NSV-Handballtrainer Thiago Santos verrät im Hamburger Abendblatt-Interview, wie er sein Team wieder auf Erfolgskurs bringen möchte.

Norderstedt. Heute leitet Thiago Santos zum dritten Mal nach der Amtsübernahme von Marcus Schwarzer das Training der Hamburg-Liga-Handballer des Norderstedter SV. Der Rückraumspieler, der wegen einer erneuten Meniskusverletzung pausieren muss, soll den Oberliga-Absteiger, der mit 6:10 Punkten überraschend schlecht in die Serie 2011/2012 gestartet ist, wieder auf Kurs bringen. Das Hamburger Abendblatt interviewte den Hoffnungsträger.

Hamburger Abendblatt: Herr Santos, wie war das Gefühl, beim ersten Training als Coach vor den Mitspielern zu stehen?

Thiago Santos: Wenig aufregend. Die Mannschaft war ja durch Abteilungsleiter Steffen Liepold und den Zeitungsbericht im Hamburger Abendblatt auf den Rollenwechsel vorbereitet. Da ich als Coach alleinverantwortlich bin, habe ich mit Mannschaftskapitän Matthias Matuch lange über meine neue Position gesprochen. Das Team ist mit dieser Lösung zufrieden, und ich habe an die Jungs appelliert, dass ich für diese Aufgabe ihre volle Unterstützung brauche.

Wie wollen Sie den NSV zurück in die Erfolgsspur bringen?

Santos: Wir müssen zurück zu den Wurzeln und als verschworenes Team wieder Spaß am Handball haben. Alle Spieler sollen sich aufs Training freuen. Über diese Leichtigkeit wird hoffentlich auch das Selbstvertrauen zurückkehren, das viele verloren haben.

Wie sehr spielt da die Verletzungsmisere mit hinein?

Santos: Die ist ein immenser Faktor für unseren Zustand. Zuerst widerfährt uns mit Lukas Ehlandts Achillessehnenriss dasselbe Pech wie im Vorjahr mit Paul Gummert, und dann fallen Florian Deppe und ich mit Knieverletzungen aus. Hierüber haben einige vergessen, dass jeder von uns gut genug ist, um sogar in der Oberliga zu spielen. Dieses Selbstbewusstsein müssen wir wiederfinden.

Wie sieht es mit Hilfe von außen aus?

Santos: Wann immer es möglich ist, werden wir aus der A-Jugend fürs Feld Tom und Felix Minners sowie Glenn Ehrens und fürs Tor Hendrik Peters in den Kader holen. Die Jungs haben sich schon bewährt und stehen für unsere zukunftsorientierte Planung. Der Nachwuchs braucht schließlich eine Perspektive. Außerdem wird uns mit Marco Hammerich ein regionalliga-erfahrener Routinier unterstützen.

Gibt es eine Chance, dass Thiago Santos auch wieder als Spieler des Norderstedter SV in Aktion tritt?

Santos: Das dauert. Zuerst muss eine Spezialistin in Mainz beurteilen, ob mein Außenmeniskus voll heilen kann. Dann käme nach der OP eine lange Reha, und erst dann würde ich über ein Comeback nachdenken. Aber ich bin 27 und habe einen dreijährigen Sohn; mit dem will ich rumtoben können, da werde ich kein Risiko eingehen.

Also wird aus dem Spieler Santos langfristig der Trainer Santos?

Santos: Ich will bald die C-Lizenz und die folgenden Trainerscheine erwerben. Ein Leben ohne Handball geht nicht - und ich habe Lust auf diese Aufgabe, die auch eine Chance für mich ist.