Die Oberliga-Handballer der HG Norderstedt konnten einen 24:20-Vorsprung gegen SG Wift Neumünster nicht ins Ziel retten.

Norderstedt. Es war ein trauriger Anblick, der sich den kurz zuvor noch siegessicheren und nun fassungslosen Anhängern der Handballmänner der HG Norderstedt in den letzten zehn Minuten der Oberligapartie gegen die SG Wift Neumünster bot. Aber es waren nicht nur die phasenweise planlosen und letztlich auch vergeblichen Aktionen des Aufsteigers beim Versuch, das Ruder gegen den Tabellenneunten noch einmal herumzureißen, die zum Kopfschütteln animierten.

Als sich die 29:31 (11:11)-Heimniederlage immer deutlicher anbahnte, obwohl die Gäste in der Schlussphase nie weiter als auf zwei Tore davonzogen, raubte der Blick Richtung HGN-Auswechselbank den Fans die letzte Hoffnung.

Dort hatte Rückraumschütze Heiko Peters schon nach 20 Minuten mit dick bandagierten linken Fußgelenk Platz genommen. Der Routinier war nach einem Wurfversuch von der für ihn ungewohnten linken Rückraumseite umgeknickt und musste von seinen Mannschaftskameraden vom Feld getragen werden.

Damit fehlte der erste Kämpfer im HGN-Rückraum, der immer für ein Tor aus einer Einzelaktion gut ist, wenn es im Zusammenspiel nicht mehr läuft. Und von diesem Kaliber ist auch Thiago Santos, der bis zur 41. Minute für immerhin neun Treffer der HGN verantwortlich zeichnete, in der Schlussphase der Partie dann aber neben Peters saß. Das Coolpack, das sich Santos fortan in die rechte Kniekehle drückte, ließ gleichfalls nichts Gutes erahnen.

Heiko Peters darf auf eine kurze Zwangspause hoffen. "Es ist offenbar nichts ins Gelenk eingeblutet, das dürfte nicht zu schlimm sein", sagte er. Thiago Santos rätselt noch, welcher Natur seine Blessur ist. "Diese Art von Beschwerden kenne ich so nicht. Schauen wir mal, was es ist - etwas Langwieriges würde mich böse zurückwerfen."

Eines förderten die Gäste aus Neumünster mit ihrer schnörkellosen Spielweise schonungslos zutage: Einen wochenlangen Verzicht auf einen oder gar beide Leistungsträger können sich die Norderstedter nicht leisten. Dabei schien die HGN nach einem 0:4-Fehlstart auf einem guten Weg zu sein. Bis zur Pause glichen die Männer von Coach Andreas Rastner aus und setzten sich bis zur 46. Minute dann sogar bis auf 24:20 ab - der zweite Saisonsieg schien in Reichweite zu sein.

Doch während sich die Gäste nicht aus der Ruhe bringen ließen, waren die Hausherren fortan völlig von der Rolle. Fehlwürfe und -pässe summierten sich, sieben Minuten später führte Wift mit 27:24. Es folgt der spielerische Offenbarungseid der Norderstedter, die in kompletter Formation 60 Sekunden lang gegen drei Neumünsteraner und weitere 60 Sekunden zu fünft nicht in der Lage waren, mehr als zwei Treffer zu erzielen und sogar zwei Gegentore kassierten.

"Es war zu sehen, dass einige Spieler in der Oberliga immer noch in der Lernphase sind", sagte Andreas Rastner, "nach unserer dominanten Phase haben wir das Tempo nicht dosieren können. Und als die ersten Fehler passierten, wurde daraus eine Kettenreaktion, weil jeder zu grübeln begann."

Spielverlauf: 0:4 (6.), 3:4, 4:5, 7:5 (6.), 9:7, 9:9 (21.), 11:11 - 13:11, 16:14 (35.), 19:14 (37.), 19:17 (39.), 21:17, 24:20 (46.), 24:27 (53.), 26:27, 27:28, 28:29 (57.), 29:30 (58.), 29:31 (58.). Tore der HG Norderstedt: Thiago Santos (9/davon 1 Siebenmeter), Andreas Butzmann (4), Eike Wertz und Patrick Ranzenberger (je 3), Lukas Elandt (3/1), Florian Deppe und Ole Werner (je 2), Torben Albers, Heiko Peters und Jan Beermann (je 1).