Oberligisten von Eintracht Norderstedt erkämpften ein 1:1 gegen Regionalliga-Klub Holstein Kiel. Dennis Wehrendt ist neuer Mannschaftskapitän.

Schackendorf. Die Fußballer von Eintracht Norderstedt waren nicht mehr weit entfernt von einem Achtungserfolg. Soeben hatte Ivan Sa Borges Dju mit einem Stochertor in der 82. Minute das 1:1 gegen Holstein Kiel erzielt. Alle Garstedter wussten: Ein derartiges Resultat würde der ohnehin positiven Stimmung im Team einen weiteren Schub geben. Im Gegenzug würde eine späte Niederlage ein großes Ärgernis sein.

"Dennis, du hältst jetzt den Laden zusammen!", rief Trainer Matthias Dieterich quer über den Platz. Adressat war der neue Chef in der Mannschaft - Dennis Wehrendt, Neuzugang von Hessen Kassel und im Trainingslager zum Kapitän bestimmt. Seine erste wichtige Aufgabe bestand er zusammen mit seinen Kollegen; die Oberliga-Kicker hielten das 1:1 (0:1) im Test gegen den individuell fraglos stärker besetzten Regionalligisten bis zum Abpfiff.

Wehrendt war nicht mit dem Anspruch nach Norderstedt gewechselt, direkt die Rolle des Spielführers zu übernehmen. Und doch ist es nachvollziehbar, dass er nun die Armbinde trägt und eine leitende Funktion bekleidet. "Ich bin zur Eintracht gekommen, um Verantwortung zu übernehmen", sagt er. "Ich wollte die Rolle des Kapitäns annehmen, als ich gefragt wurde und habe ein gutes Gefühl mit unserer jungen Mannschaft." Wie Matthias Dieterich verriet, waren auch Marius Browarczyk und Mario Jurkschat ernsthafte Kandidaten für den Posten des Mannschaftskapitäns. Nun sind sie Wehrendts Stellvertreter.

"Vom ersten Tag an zeigt Dennis eine bemerkenswerte Professionalität. Er sieht, dass hier etwas wächst, hat eine sachliche Art, eine klare Kommunikation und ist dabei nie negativ, sondern immer motivierend", so Dieterich über die charakterlichen Vorzüge des Innenverteidigers.

Vielleicht ist es schlicht eine Folge seiner Ausbildung, dass Wehrendt eine gesunde Mischung aus Autorität, Verlässlichkeit und Teamgeist auszeichnet - schließlich arbeitet der 25-Jährige als Polizeibeamter im mittleren Dienst. Nicht nur über die gemeinsame Vergangenheit beim VfB Lübeck und die berufliche Ebene ist er mit Eintracht-Manager Jörg Franke, der bei der Kriminalpolizei arbeitet, verbunden. Auch privat sind die beiden gut befreundet.

Es war also klar, an wen sich der Defensivspezialist bei seiner Vereinssuche im Frühjahr wende würde. "Ich habe ihn angerufen und gefragt, ob er etwas für mich hat", erinnert sich Wehrendt. Franke hatte einen interessanten Vorschlag - und die Option Norderstedt gefiel dem Spieler auf Anhieb.

"Ich wusste schon einiges über die Eintracht. Von der Professionalität des Umfelds ist der Verein so gut aufgestellt, dass 80 Prozent der Regionalliga-Klubs nicht mithalten können. Aber Jörg musste nicht viel erzählen. Wenn er dort arbeitet, reicht mir das schon als Empfehlung."

Eine Fünfer-Achse soll für die nötige Souveränität sorgen

Dennis Wehrendt ist aber nur eine von fünf Personen, die künftig den Ton auf dem Feld angeben und als Taktgeber fungieren sollen. Matthias Dieterich spricht bereits von einer "Achse", die das Gerüst des Teams in der kommenden Saison bilden wird. Diese beginnt bei Torwart Johannes Höcker, führt über Wehrendt und Browarczyk zu Jurkschat und endet im Angriff bei Jürgen Tunjic. Zu den Aufgaben des Quintetts gehört, die Anweisungen des Trainers auf dem Platz umgehend in die Tat umzusetzen.

Dass drei dieser Spieler erst in diesem Sommer verpflichtet worden sind, ist kein Zufall. Generell lag das Augenmerk eben auf Transfers, die dem Kader mehr Souveränität in Drucksituationen verschaffen sollen.

Matthias Dieterich hat in seiner aktiven Zeit keine Erfahrungen im Profisport gesammelt - anders also als diejenigen Akteure, denen er die Führung der seiner jungen Mannschaft anvertraut. Ob dies ein Nachteil ist, wird sich im Verlauf der Saison 2012/2013 zeigen. Doch die Verantwortlichen von Eintracht Norderstedt sind davon überzeugt, dass genau diese Konstellation der große Trumpf im Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga sein wird.

Bis zum Ernstfall, dem Punktspiel-Auftakt in der Oberliga Hamburg mit der Heimpartie am 5. August gegen Altona 93, dauert es zwar noch einige Wochen. Doch das mutige Auftreten im Duell mit Holstein Kiel ist immerhin ein Indiz dafür, dass der Klub mit seinen jüngsten personellen Entscheidungen nicht falsch gelegen hat.

Bundesliga-Profis des HSV kommen gegen Kiel nicht über ein 1:1 hinaus

Zur Einordnung des Unentschiedens und der Qualität des Gegners sei nur erwähnt, dass die Bundesliga-Fußballer des Hamburger SV einen Tag später nicht über ein 1:1 gegen die "Störche" hinauskamen...

Eintracht Norderstedt - Holstein Kiel 1:1 (0:1). Tore: 0:1 Mandiangu (16.), 1:1 Sa Borges Dju (82.). Eintracht Norderstedt: Höcker - Hengelbrock (70. Werning), Wehrendt, Eglseder (70. Savelsberg), Lindener (80. Koyro) - Browarczyk (80. Paszek), Koch (70. Petrekovic-Loncar) - Meyer (66. Ulaga), Jurkschat (69. Kummerfeld), Rose (66. Popalyar) - Tunjic (66. Sa Borges Dju). Holstein Kiel: Strähle (46. Jakusch) - Krause (65. Herrmann), Warncke, Urban (46. Gebers), Wetter - Kazior (46. Müller), Gonda - Tj. Gutzeit (65. T. Siedschlag), Schlagelambers (65. Schied), Mandiangu (65. Hebler) - Kramer (65. Heider).