Team von Florian Schulz baut vor den Heimspielen der Zweitliga-Handballer in nur zweieinhalb Stunden zwei Zusatztribünen für 200 Fans auf.

Henstedt-Ulzburg. Die Handballer des SV Henstedt-Ulzburg sind in der 2. Bundesliga nach vier Niederlagen in den ersten vier Partien die einzige Mannschaft ohne Pluspunkt. Es wird also höchste Zeit, dass der SVHU die Sporthalle des Schulzentrums Maurepasstraße zur Festung macht und möglichst schon am Sonnabend gegen den EHV Aue den oder die ersten Zähler einfährt.

Die Erkenntnis, dass das Siegen mit lautstarker Unterstützung durch die eigenen Fans leichter fällt, ist nicht neu. Deshalb finden seit Saisonbeginn 700 SVHU-Anhänger in der Halle Platz; zu Drittliga-Zeiten waren es nur 400.

Für Florian Schulz beginnt das Match schon 24 Stunden vor dem Anpfiff. "Am Freitagabend werden erste Vorbereitungen getroffen, damit wir am Sonnabendvormittag sofort richtig loslegen können", sagt der 27-Jährige, der bei den Zweitliga-Heimspielen des SV Henstedt-Ulzburg das Aufbauteam leitet.

"Richtig loslegen" - das bedeutet im Klartext, mit Akkuschraubern, "Knarren" und Maulschlüsseln bewaffnet zwei zusätzliche Tribünen mit 3 x 12 Metern Grundfläche auf Spielfeldebene aufzubauen. 400 Einzelteile, die in einem Geräteraum der Halle zwischengelagert werden, müssen von Hand ineinandergesteckt und zusammengeschraubt werden.

Jede dieser Podesttribünen mit Bestuhlung nimmt 100 Zuschauer auf, die keine fünf Meter Luftlinie vom Feld entfernt sitzen können - in Henstedt-Ulzburg sind die Fans mittendrin im Spielgeschehen statt nur dabei.

Beim Aufbauen der zusätzlichen Sitzmöglichkeiten haben Schulz und sein im Normalfall zehn Mann starkes Helferteam mittlerweile schon ein wenig Routine gewonnen. "Da sitzt inzwischen fast jeder Handgriff. Das war vor unserem ersten Heimspiel am 1. September gegen den TV Hüttenberg allerdings noch anders", sagt der Hochbau-Techniker, der in Norderstedt bei der Zimmerei Wilhelm Wittorf arbeitet. "Am 30. August ist die Tribüne von der Firma Bütec, bei der der SV Henstedt-Ulzburg diese Konstruktion gekauft hat, angeliefert worden. Und am 31. August haben wir dann gleich mit der Arbeit begonnen."

Doch was nun nahezu reibungslos läuft - der Rekord beim Aufbauen liegt bei zweieinhalb Stunden, die Demontage dauert sogar nur zwei Stunden -, gestaltete sich bei der Punktspielpremiere noch ein wenig holprig. "Da standen wir erst einmal ein wenig ratlos herum, haben uns den Haufen an Material angesehen und mussten uns sortieren", sagt Schulz, der in der fünften Männermannschaft des SV Henstedt-Ulzburg Handball spielt, "aber nachdem wir dieses eigentlich doch recht einfache Stecksystem verstanden haben, klappt eigentlich alles wie geschmiert."

"Wir"- das sind ausschließlich freiwillige Helfer, die Florian Schulz, der von SVHU-Marketing-Mann Christian Burmeister als Leiter der "Bautrupps" rekrutiert wurde, mühsam aus dem Umfeld des Klubs zusammentrommeln musste. "Ich habe jetzt einen Pool von 17 Leuten, von denen ich am Punktspieltag so viele wie möglich benötige, um alle Arbeiten rechtzeitig erledigen zu können. Das ist nicht immer einfach. Deshalb freuen wir uns weiterhin über jeden, der kräftig mit anpacken und uns helfen möchte. Zahlen können wir allerdings nichts."

Zu tun gibt es genug, denn der Auf- und Abbau der Zusatztribünen sind nicht der einzige Aufgabenbereich von Schulz, der im Berufsleben schon viel Erfahrung in der Bauleitung gesammelt hat. "Wir arrangieren den Kassenbereich im Halleneingang, richten den VIP-Raum her und sorgen für die komplette Beschilderung, die am Spieltag angebracht werden muss." Alles zusammen ein Knochenjob, den der Praktiker aber nicht mehr hergeben mag.

"Ich falle zwar nach jedem Heimspiel völlig kaputt ins Bett. Doch wir haben ja auch jede Menge Spaß und sehen am Ende, was wir geschafft haben. Und wenn unsere Arbeit ein wenig dazu beiträgt, dass die ,Frogs' am Saisonende die Klasse halten, dann hat sich die Mühe auf jeden Fall gelohnt."