Sebastian Lemke sprach mit dem Abendblatt über seine erste Saison als Trainer der Drittliga-Volleyballmannschaft des 1. VC Norderstedt.

Norderstedt. Für die Volleyballmänner des 1. VC Norderstedt (6./ 6:6 Punkte/11:10 Sätze) haben sich die ersten sechs Spieltage in der 3. Liga Nord als Berg- und Talfahrt erwiesen. Ernüchternden Pleiten wie am dritten Spieltag beim Oststeinbeker SV (1:3) standen überragende Auftritte wie zum Beispiel am 10. November beim VfL Pinneberg gegenüber, der beim 3:0-Sieg des Teams von VCN-Coach Sebastian Lemke deklassiert wurde.

Nun haben die Norderstedter, die zu dieser Saison aus der Regionalliga Nord in die neu formierte Klasse aufgestiegen sind, mit dem 1:3 (25:20, 22:25, 27:29, 21:25) beim Berliner VV (2./10:4/17:10) erneut einen Dämpfer kassiert. "Unser Aufschlag hatte sich über die Spieldauer kontinuierlich verschlechtert", benannte Coach Sebastian Lemke eine Hauptursache für die vermeidbare Niederlage.

Das Hamburger Abendblatt sprach mit dem langjährigen Zuspieler des VCN über die neue Aufgabe als Trainer seiner bisherigen Mitspieler und den zeitlichen Spagat zwischen Sport und seinem Beruf als Bereitschafts-Polizist.

Hamburger Abendblatt:

Herr Lemke, sie sind über die Sommerpause hinweg vom Mitspieler zum Chef ihres Teams geworden. Ein merkwürdiges Gefühl?

Sebastian Lemke:

Ja schon, ich musste lernen, den Spielern auch unangenehme Dinge zu verkaufen. Da wir einen sehr ausgeglichenen Kader haben, muss ich mal jemandem sagen, dass er erst einmal nicht in der Aufstellung ist, obwohl er es spielerisch auch drauf hat. Aber ich kann damit leben, und leider hat unser aktuelles Verletzungspech ja gezeigt, dass früher oder später ohnehin jeder bei uns zum Zuge kommt.

Gelingt es Ihnen, Traineramt und den Beruf als Ordnungshüter zeitlich unter einen Hut zu bringen? Gerade an Punktspielwochenenden können Sie doch durch einen Einsatz beim Fußballspiel oder einer Demonstration auch spontan nicht verfügbar sein.

Lemke:

Klar, es gibt Konstellationen, zu denen mein Dienstplan, den ich nicht umstoßen kann, und unsere Spieltermine kollidieren. Wenn wir dann ohne mich antreten müssen, können wir das ja mittlerweile durch unseren Neuzugang Sven Klieme kompensieren, der ja über eine Trainer-B-Lizenz verfügt. An ruhigeren Tagen kann es auch mal sein, dass ich im Dienst nicht benötigt werde und einen freien Tag nehmen kann. Größer ist da für mich der private zeitliche Aufwand. Ich wohne in Winsen an der Luhe. Die Fahrtwege zwischen Moorbekhalle und zu Hause sowie die fast zweistündige Vorbereitung auf jedes Training sind der eigentliche zeitliche Spagat, den ich vollbringen muss.

Sieht es da nicht zeitlich eng aus, selber die B-Lizenz zu erwerben. Zurzeit muss sich ja noch immer Ihr Manager und Ex-Trainer Ulli Lampe als Lizenzinhaber bei Spielen auf die Bank setzen, wenn Sven Klieme nicht verfügbar ist.

Lemke:

Es hilft ja nichts, ich brauche die Lizenz. Mit welchem Zeitaufwand ich sie erwerben kann, hängt auch davon ab, inwieweit der Verband meine Zeit im Polizei-Nationalteam mit einigen Länderspielen berücksichtigt. Außerdem verfüge ich über eine allgemeine Übungsleiter- sowie eine abgelaufene Trainer-C-Lizenz.

Trainerschein hin oder her. Haben sie schon bei den Auftritten ihrer Mannschaft eine Duftmarke setzen können? Ist dies bereits ein ganz anderer VCN?

Lemke:

Ich bin ja nun kein autoritärer Herrscher. Wir sprechen viel im Team miteinander, besonders direkt nach einem Match. Wir analysieren gemeinsam, was im Spiel geschehen ist und sprechen dann auch an, woran wir als nächstes verstärkt arbeiten. Persönlich habe ich wohl unsere Aufstellung beim Aufschlag etwas variiert. Insgesamt würde ich sagen, dass wir jetzt als Mannschaft variabler agieren als in früheren Spielzeiten.

Wo sehen Sie denn ihr sportliches Ziel mit dem VCN. Was ist in dieser Saison möglich, was soll noch folgen?

Lemke:

Zwar scheint der SV Lindow/Gransee zurzeit eine Liga für sich zu sein, aber die Plätze zwei und drei sind nur zwei Minuspunkte entfernt. Wenn wir jetzt beständiger werden, dürfen wir auch nach oben blicken. Dazu gehört aber, dass wir jetzt am Sonntag zu Hause gegen den Letzten VC Potsdam-Waldstadt einen überzeugenden Sieg einfahren. Mittelfristig wäre es schön, wenn wir angesichts der "Alten" im Kader möglichst bald um den Aufstieg in die 2. Liga zumindest mitspielen.