Beim Kreismannschaftspokal in Norderstedt wird von den Turnerinnen nicht nur athletisches Geschick, sondern auch mentale Fitness gefordert.

Norderstedt. Monja Blödorn ist mit 16 Jahren eine der ältesten Turnerinnen beim Kreismannschaftspokal im Norderstedter Sportzentrum. Doch das stört sie überhaupt nicht. Aufmerksam folgt sie den Ausführungen ihres Trainers Thomas Reif, nimmt dann Anlauf und springt beherzt über das Pferd. "Turnen macht mir einfach Spaß, weil es so vielseitig ist", sagt die Kaltenkirchenerin.

Seit elf Jahren ist Monja deshalb schon dabei, und ans Aufhören denkt sie noch lange nicht. Kreisturnwartin Sabine Homp freut sich über die Beliebtheit des anspruchsvollen Sports und räumt gleich erst einmal mit dem Vorurteil auf, dass das Verletzungsrisiko höher als bei anderen Sportarten ist. "Um richtig turnen zu können, muss man bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllen. Dafür gibt es bei uns im Leistungsturnbereich einen Athletikwettkampf, bei dem diese gefordert sind."

Dazu gehören Übungen wie Klappmesser, Spagat, aber auch ein kurzer Sprint oder das Seilklettern. "Wichtig ist, dass nicht nur Arme und Beine trainiert werden, sondern auch der Rest des Körpers", sagt die 48 Jahre alte Henstedt-Rhenerin.

Wer turnt, bekommt dafür aber viel mehr als nur körperliche Fitness. Dass es heutzutage Kinder und Jugendliche gibt, die kaum noch fehlerfrei geradeaus gehen können, geschweige denn eine Rolle rückwärts beherrschen, ist traurig. Wer früh seine Motorik schult, wird diese Probleme nicht bekommen. Sabine Homp: "Turner und Turnerinnen haben eine sehr gute Körperhaltung, sind beweglich und haben Mut. Sie entwickeln aber auch eine geistige Reife und bekommen außerdem ein gesundes Selbstbewusstsein, weil sie oft alleine vor Publikum turnen müssen."

Das war auch beim Kreismannschaftspokal so. Viele Eltern saßen auf den Bänken an der Seite der Halle in Norderstedt und zückten die Kameras und Videogeräte, sobald ihr Kind die "Bühne" betrat.

Hier und da klappte nicht jede Übung perfekt. Damit wissen die jungen Turnerinnen aber umzugehen, schließlich sammeln sie auf jedem Wettkampf wertvolle Erfahrungen. Neben dem SV Henstedt-Ulzburg und dem 1. SC Norderstedt, die in Norderstedt als einzige Vereine Mannschaften meldeten, bieten noch TuRa Harksheide und der TV Trappenkamp Leistungsturnen im Kreis Segeberg an. Rund 100 Aktive bestreiten Wettkämpfe, darunter auch 20 Jungen. Kürwettkämpfe werden für Mädchen in den Disziplinen Barren, Boden, Schwebebalken und Sprung geboten. Leistungsstufen sind KM (Kür modifiziert) 2 bis 4. Das olympische Turnen im "Code de Pointage" wird im Kreis Segeberg nicht geturnt.

Aber auch so haben es die Übungen in sich. Zeigen können die Turner dieses in Ligawettkämpfen - die erste SCN-Mannschaft turnt in der Oberliga - oder bei den Pokalwettbewerben und bei Einzelturnieren bis zur Landesmeisterschaft.

Die ersten Erfahrungen kann man schon als Säugling beim Mutter-und-Kind-Turnen sammeln. "Das würde ich jedem empfehlen", sagt Sabine Homp. Später folgt das Kinderturnen - ohne Eltern. Mit sechs oder sieben Jahren kann dann mit Leistungsturnen begonnen werden. Dafür werden allerdings nicht nur Kinder gesucht, die gerne an Stufenbarren und Co. hangeln. Auch diejenigen, die am Rand stehen, müssen in der Lage sein, die richtige Hilfestellung zu geben. Wie zum Beispiel Thomas Reif, der zusammen mit Andrea Oestmann und Meike Steffens die Mädchen beim SVHU betreut.

"Qualifizierte Übungsleiter sind rar gesät. Deshalb wird Turnen auf diesem Niveau nur in wenigen Klubs angeboten. Es gibt viele, die gerne im Training mithelfen, aber keine Lust oder Zeit haben, sich weiterzubilden", sagt Sabine Homp. Ab einem gewissen Niveau müssen aber auch die Trainer entsprechende Voraussetzungen erfüllen, damit das Turnen den Kindern Spaß macht, die Übungen korrekt ausgeführt werden und die Sportler sich auch weiterentwickeln können.