Hochspringer Carlos Andrés Izquierdo Ramírez studiert ein Jahr in Hamburg und hat sich den Leichtathleten der LG Alsternord angeschlossen

Norderstedt. Weihnachten ist für viele Familien das wichtigste Fest des Jahres. Der geschmückte Baum steht im Mittelpunkt des Geschehens, gespeist wird üppig an festlichen Tafeln und Kinder warten sehnsüchtig auf die Bescherung. Schon in den Tagen vor dem Fest herrscht vielerorts Hektik und Nervosität - schließlich soll am Heiligen Abend alles perfekt sein und kein Wunsch offen bleiben.

Statt in den Weihnachtstrubel einzutauchen, packt Carlos Andrés Izquierdo Ramírez in diesen Tagen lieber seine Sporttasche und fährt in die Hamburger Leichtathletikhalle in der Krochmannstraße. Dort läuft er sich ein paar Runden warm und geht danach seiner Lieblingsbeschäftigung nach, dem Hochsprung.

An den Feiertagen ist Carlos Andrés Izquierdo Ramírez sich selbst überlassen. Er wird den Heiligen Abend im Studentenwohnheim am Berliner Tor verbringen. "Dort werde ich zusammen mit ein paar Mitbewohnern kochen, danach gehen wir vielleicht noch irgendwohin zum Feiern", sagt Carlos Andrés Izquierdo Ramírez. Mit seiner Familie kann der 22-Jährige das diesjährige Weihnachtsfest nicht verbringen, denn seine Eltern und die drei Jahre jüngere Schwester leben rund 10 000 Kilometer entfernt, in Cali, der drittgrößten Stadt Kolumbiens. Die Entfernung ist groß, aber dank der modernen Technik nicht unüberwindbar. "Wir telefonieren regelmäßig mit Skype über das Internet", so Ramirez, der nicht allzu traurig ist. "Es ist ja nur ein Jahr. Ich studiere Maschinenbau und mache zurzeit ein Auslandsjahr in Hamburg", erzählt er.

Der Aufenthalt in Hamburg, der über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) ermöglicht wurde, beinhaltet einen Deutschkursus, ein Semester an der technischen Universität Harburg und ein viermonatiges Praktikum. "Dafür suche ich übrigens noch einen Betrieb", sagt Carlos Andrés Izquierdo Ramírez, der dem Unterricht an der Uni gut folgen kann. "Ich hatte schon in Kolumbien pro Woche neun Stunden Sprachunterricht", berichtet er in sehr gut verständlichem Deutsch.

Während das Studieren in Hamburg dem angehenden Diplom-Ingenieur also kaum Probleme bereitet, ist das tägliche Leben noch ein wenig gewöhnungsbedürftig. "Ich muss ja alleine kochen und meine Wäsche waschen, das hat vorher meine Mutter für mich gemacht", sagt er schmunzelnd und fügt hinzu: "Das dauert schon ein paar Stunden, die mir dann wiederum zum Trainieren fehlen." Sein Sport liegt dem jungen Südamerikaner aber mindestens genau so am Herzen, wie sein technisches Studium.

Im vergangenen Jahr wurde der talentierte Hochspringer mit 2,15 Metern Kolumbianischer U-23-Meister, beim Hallenmeeting des HSV ließ er sein Können aufblitzen und gewann den Wettbewerb der Männer mit 2,04 Metern. "Ich schaffe es aus Zeitgründen zurzeit höchstens drei- oder viermal zum Training, in Kolumbien war ich täglich aktiv", sagt der ambitionierte Sportler und weiß, dass der aktuelle Aufwand für seine Ziele zu gering ist.

"Ich möchte 2016 an den Olympischen Spielen teilnehmen", sagt Carlos Andrés Izquierdo Ramírez. Für die Titelkämpfe, die vom 5. bis 21. August in Rio de Janeiro, also für den Kolumbianer quasi "um die Ecke" stattfinden, muss der Juniorenmeister noch eine Schippe drauflegen, denn die Qualifikationshöhe liegt bei 2,29 Metern.

Ein wichtiger Schritt war, sich für die Zeit seines Auslandsaufenthaltes einem Leichtathletikverein anzuschließen. "Ich habe im Internet geguckt, wo man hier trainieren kann und bin einfach zur Hamburger Halle gefahren", erinnert sich Carlos. Dort traf er auf die Sportler und Trainer der LG Alsternord, die sich in der Wintersaison fit halten. Wolfgang Sass, der sich persönlich um das Sprungtalent kümmert, hofft, dass sein Schützling noch öfter in der Halle erscheint. "Er muss mehr trainieren, sonst wird es schwer mit Olympia. Vor allem im Kraftbereich muss er noch zulegen", so Sass.

Wer sich ein Bild von der Sprungkraft des kolumbianischen Gastsportlers machen will, kann das bei den Hamburger Meisterschaften tun. Der Hochsprung der Männer ist für Sonnabend, 21. Januar, 15.40 Uhr terminiert. Änderungen werden auf der Internetseite des Hamburger Leichtathletikverbandes veröffentlicht. An gleicher Stelle finden am 4. und 5. Februar auch die Norddeutschen Meisterschaften statt.

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