Chefcoach Holger Prischmann hat die schwere Aufgabe, die stark verjüngten Regionalliga-Fußballfrauen zu einem konkurrenzfähigen Team zu formen.

Norderstedt. Es sind unruhige Zeiten für die Frauen- und Mädchen-Fußballabteilung des Hamburger SV. Die Chronologie des Schreckens: Im Mai 2011 wurde aus Kostengründen das Zweitliga-Frauenteam abgemeldet. Ein Jahr später folgte wegen einer Deckungslücke von 100 000 Euro im Etat das gleichfalls finanzbedingte Aus für die Bundesliga-Mannschaft.

Mit einem Mal soll also die noch vor 15 Monaten als drittes Team firmierende Regionalligamannschaft des HSV, die der Breitensportabteilung des Vereins untergeordnet ist, als Flaggschiff des Frauenbereichs unter der Raute auflaufen.

Eine Perspektive, die vielen ambitionierten Talenten in Reihen des Regionalliga-Dritten der Vorsaison wohl nicht genügte. Einigen Abgängen während der Punktrunde folgten in der Findungsphase zwischen den Spielzeiten mit Katrin Schwing, Carolin Reiß, Paula Ziselsberger, Svenja Winter, Jacqueline Bleser, Jennifer Kaminski, Julia Prosch, Katharina Stuth, Daniela Schacher, Lara Wolff, Claudia Teixeira-Pinto, Denise Meinberg und Tania Rocha Ferreira gleich 13 weitere Leistungsträgerinnen.

Mit der durch diesen Wandel quasi automatisch folgenden, erneuten Verjüngungskur des Kaders verband die neue Abteilungsleitung um Manuela Saladin, Stellvertreterin Anja Lassen und Finanzchef Jens Gercken einen Wechsel in der sportlichen Leitung. Für Tuncer Tamer und Oguzhan Altunbulak übernimmt nun mit Chefcoach Holger Prischmann, seinem Assistenten Mac Agyei-Mensah und Spielerin Cathérine Knobloch ein Trio das Training der HSV-Frauen.

"Aufgrund der massiv geänderten Rahmenbedingungen haben wir entschieden, uns so aufzustellen, dass zumindest sportlich eine möglichst baldige Rückkehr in den Bereich der Bundesliga möglich wird", sagte Karsten Schulz, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Abteilung zuständig ist. Seine Aussage bezieht sich auch auf den Trainerstab. "Uns ist wichtig, dass die Übungsleiter über eine große und langjährige Vernetzung im Frauen- und Mädchenbereich verfügen."

Ein Anforderung, die Prischmann locker erfüllt. Der Stadtteilpolizist in Hamburg-Wilhelmsburg betreut seit zehn Jahren die Polizeiauswahl der Frauen, ist im Hamburger Verband Stützpunkttrainer der U-13- und U-15-Kickerinnen und war neben seinen Stationen beim TV Jahn Wilhelmsburg, TSV Moorburg und Altona 93 schon 2002/2003 für die zweite HSV-Mannschaft verantwortlich. Doch trotz aller Erfahrung erwartet der neue Coach ein sehr schwieriges Einstiegsjahr. "Wir haben einen megajungen Kader und sind in der Breite nicht so aufgestellt wie zuvor", sagte der 52-Jährige.

Zwar haben sich die HSV-Frauen in ersten Tests mit dem 2:2 gegen den Hamburger Verbandsligisten DuWO 08 und dem 3:0-Sieg über den FFC Oldesloe II (Schleswig-Holstein-Liga) gut präsentiert, aber Prischmann warnt vor Euphorie. "Wir sind fußballerisch gut, haben aber auch schon erkannt, dass es uns im Sturm noch an Durchschlagskraft fehlt." Der Coach hat deshalb sogar seine als Flügelflitzerin erfahrene Ehefrau Cathrin, 43, reaktiviert. "Unser Ziel kann nur der Klassenerhalt sein."

Eine Personalie macht Prischmann Hoffnung: Torhüterin Saskia Schippmann ist als einzige Spielerin des Bundesligakaders dem HSV treu geblieben. "Ihre Erfahrung wird uns manchen Punkt retten."