Vater-Tochter-Gespann aus Leezen beendet bei ADAC Rallye Atlantis des MSC Kaltenkirchen seine Premierensaison.

Kaltenkirchen. Da sage noch einer, dass in der heutigen Zeit die El tern-Generation und ihre Kinder nichts mehr miteinander anfangen können, weil sie sich in völlig unterschiedlichen Welten bewegen. Andreas, 47, und Carina Sternberg, 23, harmonieren jedenfalls bestens miteinander. Bei der mit fünf Stunden Abstand ausgetragenen 39. und 40. Rallye Atlantis des MSC Kaltenkirchen präsentierte sich das Vater-Tochter-Gespann aus Leezen als dynamisches Duo.

Der Kfz-Mechaniker des TÜV Hanse und die Bürokauffrau, die ihrem alten Herrn als Kopilotin den Streckenverlauf aus dem Tags zuvor bei der Besichtigungsfahrt angefertigten "Gebetsbuch" ansagt, manövrierten den knallroten BMW 318iS nach besten Kräften über die insgesamt 34,9 Kilometer langen vier Wertungsprüfungen.

Am Ende sprangen in den Gesamtwertungen nur die Plätze 30 und 29 bei klassenübergreifend 36 gestarteten Teams heraus. Das Duo bewertete den Doppel-Renntag dennoch als Erfolg. "Das ist schließlich unser erstes Jahr in der Rallye-Szene", sagte Andreas Sternberg, "ich habe vorher viele Male die Veranstaltungen als Zuschauer oder Helfer besucht. Aber der Gedanke, selber zu fahren, ist mir erst im vergangenen Jahr aufgekommen."

Also tagte der Familienrat - und vor allem Tochter Carina war Feuer und Flamme. "Ich habe meinem Vater gleich gesagt, dass ich dann die Beifahrerin mache. Ich war ja auch schon oft auf den Rallyes mit dabei und wollte das gerne ausprobieren."

Doch mit Ausprobieren allein ist es im Rallyesport nicht getan. Als Andreas Sternberg im September 2011 seinen BMW der Baureihe E36 nach knapp sechsmonatiger Suche entdeckte und kaufte, war der größte Teil der Freizeit passe. Auch wenn Sternberg in der Gruppe G der Serienfahrzeuge startet, musste er seinen 140 PS starken "Renner" in rund 30 Stunden Eigenarbeit und für gut 3000 Euro zunächst den Sicherheitsbestimmungen entsprechend präparieren und dann rallyetauglich umrüsten. Er baute einen Überrollkäfig in den Innenraum ein und verpasste dem Wagen ein modifiziertes Fahrwerk sowie Unterbodenschutz. Dabei wurde der Rallye-Neuling von seinem Arbeitgeber unterstützt.

Aber auch die Sternbergs benötigten vor dem ersten Wettbewerb ein intensives Tuning. "Wir sind im Februar 2012 nach Oschersleben zur Rallye-Schule des ADAC-Motorsports gefahren", erinnert sich Carina, "mein Vater hat dort am Lehrgang für Piloten teilgenommen, ich an der Schulung für Beifahrer."

Zwar konnte das Duo in diesem Jahr bei fünf Veranstaltungen keine vordere Platzierung verbuchen - aber das war auch nicht das Ziel. "Wir wollten in unserer Premieren-Saison nur gut durchkommen und ständig dazulernen", sagte Andreas Sternberg, "das ist uns auch bei der Rallye Atlantis gelungen, ich hatte nur einmal etwas Kontakt mit einem Knick. An die Konkurrenz können wir noch nicht herankommen, da sind ja Routiniers dabei, die seit 15, 20 Jahren fahren. Mal sehen, wie wir uns 2013 schlagen. Im März geht es für uns bei der Stormarn-Rallye weiter."

Bei dieser Veranstaltung dürften die Motorsportfans bestimmt auch den besten Atlantis-Starter aus dem Kreis Segeberg antreffen. Henrik Hanser aus Wittenborn hat die umfänglichen Reparaturarbeiten an seinem Citroën C2 nach einem spektakulären Crash bei der Wikinger-Rallye im März offenbar bestens abgeschlossen.

Mit Beifahrer Stefan Groth lag der Lokalmatador in der Gesamtwertung beider Rallyes nur knapp hinter Sieger Jan Becker (Hamburg) mit seinem Subaru Impreza und Porsche-Pilot Kai-Dieter Kölle aus Grube zurück. Doch auch abseits der Rennstrecke und der Wertungsprüfungen Wierenkamp, Kükels, Fredesdorf und Stuvenborn gab es genug Spannung - für den Ausrichter. Schließlich musste Rallye-Leiter Harry Seiler vom MSC Kaltenkirchen in seinem ersten Jahr als Veranstaltungschef ein neues Organisationsteam formieren.

"Wir haben die ersten Aufgaben bei unserer Vorbesprechung im Februar verteilt. Anfang Oktober hat uns das Land Schleswig-Holstein die letzte ausstehende Genehmigung erteilt. Das lief alles sehr erfreulich", sagte der 52-Jährige.

Seiler ist in Sachen Rallye Atlantis ein alter Hase. "Bei der Premiere war ich selber noch Aktiver, danach bin ich in den MSC Kaltenkirchen eingetreten und habe von da an immer bei der Ausrichtung geholfen - zuletzt als stellvertretender Rallye-Leiter."

Das gute Wetter passte zur perfekten Vorarbeit der Kaltenkirchener. Bei strahlendem Sonnenschein, der erst am Ende der Veranstaltung von Regen abgelöst wurde, fanden mehrere 1000 Zuschauer den Weg an die Rennstrecken und zum Festplatz, der Ausgangs- und Zielpunkt der Rallye war. Seiler: "Wir haben wirklich ein Riesenglück gehabt." Aber das hilft ja bekanntlich den Tüchtigen...