Die Fußballer von Eintracht Norderstedt überzeugen in der Oberliga Hamburg mit ihrer Defensivstärke

Norderstedt. Der Hamburger Fußball-Verband ließ keine Zeit verstreichen. Die am Wochenende wegen heftiger Regenfälle ausgefallenen Partien in der Oberliga Hamburg wurden umgehend neu angesetzt - und zwar noch für das Jahr 2011. Im Hinblick auf die aktuelle Platzierung von Eintracht Norderstedt (1./34 Punkte/34:19 Tore) bedeutet dies, dass das erstmalige Vergnügen an der Tabellenspitze von kurzer Dauer sein könnte. Der SC Condor (34/32:22) und Altona 93 (33/30:23) würden bei entsprechenden Resultaten an den kommenden beiden Wochenenden wieder vorbeiziehen.

Die Zahl "1" wird in anderer Hinsicht allerdings über den Jahreswechsel hinaus Bestand haben. Schließlich repräsentiert diese auch den Gegentorschnitt des Teams pro Partie. "Wir haben nur 19 Treffer kassiert. Das ist ein wichtiger Grund, warum wir oben dabei sind", sagt Trainer Andreas Prohn. Gleich neunmal stand die "Null" für Keeper Marcel Kindler - sie war das Fundament für acht der bislang zehn Saisonsiege der Norderstedter, etwa den jüngsten 2:0-Auswärtserfolg beim SC Vier- und Marschlande.

"Wir hatten uns als Mannschaft vorgenommen, kompakt zu arbeiten. Auch die Stürmer helfen bei uns hinten aus. Aber ich will das nicht an einzelnen Personen festmachen", so Prohn weiter. Dass jeder Feldspieler in Reichweite der Startelf ist, ist eine Grundvoraussetzung für das "Wir", das der Coach so gerne betont. "Es passt vom Charakter her gut. Wir versuchen, jeden mitzunehmen, sodass jeder Spielpraxis hat und dazu vom Leistungsniveau keiner stehenbleibt."

Reine Ergänzungskräfte beinhaltet der aus 18 Feldspielern bestehende Kader nicht. Einzige Ausnahme: die Torhüterposition. Dort ist der 18 Jahre alte Youngster Jannis Waldmann die klare Nummer zwei hinter dem zuverlässigen Kindler.

Andreas Prohn setzt auf Flexibilität. Ein Stefan Siedschlag hat beispielsweise vom Außenverteidiger bis zum Spielmacher viele Positionen im Repertoire; zuletzt fand sich auch Ole Hengelbrock auf der rechten Defensivseite gut zurecht, dafür überzeugte Steven Lindener in den letzten Begegnungen als solider Innenverteidiger neben Matthias Ribeau.

Weitere Verpflichtungen sind daher nicht geplant für die fußballlose Zeit, die nach dem Pokalduell beim HEBC (Sonntag, 11. Dezember, 10.45 Uhr, Tornquiststraße) beginnt und mit einem Zusammentreffen vor der Hamburger Hallenmeisterschaft (Mittwoch, 4. Januar, Sporthalle Hamburg) sowie dem offiziellen Trainingsauftakt an der Ochsenzoller Straße am Donnerstag, 5. Januar, endet.

"Es sei denn, es meldet sich jemand bei uns, den wir noch nicht kennen und der zu uns passt", schränkt Prohn ein. Vergleichbare Szenarien, also dass den Garstedtern Verstärkungen aus höheren Ligen mehr oder weniger in den Schoß fielen, hat es bei der Eintracht in der Vergangenheit gleichwohl schon mehrfach gegeben.

Sollte Mario Jurkschat, 28, allerdings seinem alten Leistungsvermögen im Verlaufe der zweiten Saisonhälfte Schritt für Schritt näherkommen, könnte sich der Faktor "X" durchaus auch aus den eigenen Reihen entwickeln. "Ich hoffe sehr, dass er ein wichtiger Bestandteil wird. Mario hat die nötige Gelassenheit am Ball und kann unter anderem auch Standardsituationen gut mit seinem linken Fuß schießen", sagt Andreas Prohn mit Blick auf den erfahrenen Offensiv-Allrounder, den er im Sommer trotz einer schweren Verletzung unbedingt verpflichten wollte.

Jurkschat hat mittlerweile seine Reha-Phase nach einem im Frühjahr erlittenen Kreuzbandriss überstanden und nahm zuletzt sogar schon wieder an einigen Übungseinheiten mit dem Ball teil. Er könnte mit seiner Qualität dem Manko beikommen, das Eintracht Norderstedt wiederholt speziell gegen Konkurrenten aus dem oberen Tabellendrittel Punkte gekostet hat oder die Begegnungen unnötig spannend beließ. Prohn: "Wir brauchen beim Herausspielen unserer Torchancen einfach noch mehr Ruhe, müssen den Kopf hochnehmen und dürfen nicht zu schnell Entscheidungen treffen." Der Trainer geht also ins Detail. Doch dass er sich bei der Benennung von Problemen hierauf beschränkt, verdeutlicht, dass ihm der Status quo kaum Anlass zur Besorgnis bietet.