Verbandsliga-Spitzenreiter TuS Hartenholm hat in 15 Matches 56 Tore erzielt, spricht aber noch nicht vom Aufstieg

Hartenholm. Wären andere Fußball-Klubs in einer ähnlich herausragenden Situation wie der TuS Hartenholm, könnten die Verantwortlichen der Verlockung kaum widerstehen und würden hohe Ambitionen äußern. Doch Obmann Patrick Petersen-Lund sieht unabhängig der Tabellenführung derzeit keinen Anlass, die Saisonziele des Verbandsligisten zu korrigieren.

"Die Leistung spricht für sich. Wir stehen dort nicht zu unrecht. Aber allein deswegen sehe ich uns noch nicht als Meisterkandidat." Dies begründet er zum einen mit Erfahrungen aus der vergangenen Serie. "Im letzten Winter hatten wir einen großen Substanzverlust." Laut Spielplan wird Hartenholm zwischen dem finalen Match im Jahr 2011 (3. Dezember/TuS Krempe) und dem Start 2012 (11. März/TSV Lägerdorf) über ein Vierteljahr pausieren - und mögliche Ausfälle durch Schnee und Eis kommen erfahrungsgemäß hinzu. Viel Zeit also für Verletzungen oder überraschende personelle Verschiebungen.

Wenn die Analyse des Status quo ansteht, wird Petersen-Lund gleichwohl vom Mahner zum Genießer. "Wir sehen schon den Fortschritt. Es ist mit Sicherheit eine Steigerung zum Vorjahr, das schon wirklich gut war. Wir spielen tollen Offensiv-Fußball." Mit 56:21 Toren stellt der Verein (40 Punkte) die beste Angriffsreihe der Liga, hat 13 von 15 Matches gewonnnen und sich somit einen Ausrutscher weniger als Verfolger FC Itzehoe (37 Punkte/43:11 Tore) geleistet, der im Gegensatz zum Konkurrenten seine Titel- und Aufstiegsambitionen geäußert hat.

Patrick Petersen-Lund sieht zwei Faktoren als entscheidendes Fundament für den Höhenflug. "Wir haben erstens eine große Kaderbreite geschaffen. Das sorgt für einen gestiegenen Wettbewerb, und die Jungs sehen das positiv. So sind wir gegenüber Formschwankungen und Ausfällen gewappnet."

Mindestens genauso viel wiegt allerdings, dass die Verantwortlichen mit der Verpflichtung von Markus Weber als Trainer einen Volltreffer gelandet haben. "Die Zusammenarbeit in neuer Konstellation hat den erwünschten Erfolg gebracht. Das hatten wir uns so auch erhofft." Klar ist, dass dies nur möglich ist, weil die Akteure offen für neue Ideen sind. Petersen-Lund: "Taktisch hat sich das Team auf jeden Fall weiterentwickelt. Es ist nie verkehrt, wenn Spieler eine andere Meinung kennenlernen. Man darf sich auch im Amateurbereich nicht ausruhen!"

Es scheint, als wäre Weber - gemeinsam mit seinen Assistenten Roman Ehlert und Oliver Liebert - ein optimaler Gegenpol zur Mannschaft, die auch privat eine verschworene Einheit ist. "Er wahrt ein etwas distanzierteres Spieler-Trainer-Verhältnis und hat gewisse Schutzmechanismen. Aber das sehe ich auf keinen Fall negativ. Wenn wir mit der Truppe etwa unternehmen, ist er immer dabei", sagt der Obmann.

Der TuS Hartenholm, aufgrund der Auflösung des SC Kisdorf an diesem Wochenende spielfrei, ist also in einer komfortablen Lage. Patrick Petersen-Lund betont, dass es "keinen Druck" gibt. Dennoch wird der Verein im Laufe der Winterpause strategische Vorkehrungen treffen - blauäugig wird mit dem Thema Schleswig-Holstein-Liga nicht umgegangen.

Während der Verbandsliga-Champion automatisch aufsteigt, werden die Zweiten der vier Staffeln definitiv eine Relegation spielen, da aufgrund der Regionalliga-Reform fünf freie Startplätze in der SH-Liga zu vergeben sind. "Irgendwann müssen wir uns Gedanken machen. Wir werden mit Sicherheit nicht kopf- und planlos in die Rückserie gehen. Aber wir haben noch viel Zeit", sagt Petersen-Lund.

Er selbst ist hingegen als Schiedsrichter bereits regelmäßig in der fünfthöchsten Spielklasse im Einsatz und kennt daher die Begebenheiten. "Zwischen Schleswig-Holstein-Liga und Verbandsliga liegen qualitativ eineinhalb Klassen. Wir sehen das am SV Henstedt-Ulzburg und SV Todesfelde, die keineswegs souverän spielen, sportlich aber viel weiter sind als wir." Die Offensive des TuS Hartenholm bleibt demnach vorerst auf den Rasen beschränkt.