionsspiel, Kopfballstärke, ein gutes Auge für die Kollegen sowie Ruhe im Abschluss.

Jan Buck (SC Ellerau/20): In der letzten Saison stand der Stürmer noch in Diensten des 1. FC Quickborn, wurde mit dessen Mannschaft Kreisliga-Vizemeister und schaffte den Aufstieg in die Bezirksliga. Trotzdem wechselte er mit seinem Bruder Lars zum SC Ellerau in die Kreisliga. Dieser Schritt hat dem jungen Offensivspieler gut getan. Bis zur Winterpause traf Jan Buck 21-mal; er bildet zusammen mit Janosch Rinckens den gefährlichsten Sturm der Staffel. Das Erfolgsrezept ist einfach: Stürzt sich die gegnerische Abwehr auf einen der beiden Angreifer, schießt der andere das Tor - oder andersherum.

Aufsteigerin der Hinrunde

Jennifer Michel (SV Henstedt-Ulzburg/16): 2012 war für die Tangstedterin ein tolles Jahr. Im Oktober gehörte sie zum Kader der schleswig-holsteinischen U-17-Mannschaft beim Länderpokal in Duisburg. Auswahl-Coach Dieter Bollow weiß ganz genau, was er an der dynamischen Mittelfeldspielerin hat. Gleiches gilt für ihren Vereinstrainer Jan Siemers, in dessen Schleswig-Holstein-Liga-Frauenteam der Blondschopf seit Saisonbeginn kickt. "Jennifer hat einen enormen Antritt und profitiert davon, dass sie lange nur mit Jungs gespielt hat", sagt Siemers, "dank ihrer Fähigkeit, sich voll auf Fußball zu fokussieren, ist sie schon jetzt eine feste Größe in unserer Mannschaft."

Dauer(b)renner

Rick Bodzian (WSV Tangstedt/35): "Fußball ist für mich ein wichtiger Ausgleich zur Arbeit", sagt der Flugzeugbauer und meint damit die Übungseinheiten und Punktspiele des Verbandsliga-Klubs. Erst mit 16 Jahren begann seine Fußball-Laufbahn, seit 2011 kickt er für den WSV Tangstedt. "Bodze" ist fit wie ein Turnschuh, er gibt stets 100 Prozent und ist immer für ein Tor gut. In der aktuellen Spielzeit hat der Linksaußen schon siebenmal getroffen. Seine Erfahrung und seine Offenheit haben ihm Respekt und Anerkennung bei den Teamkollegen verschafft. Seit dieser Saison ist Rick Bodzian deshalb auch Mannschaftskapitän.