Aufsteiger SV Henstedt-Ulzburg bezwingt in der 2. Handball-Bundesliga den HC Erlangen knapp mit 25:24.

Henstedt-Ulzburg. Der Froschteich, wie die Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg ihre Halle an der Maurepasstraße nennen, er brodelt in der Schlussminute der Partie gegen den Tabellenneunten HC Erlangen. Nach fünfmaligem Führungswechsel, nach einem 11:12-Pausenrückstand, nach einer klaren 17:13-Führung (17:13/41.), die das Team von Coach Tobias Skerka binnen sechs Minuten wieder aus der Hand gab - nach all dieser Dramatik hat Rasmus Gersch die Hausherren mit einem beherzten Wurf aus der Rückraummitte mit 25:24 in Front gebracht.

Doch die letzten 60 Sekunden haben es in sich. Die Erlanger wollen nach vier Siegen in Folge nicht ohne Punkt die achtstündige Rückfahrt im Bus antreten. Wütend rennen sie gegen die 6:0-Abwehrformation der Gastgeber an. Doch die zahlt den Franken mit gleicher Münze heim, was deren große Stärke ist. Mit einer beweglichen und konsequenten Verteidigungsarbeit wird jede Lücke, die zum Wurf einladen könnte, verstellt.

Noch 23 Sekunden. Moritz Weltgen, Neuzugang des HCE vom insolventen Post SV Schwerin, tankt sich auf der halbrechten Position durch. Nico Kibat opfert sich und bremst den vierfachen Torschützen auf Kosten einer Zeitstrafe - der SV Henstedt-Ulzburg muss bis zum Abpfiff in Unterzahl agieren.

Die Partie wird fortgesetzt; erneut fasst sich Weltgen ein Herz, diesmal von der halblinken Seite - und scheitert. Henstedt-Ulzburgs Keeper Stephan Hampel gelingt unter dem tosenden Jubel des Publikums seine 16. Glanzparade.

Noch neun Sekunden. Mit einer Auszeit bringt Trainer Skerka Ruhe ins Geschehen; der richtige Schachzug. Gegen die nun offene Deckung der Gäste spielen die Henstedt-Ulzburger drei Pässe, bis der Ball zu Rasmus Gersch kommt. Der zögert nicht und wirft den Ball über die volle Länge der Halle ins Toraus. So verstreichen die letzten Sekunden bis zum erlösenden Schlusspfiff. Die Halle tobt, die SVHU-Spieler fallen sich in die Arme. Der fünfte Sieg im 15. Spiel ist perfekt.

"Ich musste das machen, was hätte sonst noch passieren können? Typisch wäre doch, dass wir zwei Sekunden vor Schluss den Ball verlieren", sagte Rasmus Gersch, letztlich einer der Matchwinner dieser Partie.

Der Rückraumspieler hatte eine zuvor durchwachsene Leistung nach seiner Wiedereinwechslung ins Gegenteil gedreht. Binnen sechs Minuten traf der Routinier viermal. "Ich bin mit meinen 30 Jahren einer der Älteren im Team, da muss ich auch mal Verantwortung übernehmen."

Dies tat auch sein Rückraumkollege Till Krügel, 28, kurz vor und nach der Halbzeit. In der 26. Minute war Krügel, der im bisherigen Saisonverlauf nie über die Rolle als Ergänzungsspieler hinausgekommen ist, im rechten Rückraum eingewechselt worden. SVHU-Coach Skerka musste Impulse setzen. Seine Männer hatten zuvor in einer Schwächephase durch zahlreiche Fehlversuche und Ballverluste eine 4:3-Führung abgegeben und die Gäste bis auf 9:5 davonziehen lassen.

In der Phase vor dem Pausenpfiff und danach bis zur 40. Minute war es auch der Dynamik von Krügel und dessen knallharten Würfen zu verdanken, dass sich der SVHU bis auf 17:13 (41.) absetzen konnte.

"Das war das beste Spiel meiner Karriere, ich bin rundum zufrieden", sagte der vierfache Torschütze, der keinen Fehlversuch hatte, "ich werde mich jetzt weiter im Training anbieten, um mehr Spielanteile zu bekommen."

Zeitgleich mit Krügels Galavorstellung hatte Tim Völzke nach vierwöchiger Verletzungspause im linken Rückraum ein 25-minütiges Comeback gefeiert und drei Tore erzielt. "Für mehr reichte die Puste noch nicht, aber es geht voran", sagte der 23-Jährige.

Dass es zum Ende hin für den SV Henstedt-Ulzburg doch noch einmal eng wurde, war erneutem Wurfpech sowie Nachlässigkeiten im Spielaufbau geschuldet, die die Gäste unverzüglich bestraften. Da die Außen Tim-Philip Jurgeleit und Julian Lauenroth, die an Erlangens Keeper Andreas Bayerschmidt bis zu dessen Auswechslung mehrfach gescheitert waren, in der Schlussphase ihre gewohnte Treffsicherheit wiederfanden, konnte Coach Skerka dann aber doch zufrieden Bilanz ziehen: "Das war eine großartige Teamleistung. Wir haben jetzt nacheinander den Vierten und den Fünften der Vorsaison geschlagen."

Der Trainer rechnet sich demzufolge auch für die nächste Aufgabe Chancen aus: "Am kommenden Freitag müssten wir mit dieser Leistung auch beim HC Empor Rostock etwas bewegen können." Mit dem dritten Sieg in Folge würde der Aufsteiger wohl einen Abstiegsplatz verlassen. Wenn das keine Motivation ist...