Trainer Jens Molkow begründet im Gespräch mit dem Abendblattseinen Rücktritt als Coach der HF Henstedt-Ulzburg/Kisdorf und zieht Bilanz.

Henstedt-Ulzburg. Eines muss man Jens Molkow lassen: Der Ex-Coach der Handballfrauen Henstedt-Ulzburg/Kisdorf, der sein Amt aus familiären und beruflichen Gründen an den bisherigen Mannschaftsbetreuer Sönke Radetzky übergeben hat, hat einen nahezu optimalen Zeitpunkt für seinen Rücktritt erwischt. Nach sieben Niederlagen und 0:14 Punkten gegen die Top-Teams der 3. Liga Nord legte seine Mannschaft einen furiosen Zwischenspurt hin, gewann fünf Partien hintereinander und patzte erst wieder beim 24:28 gegen den SV Grün Weiss Schwerin im letzten Match der Hinrunde. Mit vier Zählern Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz kann der Tabellenneunte gelassen in die Wettkampfpause bis zum 15. Januar 2012 gehen und entspannt Weihnachten feiern. Im Interview mit dem Hamburger Abendblatt zieht der 43 Jahre alte Jens Molkow die Bilanz seiner Tätigkeit bei den HF Henstedt-Ulzburg/Kisdorf.

Hamburger Abendblatt: Als Sie Anfang November nach dem 27:20-Auswärtserfolg der HFHUK bei der HSG Hude-Falkenburg verkündeten, die Mannschaft nur noch bis Mitte Dezember coachen zu wollen, hatte das Team magere zwei Zähler auf dem Konto. Es folgten vier weitere Siege in der 3. Liga Nord - ein neuer Vereinsrekord. Haben Sie Ihren Rücktritt schon bereut?

Jens Molkow: Nein, ich habe die Entscheidung ganz bewusst aus Verantwortung meiner Familie gegenüber getroffen. Dazu stehe ich. Jahrelang habe ich an den Wochenenden den größten Teil meiner Freizeit für den Handball geopfert; es war während der Punktrunde beispielsweise unmöglich, einen passenden Termin für ein gemütliches Beisammensein mit meinen Verwandten zu finden. Doch jetzt haben mein drei Monate alter Sohn Daniel und meine Ehefrau Natalia Vorrang. Dass die zweite Saisonhälfte mit den vielen Erfolgserlebnissen sehr viel Spaß gemacht hat, ist eine andere Geschichte.

Sie waren seit Mai 2009 Trainer der Handballfrauen Henstedt-Ulzburg/Kisdorf. Wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus?

Molkow: Wir haben in meinem ersten Jahr die Regionalliga gehalten und uns für die 3. Liga qualifiziert, in der Saison 2010/2011 den Klassenerhalt geschafft und sind auch in dieser Serie auf einem guten Weg - das kann sich doch sehen lassen, zumal viele Konkurrenzvereine ganz andere finanzielle Möglichkeiten als wir haben.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Molkow: Ich denke, es ist mir gelungen, einige Spielerinnen aus der Region weiterzuentwickeln. Tina Pejic ist in der vergangenen Saison Torschützenkönigin geworden, Marleen Völzke und Laura Neu steigern sich immer mehr, Mirlinda Hani, Sabrina Wrage und Ann-Kathrin Skubich haben sich in der 3. Liga etabliert.

Und an wem machen Sie die starke zweite Hälfte der Hinrunde fest?

Molkow: Lara Schlüter hat trotz ihrer Nackenbeschwerden und dem damit verbundenen Trainingsrückstand aus dem Rückraum in entscheidenden Situationen ganz wichtige Tore für uns geworfen, Rabea Dieckmann ist ein Muster an Zuverlässigkeit. Und dann ist da ja auch noch unser Routinier Anja Haupt. An ihr haben sich die jungen Spielerinnen nach den sieben Niederlagen zu Saisonbeginn orientiert und wieder aufgerichtet.

Als Folge der Insolvenz des SC Kisdorf wird die Drittliga-Frauenmannschaft des HF Henstedt-Ulzburg/Kisdorf künftig für den SV Henstedt-Ulzburg spielen. Was bedeutet das für die weitere Entwicklung des Teams?

Molkow: Davon können alle nur profitieren. Bei den Männern des SVHU wird sehr professionell gearbeitet, sowohl sportlich als auch im Umfeld des Drittliga-Teams - das hat Vorbildcharakter. Der Frauenhandball wird in Henstedt-Ulzburg weiterhin in der zweiten Reihe stehen, da darf man sich nichts vormachen. Aber ich hoffe sehr, dass es gelingen wird, die beiden Bereiche etwas mehr zusammenzuführen. Ein erster positiver Effekt ist die Entwicklung der Zuschauerzahlen. Das Interesse an unseren Heimpartien ist deutlich gestiegen, seit wir nur noch in Henstedt-Ulzburg spielen.

Wann sitzt Jens Molkow wieder auf der Trainerbank?

Molkow: Trotz mehrerer Angebote werde ich jetzt erst einmal eine längere Auszeit nehmen. Ein Leben ganz ohne Handball kann ich mir allerdings nicht vorstellen. Deshalb werde ich bei den Drittliga-Heimspielen der HFHUK sicherlich mal als Fan im Schulzentrum Maurepasstraße auftauchen - und möglicherweise meinen Nachfolger Sönke Radetzky ein wenig unterstützen, wenn Not am Mann ist.