Bei überwiegend gutem Wetter strömen rund 12 000 Pferdesportbegeisterte zum 64. Landesturnier nach Bad Segeberg.

Bad Segeberg. Dressurreiten ist ein harmonischer, Ruhe ausstrahlender Sport, bei dem Pferd und Reiter den Zuschauern immer wieder ein ästhetisches Bild vermitteln. Und eines lassen dabei die Paare eigentlich nie aufkommen: Aufregung.

Doch die Dressur-Landesmeisterin der Damen, Alexandra Bimschas, 41, erlebte am letzten Tag des Landesturniers 2012 in Bad Segeberg einen Moment, der ihr den Atem stocken ließ. Mit ihrem Oldenburger Hengst Dick Tracy hatte die gebürtige Großenasperin, die seit zwei Jahren in Schenefeld lebt und reitet, die Ehrenrunde im Galopp angeführt. Ein schöner Anblick, den jedoch ein verträumter Besucher nicht zur Kenntnis nahm. Er kreuzte unachtsam die Ausreitgasse direkt vor den Pferden.

"Platz! Aus dem Weg!" Der Warnruf und Bimschas' reiterisches Können verhinderten einen fatalen Unfall.

"Das war schon eine brenzlige Situation. Ein Pferd kann ja auch einmal durchgehen", sagte die 41-Jährige erleichtert, gab dann aber auch gleich zu verstehen, dass sie diese Gefahr bei ihrem Hengst nie gesehen hat.

"Dick Tracy hat mich beim Landesturnier wie schon im ganzen Jahr wunderbar begleitet", sagte sie, "obwohl Hengste ja eigentlich eher ein wenig ungestüm sind, hat er sich immer unproblematisch gegeben und Bestleistungen gezeigt. Ich bin sehr zufrieden und werde am kommenden Wochenende mit einem Turnier in Wedel die Freiluftsaison beenden, bevor es dann in die Halle geht."

Hinter Alexandra Bimschas kamen in der Landeswertung die Trittauerin Karin Rehbein mit World Idol sowie die Norderstedterin Sophie Ludewig (RV Rehagen) auf Dolcetto R.S. auf die Plätze. Herren-Champion wurde der Wedeler Martin Christensen mit Anatol. Er ließ den Portugiesen Nuno Palma E Santos auf Sal 2 und Vorjahressieger Klaus Thormählen (Hamfelde) auf Wolkenstein hinter sich.

Für den neuen Spring-Landesmeister der Herren, den Wedeler Berufsreiter Michael Grimm, fand die Action mit dem neun Jahre alten Holsteiner Wallach Rebell dagegen ausschließlich auf dem Turnierplatz statt - bis zum nassen Ende. Tra ditionsgemäß wurde der Überraschungssieger der Meisterschaftswertung von seinen Mitstreitern nach der großen Siegerehrung im Wassergraben des Parcours gebadet.

Ein Schicksal, das der Viertplatzierte des Stechens um den Großen Preis von Schleswig-Holstein, dem letzten Wettbewerb des Landesturniers, gerne hinnahm.

"Ich hatte mich vollständig auf den Großen Preis konzentriert und wollte da auf jeden Fall mit null Fehlern rausgehen. Das klappte, und weil einige Favoriten Pech hatten, profitierte ich davon auch in der Meisterschaftswertung." Dort ließ Grimm seine beiden härtesten Kontrahenten Andreas Ripke (Steinfeld) auf Calmado und den Elmshorner Christian Hess mit AB 19 Chianti hinter sich.

Allerdings reichte sein Null-Fehler-Ritt nicht zum Gewinn des mit insgesamt 10 000 Euro dotierten Preises von Schleswig-Holstein. Im Stechen der bis zu diesem Zeitpunkt vier fehlerlosen Starter leistete er sich zwei Abwürfe und musste den ersten Platz Janne-Friederike Meyer überlassen. Die Olympiastarterin aus Schenefeld blieb mit Holiday by Solitour im Entscheidungsritt ohne Abwurf und setzte sich in 40,42 Sekunden vor Rasmus Lüneburg mit Cointreau (47,06 Sek.) sowie Charlotte von Rönne auf Cartani (4 Strafpunkte) durch.

Den Landestitel gewann Meyer allerdings nicht. Diesen sicherte sich die Bendorferin Alessa Hennings auf Pikeur Barnetta, die die ebenfalls fehlerfreien Inga Czwalina (Fehmarn) auf Cabras und Meyer mit Clarimo auf Distanz hielt.

Und noch einen Sieger gab es, nämlich den ausrichtenden Pferdesportverband von Schleswig-Holstein. Dessen Vorsitzender Dieter Medow zog angesichts der insgesamt rund 12 000 Zuchauer, die an den drei Turniertagen nach Bad Segeberg strömten, zufrieden Bilanz.

"Wir haben insgesamt betrachtet wieder einmal großes Glück mit dem Wetter gehabt", sagte er, "die Veranstaltung hat der ländlichen Reiterei und auch den Züchtern eine Plattform geboten, um zum Beispiel den Kontakt zwischen Reittalenten und vielversprechenden Pferden herzustellen. Das Landesturnier fördert ungemein das Zusammengehörigkeitsgefühl von Breiten- und Leistungssport."