Oberliga-Meisterschaftsaspirant verliert vor 425 Zuschauern 0:1 gegen Altona 93. Ivan Sa Borges Dju sieht Rote Karte.

Norderstedt. Nicht schon wieder! Dies könnte sich Matthias Dieterich gedacht haben, als er nach dem ersten Match von Eintracht Norderstedt in der Punktrunde 2012/2013 der Fußball-Oberliga Hamburg den Sätzen seines Trainerkollegen zuhörte. "Jeder hat die Situation gerne, beim Titelfavoriten zu gewinnen", sagte Oliver Dittberner von Altona 93 nach dem 1:0 (0:0)-Auswärtserfolg seines Teams im Edmund-Plambeck-Stadion.

Dieterich sah sich nun bei der Nachbetrachtung der Heimniederlage genauso in der Defensive wie zuvor seine Mannschaft in mehreren Szenen. "Danke für die Blumen", entgegnete er Dittberner, schränkte aber sofort ein: "Wir sind nur eine von vielen Mannschaften, die den Anspruch haben, unter die ersten sechs Teams zu kommen."

Dieterich wird diese Konversation in den kommenden Wochen und Monaten wohl noch öfter führen müssen. Und dass die Vorgänge in Garstedt von allen Seiten stets mit einer Mixtur aus Respekt und Skepsis beäugt werden, gehört zum Geschäft.

Das Duell mit Altona 93, einem der am stärksten besetzten Klubs der Oberliga, verdeutlichte, dass die Spitze nicht weit weg ist. Aber es zeigte auch schonungslos auf, dass sich die Eintracht auf diesem Niveau keinen Leistungsabfall innerhalb des Teams erlauben kann. "Ich glaube, dass zu wenige Spieler ihr Potenzial abgerufen haben. Und auch insgesamt war das von der Mannschaft zu wenig für das, was wir erreichen möchten", so der Trainer.

Vieles war gut, einiges klar verbesserungswürdig. Zumindest gibt es jetzt nach der ersten Bewährungsprobe vor 425 Zuschauern genügend Anhaltspunkte. So etwa, dass Eintracht Norderstedt keinerlei Probleme hatte, sich Tormöglichkeiten herauszuspielen. Aber auch, dass mit Jan-Philipp Rose an diesem Tag vielleicht zu oft der falsche Abnehmer gefunden wurde. Der Linksaußen fand sich wiederholt in exzellenter Position wieder, vergab aber im ersten Durchgang drei sehr gute Chancen (25./35./39. Minute).

Auf der anderen Seite fehlte der Abwehrkette mit drei Neuzugängen gegen die variablen, beweglichen Gäste mehrfach die Abstimmung. Keeper Johannes Höcker musste vielleicht sogar zu oft seine Klasse beweisen. Als er in der 66. Minute mit einem überragenden Reflex gegen Benjamin Lipke den Rückstand verhinderte, nannte Stadionsprecher Ewald Koch prompt lobend über Lautsprecher seinen Namen und das Publikum applaudierte anerkennend. Doch kaum war der Beifall verklungen, lag der Ball dann doch im Netz.

Nachdem die Eintracht nach einem Eckstoß nicht klären konnte, ließ Dennis Thiessen auf der linken Seite mehrere Norderstedter stehen, bediente Tobias Leuthold - und der traf unhaltbar für Höcker (67.). "Wir haben in den Phasen, in denen Altona stark war, zu viele individuelle Fehler gemacht", sagte der Torwart.

Dass er nach dem Abpfiff gelobt wurde - geschenkt. "Ja, es hilft nichts", sagte er mit leerem Blick. Matthias Dieterich ärgerte sich derweil über das vermeidbare Gegentor. "Wir müssen zweimal zuvor den Ball klären. Diese Fehler werden wir knallhart analysieren."

Wie mit Stürmer Ivan Sa Borges Dju umgegangen wird, müssen die kommenden Tage zeigen. Die 83. Minute könnte für den Portugiesen verhängnisvoll werden: Nachdem Linus Meyer trotz der Verletzung eines Altonaers weiterspielte und sogar einen Schuss abgab, entstanden Tumulte; Sa Borges Dju packte Benjamin Lipke an, woraufhin dieser zu Boden fiel. Während alle weiteren Beteiligten straffrei ausgingen, bekam der Norderstedter die Rote Karte. "Für mich ist Ivan das Opfer. Da hätte ich mir mehr Souveränität vom Schiedsrichter gewünscht", sagte Matthias Dieterich.

Am Mittwoch geht's im Oddset-Pokal gegen den FC Maihan

Gleichwohl wird er sich mit dieser unnötigen Baustelle ebenfalls herumplagen müssen. Am Mittwoch steht zwar die zweite Runde im Oddset-Pokal gegen den FC Maihan auf dem Programm (19 Uhr, Ochsenzoller Straße). Doch der eigentliche Härtetest wird das Oberliga-Treffen mit dem VfL Pinneberg am 17. August, um 19.30 Uhr sein.

Am kommenden Wochenende hat Eintracht Norderstedt spielfrei. Viel Zeit also, um zu analysieren, zu trainieren und vielleicht weitere Neuzugänge zu integrieren. Aber eben auch eine lange Zeit, bis die Gelegenheit zur Wiedergutmachung kommen wird.

Tor: 0:1 Leuthold (67.). Rote Karte: Sa Borges Dju (Eintracht Norderstedt/83./Tätlichkeit). Eintracht Norderstedt: Höcker - Eglseder, Wehrendt, Savelsberg, Lindener - Sa Borges Dju, Browarczyk, Koch (72. Jurkschat), Rose (85. Kummerfeld) - Meyer (85. Popalyar) - Tunjic.